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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wusste dies auch so. Längst würde sie die Vermögensverhältnisse offen gelegt haben müssen – worauf der allgegenwärtige Bürokratismus sicher zu dem Ergebnis gekommen war, dass sie in einem viel zu großen Haus wohne und noch genügend Geld auf der Bank habe, weshalb Sozialhilfe unter diesen Bedingungen nicht gewährt werde.
    Manuel hatte ihn kürzlich indirekt beruhigt. Er und Chrissi würden Monika finanziell unterstützen, sodass sie über die Runden kommen würde. Doch das war für ihn kein Trost gewesen. Früher oder später würde ohnehin alles verloren sein. Und selbst, was er nach dem wiederholten Lesen der Anklageschrift für äußerst unwahrscheinlich hielt, wenn sie ihn freisprechen sollten, bliebe so viel an ihm hängen, dass er in Donzdorf nicht bleiben konnte. Das Haus musste verkauft werden. Aber was machte er sich überhaupt Gedanken darüber? Sie würden ihm keine Chance geben, es nochmal sehen zu können. Und wenn, dann irgendwann, wenn er alt und gebrochen sein würde.
    Manuel gab sich große Mühe und er war ihm dafür dankbar. Doch nach jedem Besuch, wenn sie wieder Schriftsätze und die unpersönlichen Schreiben der Justiz besprochen hatten, zerrann ihm ein Stück Hoffnung auf Freiheit. »Mein Urteil ist nur noch eine Formsache«, hatte er zu Manuel gesagt und dabei die Hände vors Gesicht geschlagen.

44
     
    Linkohr war nach Feierabend zur Polizeidirektion in die Kreisstadt Göppingen gefahren, um mit Speckinger und Häberle über seine Entdeckung zu sprechen. Er legte stolz die Schwarz-Weiß-Fotokopie eines Fotos auf den Tisch. »Wie ich euch am Telefon bereits gesagt habe – es ist mir gelungen, einige Bauprojekte von Grauers Bildersammlung zu identifizieren. Viele davon stehen im weiten Umkreis – bis rauf in den Alb-Donau-Kreis, aber der Herr Grauer scheint sich nicht das erste Mal in diesem Tal da draußen herumgetrieben zu haben.«
    Häberle war stolz auf Linkohr, der in den vergangenen Jahren offenbar, was Recherche anbelangte, viel von ihm gelernt hatte.
    »Hier«, der junge Kriminalist deutete mit dem Kugelschreiber auf eine Stelle des Bildes, an der sich ein etwas abgesetztes Gebäude abzeichnete. »Das müssten Sie kennen, Chef.«
    Häberle nahm das Papier in die Hand, um es näher betrachten zu können. Er schüttelte schließlich den Kopf. »Tut mir leid, ich kann das nicht zuordnen.« Er legte die Kopie wieder auf den Tisch, worauf Linkohr sofort erneut auf das Gebäude deutete: »Das ist der neue Kuhmilchstall vom Steinberghof. Erinnern Sie sich? Wir sind durch den alten Stall durchgegangen zur Wiese, wo die Holzstämme gelegen sind – und da ist uns das neue Gebäude aufgefallen.«
    Die drei Männer sahen sich fragend an. »Und welche Rückschlüsse ziehen Sie daraus?«, wollte Häberle nachdenklich wissen.
    »Zumindest diese, dass Grauer vielleicht doch noch einen anderen Bezug zu dieser Landschaft da draußen hatte.«
    »Sie denken an ein Motiv für den Mord«, konstatierte der Chefermittler. »Ihre Mühe in Ehren, Herr Kollege – nur kann ich im Moment noch nicht erkennen, worauf Sie hinauswollen.«
    »Es könnte doch sein, dass der biedere Herr Grauer etwas ausspionieren wollte …«
    »… und dabei von Ketschmar erwischt und mit unbändigem Zorn umgebracht wurde«, unterbrach ihn jetzt Speckinger skeptisch.
    »Zum Beispiel«, erklärte Linkohr überzeugt. »Wenn dem so ist, dann hat sich Grauer da draußen vielleicht ziemlich unbeliebt gemacht. Damit mein ich aber, dass er nicht unbedingt nur dem Ketschmar in die Quere gekommen sein muss.«
    Häberle ließ sich nichts von seiner inneren Zustimmung anmerken.
    Speckinger, der die Arme leger über die Rückenlehne baumeln ließ, wandte ein: »Wenns denn so sein sollte, dann müssen wir Ketschmar aber glauben, dass er den Grauer vormittags tatsächlich angespuckt hat.«
    »Was ich dem zutrauen würde«, fügte Linkohr schnell hinzu.
    Der Kommissar lehnte sich zurück. »Eure Einwände sind wichtig. Noch mehr aber würde mich etwas anderes interessieren …« Er wandte sich direkt an Linkohr. »Sie werden das natürlich noch nicht festgestellt haben, ist auch nicht einfach – aber interessant wäre, welche Baufirmen an den einzelnen Projekten, die fotografiert worden sind, beteiligt waren.«
    »Ich weiß, woran Sie denken. Denn es gibt noch einen weiteren Aspekt.« Der Jungkriminalist blätterte in seinen Aufzeichnungen. »Sie entsinnen sich, dass wir in Grauers Handy auf einige wenige Telefonnummern gestoßen

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