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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Manuels Gesichtszüge ließen ein Lächeln erkennen. »Gerhard«, sagte er mit fester Stimme, »wir stehen das durch.«
    Noch ehe Ketschmar etwas erwidern konnte, deutete der Uniformierte auf die Armbanduhr. »Wir müssen«, stellte er sachlich fest. Die halbe Stunde war rum.
    Ketschmar schloss die Augen. Es ging zurück in die Hölle.
     
    Häberle hatte entschieden, ganz offiziell noch einmal in den Fall Grauer einzusteigen. Zwar hatte Helmut Bruhn einige Unmutsäußerungen gemacht und seine üblichen Bedenken zum Ausdruck gebracht, wenn er befürchtete, etwas könnte nicht die Billigung des Oberstaatsanwalts finden. »Denken Sie dran, wir haben genügend anderes zu tun«, hatte er kurz und knapp festgestellt. »Ich versteh nicht so recht, welchen Narren Sie an dem Ketschmar gefressen haben. Der kommt ins Loch – zack, weg. Und in ein paar Monaten spricht keiner mehr über ihn.« Sprachs, verließ Häberles Büro und schmetterte die Tür zu. Inzwischen hatte die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Ulm den Prozess terminiert. Auf den 5. April.
    »Das sind noch sechs Wochen«, stellte Häberle fest, als Linkohr und Speckinger zu einer Lagebesprechung gekommen waren.
    »Hast du eigentlich was von der Staatsanwaltschaft gehört?«, erkundigte sich Speckinger, während er sich auf einem Besucherstuhl niederließ. »Die sind doch sicher nicht drüber erfreut, wenn wir ihnen jetzt noch ins Handwerk pfuschen, oder?«
    Häberle, der an seinem Schreibtisch sitzen blieb, hob beschwichtigend die Arme. »Was heißt erfreut? Ich lass mich von niemandem davon abhalten, die Ermittlungen weiterzuführen, wenn ich es für notwendig erachte.«
    Linkohr hatte sich mit dem Gesäß lässig gegen den Besuchertisch gelehnt. »Und wenn wir die Anklage ins Wackeln bringen?« Diese Frage hatte ihn schon lange beschäftigt. Zwar hatte er mit Häberle einen absoluten Rückhalt, aber er musste auch an seine Karriere denken. Man konnte sehr schnell zwischen alle Stühle geraten – und da empfahl es sich nicht, die Loyalität zur Staatsanwaltschaft aufs Spiel zu setzen. Irgendein jung-dynamischer Beamter aus der Führungsetage hatte ihm einmal gesagt: »Unsere Aufgabe ist es, die Schuld zu beweisen. Für die Unschuld sind andere zuständig.«
    Häberle lächelte mitleidig. »Mag sein«, meinte er, »aber wenn ich als Zeuge vor Gericht vernommen werde, bin ich für mich verantwortlich, schon gar, wenn ich vereidigt werde – und nicht für den Herrn Staatsanwalt. Also will ich guten Gewissens sagen können, wie der Sachverhalt ist.«
    Speckinger nickte. »Schon gar vor dieser Schwurgerichtskammer. Der Muckenhans ist ein gewiefter Hund.« Gemeint war der vorsitzende Richter, der wie kaum ein anderer dazu neigte, noch während des Prozesses Nachermittlungen anstellen zu lassen. Erst dieser Tage war dies deutlich geworden. In der Verhandlung gegen einen jungen Brandstifter hatte Muckenhans nahezu stündlich neue Recherchen angeordnet und sogar selbst in den Pausen telefonisch die Angaben des Angeklagten überprüft. Diesen Vorsitzenden und seinen Beisitzer Elmar Friesenmeiler vereinten kriminalistische Kombinationsgabe und juristische Spitzfindigkeiten auf geradezu ideale Weise.
    »Außerdem«, fuhr Häberle fort, »ich hab mit Ketschmars Anwalt gesprochen, Traknow heißt der, ihr wisst es ja. Er wird dafür sorgen, dass unsere neuen Erkenntnisse in den Prozess einfließen.«
    Speckinger grinste. »Du arbeitest mit dem Anwalt zusammen?«
    »Nicht zusammenarbeiten. Ich will nur, dass auch in diesem Fall die Gerechtigkeit siegt.« Dann wandte er sich an Linkohr: »Aber jetzt lassen Sie mal hören, was Sie rausgekriegt haben.«
    »Die erste Frage war ja, ob es Zusammenhänge zwischen den fotografierten Baustellen gibt. Das lässt sich nicht so ohne weiteres feststellen, ohne die Bauherrn direkt zu fragen. Aber bei einigen bin ich fündig geworden.« Linkohr sortierte seine Papiere. »Vier dieser Gebäude sind demnach von der Stuttgarter Firma ›Pottstett-Bau‹ erstellt worden …« Er legte eine Pause ein, um eine Reaktion abzuwarten. Die aber blieb zu seiner großen Enttäuschung aus. »›Pottstett-Bau‹«, wiederholte er deshalb, »ihr entsinnt euch? Ich sag nur ›Eckert‹ und ›Bürocontainer‹.«
    Speckinger nickte. »Natürlich sagt uns das etwas.« Er grinste zu Häberle hinüber, der ebenfalls anerkennend nickte. »Okay, aber allzu viel lässt sich daraus nicht ableiten. ›Pottstett-Bau‹ ist ein großes Unternehmen und baut sicher

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