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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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einen neuen Anstrich nötig gehabt. Die Dachrinnen hingen ziemlich lose an den Ecken und auch von den Fensterrahmen blätterte die Farbe. Ein verkommenes Anwesen, dachte Häberle.
    »Manchmal wohnen Monteure bei mir«, erklärte Hudelmaier, »es hat sich rumgesprochen, dass man bei uns billig übernachten kann.«
    »Monteure von auswärts?«
    »Ja, Sie glauben nicht, wie viele auswärtige Elektronikfirmen bei uns in der Gegend Aufträge haben. Oder wie viel Monteure wegen den Windkrafträdern auf der Alb droben unterwegs sind.«
    Häberle nickte. »Angenommen … nur mal angenommen, wir würden uns für einige Ihrer Gäste interessieren …«, sprach der Kriminalist langsam, als sich Linkohr wieder näherte, »… dann müssten sich die Adressen in Ihren Unterlagen finden, oder?«
    »Ja, natürlich. Wir nehmen es mit den Anmeldungen sehr genau.« Er sah die beiden Kriminalisten nacheinander an. »Was haben Sie denn geglaubt?« Es klang vorwurfsvoll.
    »Dann ist alles okay. Nur noch eine Frage am Rande – falls ich vom Gericht danach gefragt werde: Wie war das nochmal – haben Sie eigentlich den Herrn Grauer gekannt, den Toten?«
    »Nein, wie kommen Sie denn da drauf?«
    »Und den Herrn Eckert?«
    »Eckert?«
    »Ja, Eckert«, wiederholte Häberle, »diesen Bauingenieur, der da drüben den Ferkelstall gebaut hat.«
    »Eckert, ja«, Hudelmaier lächelte gezwungen, »man hat sich mal zugewunken im Vorbeifahren und hat auch mal über den Bau geredet.«
    »Mehr nicht?«
    Hudelmaier schüttelte mit zusammengekniffenen Lippen den Kopf.

63
     
    Manuel war am Sonntagvormittag in die Wohnung seiner Schwiegereltern nach Donzdorf gefahren, um sich die Aufzeichnung des Telefongesprächs selbst anzuhören. Monika hatte recht. Die Stimme stammte von einer Ausländerin. Er besah sich das Gerät, überlegte, wie er die Aufnahme sicherstellen konnte, um sie der Kriminalpolizei vorzulegen. Nach kurzem Überlegen entschied er sich, sein Diktiergerät an den Lautsprecher zu halten. Damit würde er, wenngleich qualitativ schlecht, eine Kopie erhalten. Zufrieden stellte er anschließend fest, dass die Frauenstimme zu verstehen war. Dann trennte er vorsorglich den Anrufbeantworter vom Stromnetz, damit die gespeicherten Gespräche nicht durch einen Zufall gelöscht werden konnten.
    Manuel rief von seinem Handy aus die Polizeidirektion an, in der er Häberle vermutete. Immerhin hatte das Gericht jede Menge Nachermittlungen eingefordert, die den Kommissar mit Sicherheit auch am Sonntag beschäftigen würden.
    Der Anwalt hatte richtig vermutet. Er bekam Häberle an die Strippe, berichtete ihm in knappen Worten, worum es ging und bat um ein persönliches Gespräch. Der Kommissar stimmte sofort zu.
    Die Fahrt nach Göppingen dauerte knapp eine Viertelstunde, was aber nur zu dieser sonntäglichen Zeit möglich war. Manuel staunte, dass einige Ampeln wider Erwarten grün zeigten. Außerdem hatten die Kreisverkehre auf der Eislinger Nordverbindung zu einer deutlichen Entzerrung des Verkehrs beigetragen.
    Häberle hatte in der Wache Bescheid gesagt, dass er einen Anwalt erwarte, den man durchlassen dürfe. Dort holte der Kommissar seinen Besucher ab, brachte ihn ins Obergeschoss und bot ihm im Büro einen Platz am Besuchertisch an.
    Manuel wiederholte noch einmal, was er Häberle bereits am Telefon gesagt hatte und legte dann sein eingeschaltetes Diktiergerät auf die Tischplatte. Der Kriminalist konzentrierte sich auf die Frauenstimme, ließ sie noch einmal vorspielen und meinte dann: »Eine Ausländerin, ganz klar. Slowakei, Tschechien, Ungarn, Polen.«
    »Ist am 24. März um einundzwanzig Uhr siebzehn eingegangen«, ergänzte Manuel nach einem Blick auf seinen Notizblock. »Also rund zwei Wochen vor Prozessbeginn.«
    »Container«, wiederholte Häberle, was die Frauenstimme gesagt hatte, »das ist natürlich eine Anspielung auf den Brandanschlag.«
    Manuel nickte und zitierte: »Ihr Mann sollte sehr genau an den Container denken. Ich geh auch davon aus, dass der Bürocontainer gemeint ist. Irgendwie klingt es wie eine Drohung gegen meinen Mandanten.«
    Der Kommissar stimmte dem Anwalt zu. »Hat Ihr Mandant an den Container gedacht?«
    »Sie werden verstehen, dass ich dazu jetzt nichts sagen will«, erwiderte Manuel, »aber vielleicht hilft es Ihren Nachermittlungen weiter, wenn Sie diesen Aspekt im Auge behalten. Vielleicht soll«, er steckte das Diktiergerät wieder in seine Jackentasche, »vielleicht soll mein Mandant daran gehindert werden,

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