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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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war meine Frage für ihn so obskur. Gerade hab ich noch über Leichen und Schwarzarbeiter mit ihm gesprochen – und dann will ich was zu der alten Kiste wissen. Das verkraftet vielleicht selbst ein junger Knoll nicht.«
    »Und warum haben Sie so abrupt das Thema gewechselt?« Linkohr sah den alten Fuchs lauernd von der Seite an.
    »Irritation, tarnen und täuschen.« Er grinste. Linkohr wusste, dass es in solchen Augenblicken sinnlos war, weitere Fragen zu stellen.
    »Da drüben stand Grauers blauer Fiesta, erinnern Sie sich?«, wechselte der Kriminalist erneut das Thema. Er zeigte zum Erlenhof hinüber, den er auch noch ansteuern wollte.
    »Der Einzige, der die Landwirtschaft nur noch nebenher betreibt«, stellte Linkohr fest, als sie in den Hof hineinrollten, in dem eine schwarze Katze flüchtete. Wenigstens mal kein Hund, dachte der Jung-Kriminalist. Dafür stand an einer offenen, aber ziemlich windschiefen Tür des Querbaus ein stattlicher Mann, der die unerwarteten Besucher kritisch beäugte. »Das ist Hudelmaier.«
    »Wenn ich ihm auf der Straße begegnet wär, hätt ich ihn nicht mehr erkannt, nein«, meinte Linkohr. Sie fuhren dicht an ihn heran und stellten den Audi in Fahrtrichtung ab. Hudelmaier kam auf die Kriminalisten zu. »Wenn ich mich richtig entsinne, kennen wir uns«, sagte er freundlich und hielt den beiden Männern die Hand zur Begrü­ßung entgegen.
    »Ich bin Kommissar Häberle«, stellte sich der Ermittler vor und spürte einen beißenden Mistgestank in der Nase, »und das ist mein Kollege Linkohr. Wir waren im November schon mal hier – wegen des Fiestas, Sie entsinnen sich.«
    »Zwangsläufig«, entgegnete der Mann, der seine Hände jetzt tief in die Taschen seines blauen Arbeitsanzugs vergrub. »Ich war schon als Zeuge in Ulm. Die wollten von mir wissen, ob ich das Auto schon öfter gesehen hätte.«
    Häberle nickte verständnisvoll. »Klar, hab vergessen, dass Sie auch auf der Zeugenliste standen.«
    »Dann ist die Sache ja endlich abgeschlossen, denk ich?«
    »Vermutlich«, konstatierte der Kommissar, »am Mittwoch wollen sie das Urteil verkünden.«
    »Und … und jetzt kommen Sie wegen dem alten Blü­cher? Oder haben Sie ihn gefunden?«
    »Leider nicht«, antwortete Häberle ruhig, »aber das hat vermutlich mit der anderen Sache sowieso nichts zu tun.«
    Linkohr sah seinen Chef für einen Moment verwundert an.
    »Wenn die Sache abgeschlossen ist«, hakte Hudelmaier nach, »dann gibt es doch für Sie hier keine Arbeit mehr, oder seh ich das falsch?«
    »Im Normalfall wär das so, das sehen Sie richtig, aber, sind wir ehrlich, was ist heut schon normal?«
    »Da haben Sie recht. Nichts ist mehr normal auf dieser Welt. Nichts. Aber auch gar nichts.«
    Linkohr schlenderte ein paar Meter weiter, um einen unauffälligen Blick durch die geöffnete Tür werfen zu können. Doch dort war nichts zu erkennen, weil in dem Raum kein Licht brannte.
    »Und jetzt treibt es Sie an den Tatort zurück«, meinte Hudelmaier lächelnd, während er Linkohr beobachtete. »Das sagt man doch sonst nur dem Täter nach, oder seh ich des falsch?«
    »So sagt man, ja. Ich will mir nur noch mal die Örtlichkeiten einprägen. Montag bin ich dran. Als Zeuge. Das Gericht will von den Kriminalisten meist wissen, wie die Gegend aussieht.«
    »Ach so«, zeigte sich Hudelmaier verständnisvoll und fast ein wenig erleichtert, »es hat sich seit November nicht viel getan. Es will nicht richtig Frühling werden.«
    »Und Ihre Pension leidet auch unterm Wetter«, knüpfte der Kommissar geschickt an das Gesagte an. Linkohr fand den Mistgestank entsetzlich. Er ging deshalb an der Scheunenfassade in Richtung Zufahrt zurück. Dort verbreitete offenbar die dampfende Dunglege diese üblen Gerüche.
    »Kein Wetter für ›Ferien auf dem Bauernhof‹. Außerdem fehlt den Leuten das Geld.«
    »Dann haben Sie derzeit gar keine Gäste?« Häberle blickte zu den kleinen Fenstern im ersten Obergeschoss hinauf. Dort vermutete er die Fremdenzimmer.
    »Nein, keine. Ich kann weder vom einen noch vom andern richtig leben. Die Landwirtschaft bringt nichts – und der Tourismus nicht viel.«
    »Den Winter über waren aber immer mal Gäste da?« Häberle versuchte, so unauffällig wie möglich zu fragen. Trotzdem wurde Hudelmaier skeptisch: »Interessiert Sie das jetzt privat oder als Polizist?«
    »Sowohl als auch. Ich bin von Natur aus ein Mensch, den alles interessiert.« Er lächelte und besah sich die Gebäudefassaden. Sie hätten längst

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