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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hören«, erklärte Muckenhans und lehnte sich zurück.
    Auch Friesenmeiler ließ von seinen Akten ab.
    Ketschmar räusperte sich und breitete die handschriftlichen Notizen vor sich aus, die er gestern Nachmittag zu Papier gebracht hatte. »Ich gebe zu, dass ich den Bürocontainer angezündet habe. Es war eine Kurzschlusshandlung …« Er stockte und spürte alle Blicke auf sich gerichtet. »… Herr Eckert hat mich erniedrigt. Ich war bei ihm und hab nach einem Job gefragt, denn der Herr Grauer hat mich geschickt. Und dann hab ich zu hören gekriegt, was alle sagen: zu alt, zu teuer und oft krank. Sie sind nichts mehr wert.« Er sah auf der Richterbank in versteinerte Gesichter. Auch der Psychiater und sogar der Staatsanwalt schienen ihm aufmerksam zuzuhören. »Und das sagt ausgerechnet einer, der in der ganzen Branche als Sklaventreiber verschrien ist, als der größte Schwarzarbeiterhändler weit und breit.« Friesenmeiler schrieb eifrig mit. »Die Firma Pottstett-Bau beschäftigt in großem Stil osteuropäische Schwarzarbeiter. Jeder weiß es – aber den Behörden ist es bis heute nicht gelungen, den Nachweis zu erbringen.« Er machte eine Pause und war überrascht, dass die Richter keine Zwischenfrage stellten. Sie ließen ihn tatsächlich reden. Damit hatte er nicht gerechnet. »Bei mir ist eine Sicherung durchgebrannt. Können Sie sich das vorstellen? Arbeitslos und kurz vor dem Sturz ins Bodenlose? Und dann stehen Sie vor so einem aalglatten Managertyp, der Ihnen ins Gesicht sagt, dass Ihre Erfahrung einen Dreck wert ist? Ich hab das nicht mehr ausgehalten. Da der Verdacht, dass ich den Grauer überfahren haben soll – und um mich rum nur Absagen. Sie können sich noch so bemühen – Sie haben keine Chance …«
    Muckenhans brachte ihn wieder zum eigentlichen Thema zurück: »Sie wollten uns schildern, was am Container geschehen ist.«
    »Ich bin ausgerastet, ja, nur so kann man das erklären. Jetzt oder nie, hab ich mir gesagt«, fuhr Ketschmar laut und deutlich fort. »Fünf Tage waren seit dem Tod Grauers vergangen, und ich hatte panische Angst, dass die Polizei kommt, schließlich gab es«, er legte das erste Blatt weg und las weiter, »es gab durch eine Verkettung unglücklicher Umstände so viele Hinweise, die gegen mich sprachen.« Er blickte Muckenhans fest ins Gesicht: »Ich hoffe, dass Sie mir glauben, dass alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände ist.« Der Vorsitzende ließ keine Regung erkennen, sondern ermunterte den Angeklagten, in der Erklärung fortzufahren. »Es kam also zu einer Begegnung mit Herrn Eckert, nehm ich an.«
    »Er war noch da an diesem Mittwochabend. Es war dunkel und es hat geregnet. Das war ein günstiger Moment, dem Großmaul Angst einzujagen. Ich hab geklopft und nochmal geklopft und gemerkt, wie er zu winseln angefangen hat – aber ich hab seine Tür von außen zugeklemmt.«
    »Sie haben mit ihm gesprochen?«
    »Ja, ich hab geklopft und ihn aufgefordert, aus dem Fenster zu sehen. Doch er hat sich nicht getraut. Dann hab ich ihn gefragt, ob er den Grauer vom Arbeitsamt kenne, der mich zu ihm geschickt hat.«
    Ketschmar legte wieder ein Blatt beiseite, während drunten auf der Olgastraße die Bremsen eines Lkw quietschten. »Aber Eckert war zu feige, um ans Fenster zu kommen. Ich hab ihm zwar angedroht, seine Bude abzufackeln, aber gemacht hab ich das erst später.«
    Schweigen. Muckenhans blieb ruhig. »Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie also weggegangen und haben den Brand später gelegt?«
    Ketschmar nickte. »Ich hab die Türsperre weggemacht, mich versteckt und gewartet, bis Eckert weggefahren ist – mit mächtig viel Schiss …« Er lächelte zufrieden. »Dann hab ich die Rückseite des Containers mit Benzin aus dem Ersatzkanister begossen und angezündet.«
    »Wann war das?«
    »Vielleicht eine Viertelstunde, nachdem Eckert weg war.«
    »Sie haben also mit Eckert gesprochen?«
    »Ja, natürlich. Wir haben uns zwar nicht gesehen, aber uns lautstark unterhalten.«
    Beisitzer Friesenmeiler blätterte hastig in einer Akte und fand sofort die gesuchte Stelle. »Wie erklären Sie sich dann, dass Herr Eckert bei der Polizei ausgesagt hat, der Container sei wohl im Laufe der Nacht angezündet worden?«
    »Er hat ja im Prinzip recht«, meinte Ketschmar jetzt erstaunlich gefestigt, »nur verschweigt er, dass wir miteinander gesprochen haben.«
    »Glauben Sie, dass er Sie erkannt hat?«
    »Mit Sicherheit. Das Vorstellungsgespräch lag erst zwei Wochen

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