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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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im Gelände zu feiern.«
    »Um diese Jahreszeit? Und dann die ganze Nacht?« Specki hegte Zweifel an derlei Aussagen. »Vielleicht sollten wir uns die Leute hier mal genauer anschauen.«
    »Der Hofbesitzer ist hier, er heißt Hudelmaier«, hörte er eine Stimme aus den Reihen der Kollegen sagen. Specki richtete sich auf und sah einen älteren Mann, der einigermaßen verängstigt zwischen den Uniformierten stand.
    »Das bin ich«, sagte Hudelmaier so zaghaft, wie es nicht zu seiner stattlichen Statur passen wollte. »Ich hab das Auto schon gestern Abend gesehen.«
    Häberle ging auf ihn zu und schüttelte ihm die kalte Hand. »Und es kommt tatsächlich öfter vor, dass hier Autos abgestellt werden?«
    »Ja, das ist so«, bestätigte der schlecht rasierte Mann, der seinen Körper in einen blauen Arbeitsanzug gezwängt hatte, »da oben …« – er deutete zum Kamm des Rehgebirgsrückens hinauf – »… da gibt es einige Hütten. Die sind bei jungen Leuten beliebt.« Er grinste. »Naja, da sind sie ungestört. Ist ja nicht schlimm.«
    »Und da haben Sie gedacht, die hätten ihr Auto hier gelassen und seien hochgelaufen …?«, hakte der Kommissar nach.
    »Ja, denn das Auto ist schon einige Mal hier gestanden.«
    »Ach …«, staunte Häberle und auch Specki spitzte die Ohren.
    »Zwei-, dreimal die letzten Wochen«, erklärte der Besitzer des Erlenhofs.
    »Und immer hier, zwischen den Gebäuden – so richtig versteckt?«, fragte Specki.
    »Naja – versteckt kann man ja nicht gerade sagen«, meinte der Bauer und vergrub seine Hände tief in den Hosentaschen, »es ist ein günstiger Platz – und niemand wird behindert.«
    »Haben Sie den Fahrer oder die Insassen mal gesehen?«, wollte Häberle wissen.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, nie. Außerdem denkt man doch nicht gleich ans Schlimmste …« Über sein Gesicht huschte ein Lächeln. »Ich bin doch keiner von denen …« Er deutete mit einer entsprechenden Kopfbewegung in Richtung Eulengreuthof. Alle wussten, was gemeint war.
    »Angenommen, der Fahrer oder die Insassen sind tatsächlich zum Rehgebirge hinaufgestiegen, dann hätten sie direkt an Ihrem Wohngebäude vorbeikommen müssen. Wäre Ihnen das nicht aufgefallen?«, fragte Häberle vorsichtig nach, ohne es wie einen Vorwurf klingen zu lassen.
    Wieder zuckte der Landwirt mit den Schultern. »Nur, wenn wir gerade im Hof gewesen wären oder aus dem Fenster geschaut hätten. Aber wir haben niemanden gesehen.«
    »Wenn der Fahrer aber abwärts geht, runter in die Talaue und rüber in Richtung Steinberghof, dann sehen Sie ihn sowieso nicht …?«, mischte sich Specki ein und besah sich die Landschaft.
    »Doch schon, aber wissen Sie, hier sind immer mal wieder Spaziergänger und Wanderer unterwegs. Was machen Sie jetzt mit dem Auto?«
    »Wir lassen es wegbringen«, versicherte Häberle und verabschiedete sich mit Handschlag.
    Dann wandte er sich an seinen Kollegen und bedeutete ihm, mit zum weißen Dienst-Audi zu gehen, den er kürzlich gegen seinen Mercedes hatte eintauschen müssen.
    »Mir scheint, als sei unser Grauer hier öfter rumgelungert – mit Fotoapparat und Fernglas«, konstatierte der Kriminalist, als sie auf dem schmalen Asphaltweg abwärts rollten.
    »Naja«, relativierte Häberle diese Feststellung, »beides muss nicht unbedingt etwas mit seinem Aufenthalt hier zu tun haben.«
    »Wir müssen sein persönliches Umfeld kennenlernen«, stellte Specki fest, »wenn er schon mit niemandem zusammenwohnt, wird es doch wenigstens Freunde und Bekannte geben.«
    Häberle bog in der Talaue nach links ab. »Ja, so seh ichs auch. Obwohl mich zunehmend das Gefühl beschleicht, dass in diesem Tal hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.«

13
     
    Sie waren in das kleine Kirchlein gegangen und vor dem stabilen Gitter stehen geblieben, das den Innenraum vor Vandalismus schützen sollte. Für ein paar Minuten verharrten sie in andächtiger Stille. Ketschmar kleidete seine Hoffnung auf eine bessere Zukunft in ein kurzes Stoßgebet, auf das er sich aber nicht recht konzentrieren konnte. Die kaputte Stoßstange wollte ihm nicht aus dem Sinn, so sehr er sie auch zu verdrängen versuchte. Dann dieser Grauer, der ihn über Monate hinweg schon erniedrigt und mit Formularen eingedeckt hatte. Als ob es nichts Wichtigeres zu tun gegeben hätte, als die Zeit für Bürokratismus zu opfern. Natürlich, Grauer konnte auch nichts dafür, wenn es für einen erfahrenen Bauingenieur keinen Job gab. Aber eine etwas

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