Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
geöffnet war. Wahrscheinlich das Schlafzimmer, dachte Häberle.
    Sie ließen sich in weit ausladenden Ledersesseln nieder. Eckerts Gesichtsausdruck war noch keinen Deut freundlicher geworden. Häberle versuchte, sein Gegenüber mit dem Hinweis versöhnlicher zu stimmen, dass es sich um eine reine Routineangelegenheit handle, die jedoch keinen Aufschub dulde. »Sie fahren ein gelbes Auto?«, kam er schließlich zu Sache.
    »Das ist kein Geheimnis«, gab sich der Bauleiter einsilbig, »unsere Firmenfahrzeuge sind alle gelb.«
    »Dann waren Sie am Freitagnachmittag noch auf der Baustelle?«
    Linkohr begann, sich Notizen zu machen, während Eckert misstrauisch die Augen zusammenkniff. »Wollen Sie mir jetzt was anhängen – oder was?«
    Häberle hob beschwichtigend die Arme, wie er das in solchen Fällen immer tat. »Keineswegs. Wir sind zunächst nur auf der Suche nach Zeugen, die möglicherweise etwas Wichtiges beobachtet haben.«
    »Ich hab nichts gesehen. Nichts, was mir sonderlich auffällig vorgekommen wäre.« Eckert beäugte kritisch Linkohrs Notizblock.
    »Sie waren in Ihrem Bürocontainer, nehm ich an?«
    »Wir haben am Freitagnachmittag nicht mehr gearbeitet. Ich bin geblieben, um Arbeitszettel in den Computer einzugeben.«
    »Wie lange waren Sie da?« Häberles Stimme hatte einen beruhigenden Klang angenommen.
    »Keine Ahnung. Es war jedenfalls schon dunkel, als ich raus bin.«
    Häberle machte eine Pause. »Wenn Sie am Computer gearbeitet haben, ließe sich feststellen, wann sie ihn abgeschaltet haben.«
    Eckert schwieg, während der Kriminalist sich ins Gedächtnis zu rufen versuchte, wann die Leiche gefunden worden war. 17.40 Uhr, wenn er sich richtig entsann. Um  17.15 Uhr wars vermutlich dunkel.
    »Sie haben nichts gehört – oder jemanden gesehen?«
    »Nichts, was mir aufgefallen wäre«, erklärte Eckert und wurde ärgerlicher: »Das sagte ich bereits.«
    »Kein Auto, keinen Fußgänger, keine Scheinwerfer?«
    »Und wenn Sie mich noch zehnmal fragen – da war nichts.«
    »Auch kein Auto, das zum Steinberghof rauf- oder von dort runtergefahren ist? Oder zum Eulengreuthof?«
    Eckert runzelte nur die Stirn.
    Häberle spürte, dass weiteres Nachfragen sinnlos sein würde. »Nur noch eine letzte Frage«, blieb er gelassen, »haben Sies gelegentlich auch mit dem Arbeitsamt zu tun?«
    Eckerts Gesichtsausdruck veränderte sich. Er wurde noch finstrer, wie der Kommissar zu erkennen glaubte.
    »Arbeitsamt?« Der Bauleiter strich sich übers unrasierte Kinn. »Natürlich. Die Jungs dort sind ziemlich penetrant. Regelmäßig rufen sie an, ob wir irgendeinen Arbeitslosen einstellen. Und das jetzt im Herbst! Keine Ahnung haben die, wie es auf dem Bau zugeht. Wer stellt denn jetzt jemanden ein?« Eckert verstummte und war ob seines emotionalen Ausbruchs offenbar selbst überrascht. »Was soll diese Frage überhaupt?«
    Häberle ging nicht darauf ein. »Kennen Sie einen Friedbert Grauer?«
    Eckert schluckte, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor dem aufquellenden Hemd. »Ist das einer von denen vom Arbeitsamt? Grauer – könnte sein.«
    Der Kriminalist nickte und Linkohr schrieb eifrig mit. »Hatten Sie Kontakt zu ihm?«
    »Ich meine, dass der so geheißen hat.« Eckert holte tief Luft. »Hat ein-, zweimal im Monat angerufen. Schon auf der vorherigen Baustelle. Den Sommer über haben wir ein Neubaugebiet erschlossen. Kanalbau und so.«
    »Und Ihre Firma hat Arbeitskräfte gesucht?«, wollte Häberle nun doch genauer wissen.
    »Im Frühsommer ja – aber doch jetzt nicht mehr.«
    »Gelernte oder Ungelernte?«
    »Zeitweilig beides.«
    »Und der Ansprechpartner waren Sie – nicht Ihre Zentrale in Stuttgart?«
    Eckert nickte. »Zentrale«, wiederholte er und ließ ein Grinsen erkennen, »so groß sind wir nicht. Ich bin der Chef für alles, was südlich von Stuttgart läuft. Wir halten nichts von einem Verwaltungswasserkopf. Kostet nur unnötig Geld und ist unproduktiv.«
    Wie recht er doch hatte, musste Häberle denken. Seit keiner mehr wirklich arbeiten wollte und sich immer mehr Menschen in der Verwaltung rumdrückten, schwätzten, koordinierten, vernetzten, protokollierten, konferierten, telefonierten, vor allem aber sich wichtig nahmen, gings mit dieser Republik nur noch abwärts. Aber dies predigte er seit Jahren bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit. Und überall stieß er auf Zustimmung. Nur änderte sich nichts.
     
    Sie waren an die Donau hinabgegangen. Der Fluss brachte eine

Weitere Kostenlose Bücher