Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
ich durch bin.« Es klang vorwurfsvoll. »Der Job hier ist was anderes, als draußen nach Blutspritzern zu suchen.«
    »Ich habja nur gedacht, dass du mir vielleicht etwas Aufbauendes mit auf den Heimweg geben könntest.«
    »Das Einzige, was auffällt …« Er klickte auf diverse Dateien, worauf der linke Monitor ein sommerliches Landschaftsbild zeigte, auf dem im Vordergrund eine ausgehobene Baugrube und weit im Hintergrund der charakteristische Kegel des Hohenstaufens zu sehen war. »Er hat seine Baustellen CD-weise sortiert. Das heißt, auf einer CD ist immer nur eine Baustelle drauf – alle Etappen bis zur Fertigstellung des Projekts.« Er klickte weiter, und man konnte, meist aus der gleichen Perspektive und im Wandel der Jahreszeiten, den Baufortschritt erkennen.
    »Das sieht zwar spannend aus«, kommentierte Specki, »aber was war der Zweck der Übung?«
    Der Angesprochene blieb ungerührt. »Das darfst du dich selbst fragen. Mein Job ist es hier, das les- und sichtbar zu machen, was den beschränkten Blicken eines Computerbanausen ein Leben lang vorenthalten bleiben würde.«
    Specki umklammerte den Hals seines Kollegen, als wolle er ihn würgen. »Und jetzt sagst du mir sofort, was dir sonst noch aufgefallen ist.« Er ließ ihn wieder los.
    »Vielleicht ist das auch alles nicht von Bedeutung«, relativierte der sitzende Kollege seine Bemerkung bereits wieder, »vielleicht war dieser Grauer tatsächlich nur ein Fotoamateur, der sich auf das Entstehen von Häusern, Kläranlagen, Straßen und Brücken konzentriert hat …«
    »Und wenn nicht?« Der Kollege antwortete nicht, denn plötzlich schien auf dem linken Monitor alles wie eingefroren zu sein, was den bis dahin ruhigen Mann völlig aus der Fassung brachte. »Wenn ich diesen Bill Gates mal in die Finger kriege, kannst du dich gleich auf deinen spektakulärsten Mordfall gefasst machen.«
    Specki zeigte Verständnis: »Mir ist bis heute ein Rätsel, wie sich die Menschheit so schnell einer Technik unterwerfen konnte, die so unausgegoren ist. Es kommt der Tag, das darfst du mir glauben, da wird dieses ganze Gelumpe zusammenbrechen. Und keiner kann dir dann sagen, warum.«
    Der Experte mühte sich redlich ab, die Kiste wieder in Gang zu bringen. »Ich muss dir noch was zeigen …« Er fingerte gekonnt mit der Maus, klickte hier, klickte da und hatte endlich wieder etwas auf dem Bildschirm.
    Specki stutzte. Es war ein extrem vergrößertes und verpixeltes Bild. »Was soll das denn sein?«, staunte er.
    »Die Frontseite eines Autos – mit dem Kennzeichen«, erklärte ihm der Kollege ruhig und fuhr mit dem Kugelschreiber die Umrisse ab. »Ist doch klar zu erkennen, oder?«
    Specki beugte sich über die Schulter des Kollegen. »Naja, mit viel Fantasie – und was soll daran so spannend sein?«
    »Dass sich ähnliche Aufnahmen immer wieder finden.«
    »Aber man kann doch überhaupt kein Kennzeichen ablesen – oder sieht dein Adlerauge mehr als meines?«
    Der Computerexperte klickte weitere Bilder auf den Monitor. »Vielleicht kann ich das eine oder andere noch verschärfen. Aber guck mal …« Er deutete auf ein weiteres Bild, »das sieht nicht nach einem deutschen Kennzeichen aus. Schwarzer Untergrund – wie es ihn früher im Ausland gegeben hat.«
    »Dann hat dieser Grauer nicht nur Baustellen gesammelt, sondern auch exotische KFZ-Kennzeichen. Oder wie soll ich das verstehen?«
    »Du kannst dirs aussuchen«, drehte sich der Kollege um, »ich besorg dir die Fakten und du ziehst die Schlüsse draus, okay?«
    »Und was findet sich im Computer selbst – auf der Festplatte und so?«
    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern. »Wie lang hab ich den Rechner jetzt hier? Drei Monate – oder vielleicht erst ein paar Stunden?«
    Specki schwieg. Denn die Stimmung seines Kollegen, das hörte er am Tonfall, schien langsam zu kippen. »Ich hab nicht vor, den Rest der Nacht hier drin zu hocken«, knurrte der Spezialist. »Das dankt mir keiner – schon gar nicht Bruhn .«

24
     
    Er war wie vom Blitz getroffen. Das Auto, ja. Sie wollten das Auto sehen. Draußen in der Garage. Ketschmar schien es, als seien seine Beine aus Gummi, als sei alles Blut daraus gewichen. Für ein paar Sekunden lang hatte sich eine bedrohliche Stille breit gemacht.
    »Wir könnten rausgehen«, schlug Häberle schließlich vor, nachdem niemand mehr etwas sagte.
    Ketschmars Blick ging ins Leere. Seine Frau hingegen hatte sich wieder unter Kontrolle. »Mein Mann ist fix und fertig«, sagte sie

Weitere Kostenlose Bücher