Beweislast
erinnert werden.«
»Jetzt übertreibst du aber maßlos. Auf der einen Seite jammerst du seit Monaten, wie schlecht es uns geht – und nun wirfst du das Geld zum Fenster raus. Überhaupt, was soll das denn für eine Sache sein? Du bist beim Wenden gegen Baumstämme gestoßen und bist anschließend rein zufällig dort vorbeigekommen, wo später ein Toter lag. Seh ich das richtig? So wars doch, oder?«
Er schwieg und schloss die Augen. Ja, so musste es gewesen sein.
23
Häberle war mit den Erkenntnissen, die die Sonderkommission an diesem Sonntag gewonnen hatte, zufrieden – auch wenn sich daraus noch kein konkretes Bild abzuzeichnen begann.
»Wir haben die beiden Jungs vom Steinberghof nochmal interviewt«, erklärte ein älterer Kollege und blätterte in einem Notizblock. »Die waren tatsächlich mit ihren Freundinnen zunächst Pizza essen und dann in einem Club in Stuttgart. Wir haben das gecheckt. Allerdings …« Er gab einem anderen Kollegen einen Wink. »Harry hat ein Ehepaar vernommen, das zur Hofkundschaft am Freitagabend zu zählen ist.«
»Ja«, machte der angesprochene Harry weiter, »dieses Ehepaar hat das Auto der beiden – diesen alten BMW – kurz nach fünf am Freitagabend etwa 300 Meter vom Fundort der Leiche entfernt auf dem Grünstreifen stehen sehen. Einer der Männer habe vorne am rechten Scheinwerfer irgendetwas gemacht.«
»Ach«, staunte Häberle, »haben Sie die Jungs drauf angesprochen?«
»Ja, natürlich«, antwortete Kollege Harry, »sie sagen, der rechte Scheinwerfer habe einen Wackelkontakt und müsse gelegentlich mit ein paar kräftigen Faustschlägen wieder zum Brennen gebracht werden.«
Eine andere Stimme meldete sich dazu: »Haben wir inzwischen auch gecheckt. Das scheint tatsächlich so zu sein.«
Häberle nickte zufrieden.
»Ein anderes Ehepaar«, berichtete jetzt Specki aus der hintersten Kollegenreihe, »das ist gegen halb sechs runtergefahren. Die Frau glaubt die Uhrzeit ziemlich genau an den Verkehrsnachrichten festmachen zu können, die meist zur halben Stunde ausgestrahlt werden. Aber das können wir beim Südwestrundfunk, den sie eingeschaltet hatte, noch nachprüfen.«
»Was hat sie denn gesehen?«, drängte Häberle zur Eile, obwohl das normalerweise nicht seine Art war.
»Vermutlich den Bauleiter«, erwiderte Specki. »Jedenfalls sei gerade, als sie vorbeigefahren seien, ein Mann aus diesem Bürocontainer rausgekommen. Es muss sich demnach um den Bauleiter gehandelt haben, denn der Container war ja später ordnungsgemäß verschlossen, wie die Kollegen der Schutzpolizei protokolliert haben.«
»Dass er noch längere Zeit dort war, hat er uns bestätigt«, erklärte Häberle, »er hat irgendwas am Computer gemacht, Verwaltungskram und so. Kann die Zeugin noch mehr dazu beisteuern?«
»Vermutlich nicht. Dieser Mann habe nur so ein rot-weißes Absperrband in der Hand gehalten – vermutlich, um die Baustelle während des Wochenendes zu sichern.«
»Klar«, stellte Häberle fest, »bevor er heimgegangen ist. Das deckt sich mit dem, was er uns gesagt hat.« Er blickte zu Linkohr hinüber, der diese Feststellung mit einem Kopfnicken bestätigte.
»Es ist erstaunlich, wer sich freitagabends um diese Zeit da draußen alles rumtreibt«, meinte ein anderer Kriminalist. »Einer Zeugin, die ich vernommen hab, ist bei der Fahrt zum Steinberghof hinauf ein PKW aufgefallen, den sie kurz vor der Baustelle eingeholt hatte und der zum Eulengreuthof abgebogen sei.«
»Das wird doch nicht der Eugen gewesen sein«, entfuhr es Häberle, worauf der Kriminalbeamte grinste und mit dem Kopf nickte. »Doch. Beschreibung des Fahrzeugs und Teile des Kennzeichens, an das sich die Frau noch erinnern kann, stimmen mit dem Auto vom Eulengreuthof überein.«
»Und – habt ihr ihn schon dazu befragt?«
Betretenes Schweigen.
»Naja«, war schließlich Speckis Stimme zu hören, »wir wollten dir dieses Vergnügen nicht nehmen, August.«
Fehlte nur noch dieser Ketschmar. Häberle hatte sich die Liste jener Personen geben lassen, die nach Auskunft des Steinberghof-Bauern am Freitagabend bei ihm gewesen waren. Ketschmar, so entnahm der Chefermittler den Aufzeichnungen der Kollegen, hatten sie bereits seit Samstagnachmittag zu erreichen versucht. Mehrmals sei die Bitte um Rückruf auf den Anrufbeantworter gesprochen worden. Bisher vergeblich.
Um so überraschter war Häberle, dass sich bei seinem Versuch sofort jemand meldete. Der Kriminalist erklärte kurz, worum es ging und
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