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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kündigte – ohne auf eine Reaktion zu warten – den Besuch von sich und Linkohr an. Ketschmar war nicht sonderlich begeistert.
    Jetzt saß er ihnen gegenüber auf der Couch, seine Frau daneben auf einem gepolsterten Hocker. Die beiden Kriminalisten hatten es sich in Sesseln gemütlich gemacht. Häberle entschuldigte sich für die Störung am Sonntagabend, während Linkohr wieder seinen karierten Notizblock aus einer der vielen Taschen seiner Outdoor-Jacke zog und sich darauf einstellte, wichtige Aussagen zu protokollieren. Er würde sie, wie immer, nach Rückkehr in die Polizeidirektion sofort in den Computer tippen, um sie allen Kollegen zugänglich zu machen.
    Der Chefermittler hatte im Laufe seiner vielen Berufsjahre ein Gespür dafür entwickelt, welche Atmosphäre ihn umgab. Hier bei den Ketschmars, deren Wohnung geschmackvoll und gemütlich eingerichtet war, herrschte trotz des angenehmen Ambientes eine undefinierbare Spannung. Der Hausherr selbst wirkte schlapp und müde, war blass und sichtlich nervös – die Frau versuchte ihre Unsicherheit zu überspielen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Häberle abermals und besah sich dabei die helle Schrankwand, auf der Bücher und Vasen drapiert waren, »wir haben mehrfach versucht, Sie zu erreichen.«
    Ketschmar wirkte nervös und suchte Blickkontakt zu seiner Frau.
    »Unser Besuch«, fuhr der Kriminalist fort, »ist rein routinemäßiger Natur.« Sein Standardspruch, wenn er bemerkte, dass sein Gesprächspartner unsicher war. »Ich weiß nicht, ob Sie schon wissen, was sich draußen im Tal zugetragen hat – am Freitagabend.«
    Ketschmar schüttelte zögernd den Kopf. Seine Frau blieb regungslos. »Nur das, was Sie mir vorhin am Telefon gesagt haben. Ich kann mir aber nicht so recht vorstellen, warum Sie deshalb zu uns kommen.« Er spielte mit seinen Fingern.
    »Nicht nur zu Ihnen«, beruhigte Häberle, »zu allen, die am Freitagabend beim Steinberghof oben waren. Wir suchen dringend Zeugen, die uns weiterhelfen könnten.«
    »Zeugen?«
    »Ja, klar«, entgegnete Häberle, »Zeugen. Irgendjemand muss da draußen doch etwas Verdächtiges gesehen haben. Und wenn es noch so unbedeutend war. Irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte.«
    Ketschmar holte tief Luft. »Was genau ist denn geschehen? Wir waren übers Wochenende weg und haben überhaupt nichts mitgekriegt.«
    Linkohr verfolgte das Gespräch gespannt.
    »Bei der Baustelle von diesem Schweinestall hat man einen Toten gefunden. Zuerst sah es nach Verkehrsunfall aus, doch inzwischen wissen wir, dass der Mann wohl zuerst angefahren und dann erdrosselt wurde.«
    Ketschmar schluckte. Seine Frau sah ihn von der Seite an.
    »Das ist ja schrecklich. Und wann soll das gewesen sein? Freitagabend, als ich da oben war?«
    »Wenn Sie zwischen 17 und 18 Uhr auf dem Steinberghof waren, wie es die Leute da oben in Erinnerung haben, dann könnte das hinkommen …« Häberle wollte den Mann jedoch nicht weiter erschrecken, »aber außer Ihnen waren viel mehr Personen da draußen unterwegs. Der Hofladen scheint sich großer Beliebtheit zu erfreuen.«
    Linkohr überkamen plötzlich Zweifel, ob die Unwissenheit Ketschmars gespielt war oder ob sie nur deshalb so seltsam klang, weil sie ihn mit einer nicht gerade erfreulichen Neuigkeit konfrontiert hatten.
    »Wie lange waren Sie denn oben?«
    »Naja, nicht sehr lang. Zwanzig Minuten maximal. Ich hab mit dem Alten ein Glas Moscht getrunken. Tun doch viele. Ja, und dann hat mir die junge Bäuerin Eier und Milch in die Hand gedrückt und ich bin wieder runtergefahren. Ich weiß nicht mal, ob während dieser Zeit andere Kunden auf den Hof gekommen sind. Jedenfalls nicht zum Alten.«
    »Können Sie die Zeit ungefähr eingrenzen? War Ihr Autoradio angeschaltet, kamen Nachrichten oder etwas, an das Sie sich erinnern können?«
    »Auf diesen kurzen Strecken schalt ich es nicht ein«, antwortete Ketschmar, »aber als ich losgefahren bin, wars noch hell. Es müsste noch vor fünf gewesen sein.«
    »Auf dem Rückweg wars dunkel?«
    »Dämmrig,ja, aber bei diesem Wetter wird es ja den ganzen Tag über nicht hell.«
    »Wie Sie unten an der Baustelle vorbeikamen – rauf und runter-, ist Ihnen dort etwas aufgefallen? Ein Fahrzeug – oder Licht in dem Bürocontainer?« Ketschmar schüttelte langsam den Kopf. »Nein, nichts von alledem. Ich hab aber auch nicht drauf geachtet.«
    »Autos, die Ihnen entgegengekommen sind?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Nach allem, was wir wissen, müssten einige

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