Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
Autos unterwegs gewesen sein!«
    »Mag schon sein, aber wenn Sie so eine Strecke öfter fahren, ein-, zweimal die Woche, dann achten Sie nicht drauf.« Er überlegte. »Das Einzige, was mir einfällt … aber das hat sicher nichts damit zu tun. Am Ortseingang bin ich auf ein Auto aufgeschlossen, das ein ausländisches Kennzeichen hatte.«
    »Es kam aus dem Tal?« Häberles Interesse stieg.
    »Ja, ich hab den Wagen eingeholt – eine Art Golf wars, aber kein VW.«
    »Und das Kennzeichen?«
    »Keine Ahnung. Kein deutsches jedenfalls, aber eins mit blauem Eurostern.«
    »Die Nationalitätenbuchstaben haben Sie nicht abgelesen?«
    »Nein, beim besten Willen nicht – nein.«
    »Andere Frage«, wechselte der Chefermittler das Thema, »kennen Sie einen Friedbert Grauer?«
    Ketschmar, der gedanklich noch mit dem Kennzeichen beschäftigt zu sein schien, sah den Kommissar irritiert an. Die Antwort ließ auf sich warten. »Grauer?« Häberle nickte bedächtig und lehnte sich entspannt zurück. »Grauer, ja – so heißt der Tote.«
    Auf Ketschmars Stirn begannen sich feine Schweißperlen zu bilden. Seine Frau nahm eine andere Sitzposition ein, um ihre Haltung zu entkrampfen. Er konnte seine Unsicherheit nur noch mühsam verbergen. »Das ist aber nicht … nicht der Grauer vom Arbeitsamt?«
    Wieder nickte der Kriminalist vorsichtig, als wolle er die spannungsgeladene Atmosphäre nicht noch mehr anheizen. »Doch, genau der … Sie kennen ihn?«
    Der Mann schloss für eine halbe Sekunde die Augen. »Der Name sagt mir was – ja. Ich bin arbeitslos, müssen Sie wissen.«
    Jetzt sah seine Frau eine günstige Gelegenheit, sich an dem Dialog zu beteiligen: »Deshalb ist mein Mann auch psychisch angeschlagen, wie Sie vielleicht bemerken. Er sucht verzweifelt Arbeit – und alles, was er bekommt, sind Absagen.«
    Häberle schwieg für einen Moment. »Das kann ich mir vorstellen«, zeigte er sich verständnisvoll. »Was sind Sie denn von Beruf?«
    »Bauingenieur«, antwortete er schnell und fügte resignierend hinzu. »aber zu alt.«
    Häberle nickte erneut und ließ noch einige Sekunden verstreichen, ehe er das Gespräch wieder behutsam in die gewünschte Richtung lenkte. »Und wie gut kannten Sie den Herrn Grauer?«
    »Er war mein Ansprechpartner im Arbeitsamt. Von kennen kann keine Rede sein. Alle paar Wochen musste ich antanzen und mir anhören, dass es leider keinen Job für mich gebe«, Ketschmars Redefluss wurde mit einem Mal flüssiger, »aber was kann man schon von einer Behörde erwarten? Zeitweilig komm ich mir da wie ein Hampelmann vor, den man halt herzitiert, weils eine Vorschrift so besagt.«
    »Sie sind auf das Arbeitsamt nicht gut zu sprechen«, konstatierte Häberle, was sein Gegenüber offensichtlich irritierte.
    »Ich bin enttäuscht, maßlos enttäuscht. Aber das tut hier nichts zur Sache.«
    Häberle verschränkte die Arme hinterm Nacken und streckte sich. »Aber über Ihre gelegentlichen Besuche im Arbeitsamt hinaus haben Sie Herrn Grauer nie getroffen?«
    »Wie soll ich diese Frage verstehen?«
    »Nur so – ohne Hintergedanken«, versicherte der Kommissar und hob die Arme, »wir wollen uns nur ein umfassendes Bild verschaffen. Mehr nicht.«
    »Grauer war für mich nur Ansprechpartner – einer dieser Bürohocker«, sagte er und wurde deutlich: »Oder nennen wirs Sesselfurzer.«
    Häberle grinste. Das gefiel ihm. »Das wars auch schon fast«, sagte er und lächelte den Ketschmars zu. »Nur noch eine Bitte, auch reine Routine …« Die Miene seines Gegenübers verfinsterte sich wieder.
    »Dürfen wir mal Ihr Auto sehen – nur so …?«, lächelte der Kriminalist, als ob dies die normalste Frage der Welt wäre.
    Ketschmar stockte der Atem.
     
    Specki war hundemüde und hatte eigentlich heimgehen wollen. Doch im Treppenhaus des Kripogebäudes machte er nochmal kehrt, um bei dem Kollegen der Computertechnik vorbeizuschauen. Der saß mit gekrümmtem Rücken zwischen drei Monitoren, auf denen Fotos und Texte zu sehen waren. Er hatte nicht einmal das Kommen des Kollegen bemerkt und erschrak deshalb, als er plötzlich dessen Stimme hörte: »Und – welches Geheimnis hat unser Opfer mit ins Jenseits genommen?«
    Der Computerexperte drehte sich für einen Augenblick um, ohne die Hand von der Maus zu nehmen. »Was glaubst du, wie schnell so etwas geht?« Er deutete auf einen ganzen Stapel CDs und DVDs, die die Spurensicherung aus Grauers Wohnung geholt hatte. »Manche sind mit einem Passwort geschützt. Das dauert, bis

Weitere Kostenlose Bücher