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Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und stand auf, »Sie sollten wissen, dass wir ab Januar vor dem Nichts stehen.«
    Auch die Kriminalisten erhoben sich. »Hartz IV«, zeigte sich Häberle verständnisvoll, »keinen Anspruch auf Unterstützung.«
    Ketschmar nickte, als er sich schwerfällig erhob. »Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Entschuldigen Sie.«
    Frau Ketschmar öffnete die Tür und führte die Kriminalisten in den Flur und von dort in den Nebenraum, der den Zugang zur Garage ermöglichte. Gerhard Ketschmar ließ den Besuchern den Vortritt und folgte ihnen fröstelnd. Das Schicksal hatte die Weichen gestellt, dachte er. Was immer er jetzt gleich sagte – niemand würde ihm glauben. Niemand. Nur seine Frau, das hatte er in den vergangenen Stunden gespürt, hielt zu ihm. Wie sie jetzt voranging, wie sie geradezu mutig und entschlossen dem drohenden Unheil ins Auge sah, das verdiente seinen ganzen Respekt. Er blieb im Flur zurück, wischte sich mit dem Handrü­cken den kalten Schweiß von der Stirn und hörte dumpf die Stimmen aus dem Nebenraum. »Es ist ein bisschen eng in unserer Garage«, sagte seine Frau, »auch das Licht ist nicht das beste.«
    Er schloss die Augen und hielt sich mit ausgestreckten Armen am Rahmen der ins Rauminnere schwenkenden Tür fest, atmete tief durch und wünschte sich, alles sei nur ein böser Traum.
    »Hier steht er«, hörte er seine Frau sagen. Sie waren in der Garage angekommen. Jetzt würde es nur noch Sekunden dauern.
    »Dürfen wir mal rumgehen?« Es war die Stimme dieses Kommissars, der mit seiner Leibesfülle gewiss Mühe hatte, sich zwischen Motorhaube und den Schränken hindurchzuquetschen. Hinüber zum Kotflügel auf der rechten Seite. Vielleicht aber würde dies der junge Kriminalist für ihn tun. Sie brauchten ja nur mit der Hand über das Plastikteil zu streichen, um das zersprungene Material zu ertasten. Jeder Anfänger würde dies sofort erkennen.
    Ketschmar betrat den Abstellraum, in dem Gartengeräte lagerten und die Fahrräder standen. Das dezente Licht der alten Wohnzimmerlampe, die er hier einmal an die Decke geschraubt hatte, stand im krassen Gegensatz zu dem grellen Schein der Leuchtstoffröhren in der Garage. Seine Frau war an der Tür stehen geblieben, während die beiden Kriminalisten offenbar bereits um das Auto gingen.
    Ketschmar ging schwer atmend auf seine Frau zu. In seinem Kopf pochte das Blut, stechende Schmerzen zogen über seine Stirn. Migräne. Die Migräne war wieder da. Gleich würde er auch die flimmernden Sehstörungen kriegen. Diese schwarz-weißen Zacken, die sich von der Mitte seines Sehfeldes langsam kreisförmig ausbreiteten, verbunden mit hämmerndem Kopfschmerz, bis sie sich nach einer halben Stunde am Rande verloren.
    Monika drehte sich um. Ihr Gesicht verriet Angst und Verständnis gleichermaßen. Gerhard fuhr ihr zärtlich übers Haar, streichelte ihre Wange und blieb stumm. »Frau Ketschmar«, Häberles Stimme zerriss die Stille, in der das monotone Brummen einer Leuchtstoffröhre immer lauter zu werden schien.
    Über Monikas Gesicht huschte ein aufmunterndes Lächeln, als sie sich wieder in die Garage wandte. »Ja, bitte?«
    »Dürften wir Sie bitten, das Tor zu öffnen und den Wagen kurz ein paar Meter hinauszufahren?«
    Jetzt war es so weit. Sie hatten es gesehen. Ketschmar stand wie erstarrt.
     
    Man hatte ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Seine Beine waren weich geworden, dann hatte jemand das Licht ausgeknipst. So jedenfalls schien es gestern Abend gewesen zu sein. Jetzt, in diesem weißen Zimmer, morgens oder mittags, er konnte dies zeitlich nicht zuordnen, da dröhnte ein mächtiger Schmerz in seinem Kopf. Wie war er hier hergekommen? Wo war er überhaupt? Ketschmar blickte sich vorsichtig um. Doch das Einzige, was ihm real und doch unerklärlich erschien, war dieser Schlauch vor seinem Gesicht, der irgendeine Flüssigkeit aus einer über ihm hängenden Flasche zum linken Arm leitete.
    Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis seine Sinne aus der Art des Raumes, in dem er sich befand, ein Krankenzimmer zeichneten. Der Fernsehapparat, der am Fußende des Bettes an der Wand montiert war, bestätigte diesen Eindruck. Ketschmar hob vorsichtig den Kopf und stellte fest, dass er allein war. Durch das Fenster zu seiner Linken traf sein Blick die nebelverhangenen Hänge der Schwäbischen Alb. Klar, er befand sich in der Göppinger Klinik am Eichert. Aber warum?
    Nur langsam gelang es ihm, seine Gedanken zu ordnen. Doch es schien so, als habe sein

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