Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beweislast

Beweislast

Titel: Beweislast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
des Monitors. »Eine Datei namens ›Arbeitszeit‹.«
    Eckert beugte sich über Stange, um zufrieden festzustellen: »Sagte ich Ihnen doch bereits.«
    Linkohr hatte auf eine solche Gelegenheit gewartet. Hinter dem Rücken der drei Männer bückte er sich, griff in den Papierkorb und entnahm ihm vorsichtig das Knäuel, das er für ein Papiertaschentuch gehalten hatte. Es war tatsächlich eines. Er ließ es in seiner Jackentasche verschwinden. Niemand hatte etwas bemerkt.
    Stange klickte unter den aufmerksamen Blicken von Eckert und Häberle weiter. »Die Uhrzeit«, stellte er fest und verglich die Anzeige auf dem Computer mit seiner Armbanduhr, »scheint ziemlich genau zu stimmen. Vielleicht zehn Sekunden zu spät, aber das ist unbedeutend.« Der Experte ließ weitere Auflistungen erscheinen und schwieg. Viel zu lange, wie Eckert befand. »Und jetzt – was suchen Sie jetzt noch?«
    Stange sagte nichts, sondern klickte wie besessen. Er schien irgendeine Aktion mehrfach zu wiederholen, um sich von dem Ergebnis zu vergewissern. »Was suchen Sie noch?«, wiederholte Eckert seine Frage. Seine Stimme verriet Ungeduld. Gleich würde er explodieren, befürchtete Häberle und legte eine Hand auf seine Schulter. »Geduld. Der Kollege nimmt es ganz genau.«
    Schließlich ließ Stange von der Maus ab und drehte den Kopf zu den beiden Männern hinter ihm. »Der Rechner wurde am Freitagabend gar nicht abgeschaltet. Erst wieder am Montagnachmittag um 16.48 Uhr. Das Gerät ist das ganze Wochenende über gelaufen.«
    Eckert blickte finster zwischen seinen buschigen Augenbrauen hervor. »Ja, und? Wieso überrascht Sie das?«
    Häberle zuckte mit den Schultern. »Muss uns das überraschen? Ich kenn Ihre Gepflogenheiten nicht«, zeigte er sich ratlos, »es gibt Büros, da laufen die Rechner jahraus, jahrein rund um die Uhr.«
    »Eben«, erwiderte der Bauleiter und es klang erleichtert. »Manchmal mach ich aus, manchmal nicht.«
    »Womit hängt das zusammen?«, fragte Häberle vorsichtig.
    Eckert blickte wortlos von einem zum anderen. »Zufälligkeiten.«
    Der Chefermittler riskierte eine kritische Bemerkung: »Oder ob Sie in Eile sind oder nicht?«

28
     
    Chrissi war bei ihrer Mutter geblieben. Zwar hatte sich Manuel gestern Abend nach der Rückkehr aus der Klinik zuversichtlich gezeigt, doch schien es ihr so, als sei es eher ein gewisser Zweckoptimismus gewesen. Irgendwie aber hatte die Schilderung seines Gesprächs mit Vati nicht so überzeugend geklungen. Doch darüber wollte sie mit ihrer Mutter nicht reden.
    »Er darf wahrscheinlich morgen früh heim«, sagte Monika Ketschmar, als sie beide beim Abspülen waren.
    »Dann wird sich Manuel um ein Gespräch mit der Kriminalpolizei bemühen«, erklärte Chrissi. »Er hat heut noch ein paar wichtige Termine beim Amtsgericht. Danach will er mit diesem Häberle Kontakt aufnehmen.«
    »Weißt du«, ihre Mutter tauchte einen Kochtopf in das schäumende Wasser des Spülbeckens, »entweder verschweigt uns Gerd etwas – oder ich versteh das alles nicht. Warum hat ihn der Schaden am Auto so beschäftigt? Und weshalb redet er sich ein, dass er in diese ganze Sache mit reingezogen wird? Das gibt doch keinen Sinn.« Ihre Augen waren noch immer gerötet. Sie hatte die halbe Nacht über geweint.
    »Vati ist mit den Nerven am Ende«, erwiderte die Tochter, »und wenn du einen bestimmten Punkt erreicht hast, so hat mir das Manuel mal in anderem Zusammenhang erklärt, dann siehst du plötzlich alles gegen dich gerichtet. Dann überfallen dich grundlos Ängste. Du reagierst dann ganz anders und fühlst dich von allen Menschen in die Enge getrieben.«
    Monika nickte. Vermutlich hatte ihre Tochter recht. Gerhard hatte sich in den letzten Monaten verändert. Und jedes Mal, wenn er von einem Vorstellungsgespräch zurückkam, schien es, als habe er einen neuen Depressionsschub erlitten.
    Die Klingel an der Eingangstür unterbrach ihr Gespräch. »Ich geh raus«, sagte Chrissi, wischte sich die Hände an ihrer hellblauen Schürze ab und eilte durch die Diele zur Haustür. Sie blickte in die Gesichter dreier Männer, von denen einer ein sympathisches Lächeln aufgesetzt hatte. Es war Häberle, der sich und seine beiden Kollegen vorstellte und sich für die Störung entschuldigte. Während sich die junge Frau als die Tochter des Hauses zu erkennen gab, sah Häberle bereits aus der Diele Frau Ketschmar auf sich zukommen. Er erkundigte sich nach ihrem Mann, erfuhr, dass er vermutlich morgen aus der Klinik

Weitere Kostenlose Bücher