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Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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erfährt, ist das ein Kündigungsgrund.«
    »Ich bin der Enkel von Frau Berthold. Klar? Und ich kann so lange bei meiner Oma wohnen, wie ich lustig bin, kapiert?«
    Der Hausmeister schraubte unermüdlich weiter und stellte den Briefkasten mit Lilos Namen gerade auf die Erde, als Raffael ihn an seiner Arbeitsjacke packte, hochzog und ihm gleichzeitig seine Faust ins Gesicht krachen ließ.
    Das hatte Vössing überhaupt nicht erwartet. Er stand schockiert da und war für einen Moment bewegungslos. Starrte den jungen Mann vor ihm fassungslos an, als bereits die nächste Faust sein Ohr traf.
    Vössing schrie auf vor Schmerz. Aus seiner Nase lief das Blut, und er wollte sich gerade wehren, wollte den Kampf aufnehmen, als Raffael ihn mit so viel Wucht in den Magen traf, dass der Hausmeister zusammensackte.
    »Was soll das?«, röchelte er und spuckte.
    »Lass die Sauerei und hör auf, hier rumzurotzen!«, schrie Raffael und riss ihn wieder hoch. Er drückte ihn gegen die Wand und sah ihm aus nur zwanzig Zentimetern Entfernung ins Gesicht.
    »Es ist alles ganz einfach, Schweinchen. Du schraubst jetzt die Briefkästen brav wieder an, dann drehst du die Birnen im Treppenhaus und im Keller wieder rein, die du wahrscheinlich gebraucht hast, um bei dir zu Hause das Scheißhaus zu beleuchten, und dann erneuerst du endlich und verflucht noch mal die kaputten Fenster im Flur. Ist das klar? Es zieht nämlich wie Hechtsuppe, und wenn man von hier bis in den vierten Stock läuft, hat man ’ne Lungenentzündung. Und da haben wir keinen Bock drauf. Hast du das kapiert?«
    Vössing antwortete nicht. Aber das Blut aus seiner Nase tropfte auf Raffaels Hand, was ihn noch wütender machte.
    »Ob du das kapiert hast?«
    Vössing nickte.
    »Und dann reparierst du das Schloss der Haustür. Und zwar heute noch. Und eins sag ich dir, wenn hier irgendjemand auf den schwachsinnigen Gedanken kommt, das Wasser abzustellen, dann schlag ich dich windelweich. Bis du nicht mehr weißt, wie du heißt. Das kannst du auch diesem hirnverbrannten Eigentümer erzählen.«
    Daraufhin stieß er Vössing mit voller Wucht das Knie in den Unterleib. Vössing schrie erneut, fiel vornüber und wimmerte nur noch.
    Raffael drückte ihn noch fester gegen die Wand.
    »Hör auf zu jaulen und hör zu, wenn ich mit dir rede, du elender Wichser. Ich hatte dich was gefragt!«
    »Was denn?«, jammerte Vössing.
    »Ob du kapiert hast, was ich von dir will, Vollidiot. Briefkästen, Glühbirnen, Fenster, Tür – und das Wasser bleibt. Klar? Passt das in deinen Quadratschädel mit Spatzenhirn?«
    Vössing nickte erneut. Er stand immer noch gekrümmt und mit Tränen in den Augen da.
    »Tun die Eier noch weh, Liebchen?«
    Vössing nickte.
    »Das ist gut. Solange sie wehtun, vergisst du wenigstens nicht, was ich von dir will. Und wenn du hier in diesem Haus noch mal irgendeinen Scheiß veranstaltest, dann schneid ich dir die Eier ab und stopf sie dir in dein blödes Maul. Ist das klar?«
    Vössing nickte schon wieder. Ihm blieb nichts anderes übrig.
    »Also dann, fang endlich an, du Schwachkopf. Meine Oma und ich, wir wollen es ein bisschen gemütlich haben.«
    Vössing hob den Briefkasten hoch und begann, ihn wieder anzuschrauben.
    Raffael lief ein paar Stufen hoch, dann fiel ihm etwas ein, und er drehte sich noch einmal zu Vössing um.
    »Ach, da hab ich ja noch was vergessen, Schatzi. Im zweiten Stock fehlt das Treppengeländer. Sieh zu, dass du es ersetzt. Aber ein bisschen plötzlich. Denn so was ist gefährlich. Wenn hier kleine Kinder spielen und abstürzen, oder wenn hier irgendwem was passiert, dann kannst du dir sicher vorstellen, was ich mit dir mache. Dann wirst du dir wünschen, nie geboren worden zu sein.«
    Damit ließ Raffael Vössing bei den Briefkästen stehen.

13
    Im Stall war auch jetzt, weit nach Mitternacht, noch reger Betrieb. In der rustikalen Eckkneipe drängte man sich um den Tresen, und die wenigen Barhocker waren heiß umkämpft. Ab Mitternacht gab es keine warme Küche mehr, aber dafür ein Buffet: fünfzehn Euro für alles, was auf einem Teller Platz hatte.
    Raffael fand das Buffet teuer, denn wenn man nicht alles gierig übereinanderstapeln wollte, sondern die Salatvariationen, Hühnerbrüste, Schinkenstreifen oder Käsehappen appetitlich anrichtete, passte nicht viel auf den winzigen Teller.
    Er vermied es daher meist, hier zu essen, aber er mochte es, in dieser Atmosphäre noch tief in der Nacht ein paar Biere zu trinken.
    Als er durch den

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