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Bewusstlos

Bewusstlos

Titel: Bewusstlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Hinterraum auf die Toilette ging, sah er sie. Es gab ihm einen Stich, so geil fand er sie. Sie hatte lange dunkle Haare, war nicht dick, aber auch nicht dünn, und ihre Augen hatten eine Intensität, dass man ohnmächtig werden konnte, wenn sie einen ansah. Er fragte sich, was sie hier in dieser Kaschemme, in der die meisten nicht bis drei zählen konnten, überhaupt zu suchen hatte.
    Sie spielte mit zwei widerlichen Typen Billard. Der eine hatte einen schwarzen Vollbart und trug eine Ché-Guevara-Kappe, der andere hatte einen Bürstenschnitt und war so mager, dass ihm seine Jeans um Knie und Schenkel schlotterten.
    Raffael holte sich ein Bier, schob einen Stuhl in die Nähe des Billardtisches und sah den dreien zu.
    Sie registrierte sofort, dass er sie beobachtete.
    Immer öfter begegneten sich ihre Blicke, und als sie einen guten Lauf hatte und eine Kugel nach der anderen versenkte, lächelte sie ihm sogar zu.
    Mit Leichtigkeit besiegte sie die beiden.
    »Dann kriege ich jetzt von jedem von euch ’nen Fünfer.« Sie grinste.
    Der Che-Guevara-Typ guckte noch grimmiger, als er ohnehin mit seinem dunklen Bart schon aussah, warf fünf Euro auf den Tisch, knallte den Queue auf einen der Kneipentische und verschwand.
    »Tja, dann hör’n wir jetzt auf«, sagte der Hagere bedauernd und drückte ihr das Geld in die Hand. »Tschüss, Natascha. Bis zum nächsten Mal.«
    Natascha und Raffael blieben allein zurück.
    »Natascha heißt du also.«
    »Ja. Und du?«
    »Ich bin Sven. Willst du was trinken? Ich geb einen aus.«
    »Okay, wenn du möchtest …«
    Sie verließen das Billardzimmer und fanden im normalen Kneipenraum noch einen freien Zweiertisch in der Nähe des Fensters.
    Raffael bestellte sich ein Bier und Natascha ein Glas Weißwein.
    »Absolut faszinierend, wie du die beiden weggefegt hast. Spielst du schon lange Billard?«
    »Eigentlich seit ich über den Tisch gucken kann. Mein Vater hat es mir beigebracht.« Sie lächelte, und er fand sie umwerfend.
    »Was machst du so?«, fragte er.
    »Ich bin Erzieherin. Und du?«
    »Wissenschaftliche Hilfskraft an der Uni.«
    »Oh! Und welcher Fachbereich?«
    »Philosophie.«
    »Wow!«
    Er hatte ins Schwarze getroffen. Es beeindruckte sie.
    »Ich würde dich gern ein bisschen näher kennenlernen«, sagte Raffael, was eigentlich eine Lüge war. Im Grunde war es ihm völlig egal, wer sie war und was sie machte, er wollte das alles nicht wissen. Er wollte sie flachlegen und Ende. Dieses ganze Gelaber ging ihm fürchterlich auf die Nerven.
    »Du bist doch schon dabei«, meinte sie und starrte in ihren Wein, als gäbe es nichts Interessanteres auf der Welt.
    »Ich finde Erzieherinnen richtig klasse«, begann er lahm, weil er partout nicht wusste, was er sagen sollte, »die Erziehung von Kindern ist echt das Wichtigste –«
    »Komm!«, unterbrach sie ihn und sah ihn belustigt an. »Gib dir keine Mühe. Du brauchst dir echt nicht mit so blöden Phrasen einen abzubrechen.«
    »Aber ich würde schon gern noch ein bisschen mehr von dir wissen«, verteidigte sich Raffael und spürte selbst, wie hohl das klang.
    »Ja klar, vielleicht im nächsten Leben. Heute Abend auf keinen Fall. Es ist zu spät, und ich bin zu müde.« Sie trank ihr Glas in einem Zug leer, was ihm signalisieren sollte, dass sie gehen wollte.
    »Wo wohnst du?«, fragte Raffael schnell.
    »Am Helgoländer Ufer.«
    »Das ist ja prima. Da kommst du direkt bei mir vorbei. Ich hab nämlich kein Auto dabei. Kannst du mich mitnehmen?«
    »Kein Problem. Gehen wir?«
    »Gehen wir.«
    Raffael winkte dem Kellner, bezahlte und verließ mit Natascha das Lokal.
    Wann hatte er das letzte Mal eine Frau gehabt? Es musste Lichtjahre her sein.
    »Schickes Auto«, bemerkte er, als sie vor einem Golf stehen blieb.
    »Haben mir meine Eltern geschenkt. Aber so neu, wie er aussieht, ist er nicht.« Sie lachte und stieg ein.
    Raffael setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Fahr den Weg zu dir. Ich wohne in der Paulstraße.«
    »Ah. Is ja ’n Ding.«
    »Welches Thema interessiert dich ganz besonders?«, fragte sie, als sie an einer roten Ampel stoppte und ihn ansah.
    »Wie? Welches Thema?« Er war irritiert.
    »Na, in der Philosophie. Was beschäftigt dich? Worüber denkst du nach?«
    Himmel, was stellte die für komplizierte Fragen! Aber noch war er Gott sei Dank nicht zu betrunken, um sich etwas Imponierendes ausdenken zu können.
    »Mich interessiert, ob es für moralisches Empfinden einen festen Platz im Gehirn gibt, so wie zum Beispiel

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