Bezaubernde Spionin
erschüttern, und nach dem zwangsläufig ausbrechenden Bürgerkrieg wäre es für John Bedford kein Problem, mithilfe der schottischen Clans den König zu stürzen und einen ihm genehmen, englandfreundlichen Monarchen auf den schottischen Thron zu hieven. Vielleicht musste nicht einmal ein einziger englischer Soldat dafür sein Blut opfern.
Und dann würde John auch noch Rupert von Atholl ausgeliefert bekommen, obwohl der keinerlei Schuld am Tod von Aylinn trug und Argyll aus gutem Grund und mit Fug und Recht niedergeschossen hatte. Der Pöbel würde jedenfalls Bedfords Strohpuppe als neuen König gern willkommen heißen.
Oh ja, dachte Georgina, wirklich ein ganz ausgezeichneter Plan, und was jetzt noch fehlt, ist nur, dass ich diesem netten jungen Mann hier neben mir die Informationen gebe, die John von Bedford mir aufgetragen hat. Dann ist Rupert von Atholl schon bald Geschichte.
Nur wusste sie plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob sie das wirklich wollte. Was sie zugegebenermaßen ziemlich verwirrte. Normalerweise ließ Lady Georgina Harrington niemals einen Mann oder ihre Lust zwischen sich und ihren Auftrag kommen. Aber in diesem Fall … bei diesem Mann … Sie biss die Zähne zusammen, als sie ein Gefühl in sich spürte, das sie schon lange, sehr lange nicht mehr empfunden hatte.
Es war ein Anflug von Eifersucht. Sie war tatsächlich eifersüchtig auf Aylinn von Albany, die Frau, der ganz offenkundig die Liebe dieses Prachtexemplars von einem Mann galt. Sie schluckte, als sie sich an diese Nacht erinnerte, in der sie versucht hatte, Rupert von Atholl zu verführen.
Sie war durch die Gänge des Schlosses geschlichen und gerade noch einer Entdeckung durch die Herzogin entgangen. Dann hatte sie in Sir Ruperts Kammer aber nur Sir Archibald angetroffen, als der gerade aus dem Gemach herauskam.
Sie hatte an dem Blick des Mannes gesehen, was er von ihr hielt und dass er ihr die Behauptung, wichtige, vertrauliche Dinge mit dem Lordkämmerer besprechen zu wollen, keine Sekunde geglaubt hatte. Er hatte ihr schlicht verboten, Sir Ruperts Kammer zu betreten, und sie einfach weggeschickt.
Sie hatte sich gefügt und war ein Stück den Gang entlanggegangen, unter den wachsamen Blicken von Sir Archibald.
Fast hätte sie sich dann in einer Erkernische versteckt, als sie unverkennbare Geräusche daraus gehört hatte. Eigentlich hatte sie eintreten und die beiden überraschen wollen, aber ein Instinkt hatte ihr geraten, abzuwarten und zu sehen, was passierte und was sie zu bereden hatten.
Also hatte an dem Vorhang gelauscht und mitbekommen, wie diese beiden Menschen sich förmlich aufeinander gestürzt hatten, statt miteinander zu sprechen, sich so leidenschaftlich geliebt hatten, dass ihr, Georgina, vor der Nische fast die Knie weich geworden wären.
Und gleichzeitig war sie verärgert gewesen. Diese Herzogin, die so unnahbar tat und sich benahm, als könnte sie den Lordkämmerer nicht ertragen, gab sich ihm bei der ersten Gelegenheit hin, und das freiwillig, und wie sie unschwer aus den leise gemurmelten Worten entnehmen konnte, die aus der Nische drangen, aus Liebe.
Diese Information war gewiss sehr nützlich für den Herzog von Bedford, denn seine Vermutung, dass seine Nichte vor dem Mörder ihres Vaters aus Schottland unter seine, John von Bedfords, Fittiche floh, wurde dadurch ad absurdum geführt. Im Gegenteil. Es drängte sich förmlich die Frage auf, ob Aylinn von Albany nicht einen ganz anderen Grund hatte, nach England zu gehen, einen Grund, der nichts mit Scham und Wut über diese schreckliche Tat zu tun hatte, sondern eher mit Liebe; mit Liebe zu ihrem Land, Schottland, und diesem Mann. Und sehr wahrscheinlich, obwohl das nur eine Spekulation war, steckten die Königin und der König dahinter.
Lady Aylinn Herzogin von Albany war jedenfalls alles andere als ein unschuldiges, harmloses Opfer der schottischen Barbaren. Oh nein. Sie hatte es verdient, ihre Rolle in den raffinierten Plänen des Herzogs einzunehmen, aber Georgina würde Bedford warnen müssen, dass er es keineswegs mit einer naiven Nichte zu tun bekam, sondern mit einer Frau, die wusste, worauf was sie sich einließ, und die ihre eigenen Pläne verfolgte. Pläne, die, wenn sie erfolgreich waren, möglicherweise sogar die des Herzogs durchkreuzen könnten.
Nun, dazu würde es nicht kommen, jedenfalls nicht, wenn sie, Georgina Harrington, etwas dagegen tun könnte.
Nur war sie an diesem Abend viel zu erregt gewesen, so erregt und
Weitere Kostenlose Bücher