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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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William ungelenk und knapp verneigte, konnte sich Georgina nur mit Mühe verkneifen, über die Schulter zurück zum Podest zu blicken.
    Hätte sie es getan, hätte sie nicht nur den eiskalten Blick eines blauen Augenpaares bemerkt, der ihr gefolgt war, sondern auch den eines seegrünen, der ebenfalls zu lodern schien, wenngleich auch aus vollkommen anderen Gründen.

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    6. KAPITEL
    A ylinn holte tief Luft, ballte kurz die Fäuste und straffte die Schultern, als der Seneschall ihren Namen ausrief. Sie spürte Nanette DeFleurilles' besorgten Blick in ihrem Rücken. Die Hofdame hielt sich den Etiketten gemäß einen Schritt hinter ihr, und Aylinn gestand sich ein, dass sie froh über die Gegenwart von Juliets Vertrauter war. Nanette mochte nicht in die Pläne eingeweiht sein, die Juliet mit Aylinn geschmiedet hatte, denn Connors Frau hatte im Auftrag der Königin, Joan Beaufort, gehandelt. Dennoch war die französische Edeldame eine wertvolle Verbündete und Stütze. Ihr trockener Humor und ihre scharfe Zunge waren vor allem sehr hilfreich, wenn es um Männer ging.
    Und letztlich ging es immer um Männer, ob sie nun englische Herzöge und Regenten waren, schottische Herzöge, Verräter und Väter oder ob sie … Lordkämmerer waren. Aylinn schluckte. Das Problem war nur, im Augenblick ging es vor allem um einen Mann, und zwar um einen, dem sie in wenigen Sekunden das erste Mal seit fast einem Jahr wieder begegnen würde.
    Dabei hatte sie eigentlich genug anderes zu tun, als ausgerechnet an ihn zu denken. Sie konzentrierte sich auf ihren Auftritt, den ersten am schottischen Hof seit fast einem Jahr, auf ihre Pläne, ihr Verhalten den englischen Gesandten gegenüber, auf ihre vorbereitete Rede, die sie mit Juliet noch einmal durchgegangen war.
    Dennoch tauchten immer wieder Bilder aus ihrem Gedächtnis auf, Bilder, auf die sie im Moment liebend gern verzichtet hätte. Trotz der langen Zeit waren ihr sein Gesicht, sein Mund, seine Hände, ja, jede noch so kleine Einzelheit seines Körpers unglaublich vertraut und standen sehr deutlich vor ihrem inneren Auge. Wie denn auch nicht?
    War er doch seit jener schicksalhaften Nacht immer in ihren Träumen erschienen, hatte sie verfolgt, sie mit seinen Zärtlichkeiten, seinen Liebesschwüren fast um den Verstand gebracht. Jede Nacht.
    Und ebenso war sie jede Nacht mit einem gellenden Schrei aus diesem Traum erwacht, mit einem schmerzlichen, gequälten Schrei, einem klagenden Schrei, der nicht nur den Tod ihres Vaters, sondern auch das Ende ihrer Zukunft zu verkünden schien. Einer Zukunft, die gerade erst begonnen zu haben schien.
    Sie stand immer noch im Schatten hinter dem Portal, hob den Kopf, zwang ein strahlendes Lächeln auf ihre Lippen und rollte einmal, ganz undamenhaft, mit den Schultern, um die ungeheure Last, die plötzlich darauf zu liegen schien, abzuschütteln. Was ihr freilich nicht sonderlich gut gelang. Aber wenigstens konnte sie jetzt gehen, das heißt, würdevoll und gemessen schreiten, wie es sich für eine Herzogin und eine der vornehmsten Frauen des schottischen Königreiches geziemte. Auch wenn sie das Gefühl hatte, ihre Beine gehörten gar nicht zu ihrem Körper, entzögen sich ihrer Kontrolle. Immerhin schienen sie zu wissen, wie sie zu funktionieren hatten, denn sie setzte sich in Bewegung, schritt durch das Portal in den großen Thronsaal von Schloss Perth, dem Sitz des schottischen Königs.
    Das Stimmengemurmel erstarb schlagartig, als Aylinn über den dicken, mit Motiven aus der heldenhaften schottischen Geschichte geschmückten Teppich zum Thronpodest ging, elegant, strahlend und äußerlich vollkommen gelassen. Sie neigte anmutig den Kopf nach rechts und links, als irgendwelche Gestalten einen Schritt vortraten, sie mit Verbeugungen oder einem Hofknicks grüßten; es waren Gesichter, die sie alle seit ihrer frühesten Kindheit kannte, aber sie hätte im Moment nicht sagen können, um welchen Adligen Schottlands es sich handelte, selbst wenn ihr Leben davon abgehangen hätte.
    Sie richtete den Blick starr nach vorn, auf das Podest, auf die beiden Throne, die darauf standen, den großen, prachtvoll mit Schnitzereien verzierten des Königs und den etwas kleineren, weniger geschmückten der Königin. Obwohl es ihr gelang, nicht zu stolpern, schienen die Gestalten ihrer Monarchen vor ihren Augen zu verschwimmen, waren ebenso undeutlich wie die Mienen der versammelten Adligen, die den Teppich säumten und einen Gang bildeten, durch den sie zum Podest

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