Bezaubernde Spionin
Lordkämmerer, der sich jetzt von dem ältlichen, stämmigen Lordkanzler gelöst hatte und sich dem Podest mit den Majestäten näherte, erneut verstohlen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es nicht einfach werden würde, ihn zu umgarnen und zu verführen, aber sie ahnte, dass die Belohnung dafür umso befriedigender sein würde. Es könnte sogar sein, dass er ihr Interesse mehr als nur eine kurze Weile zu fesseln vermochte.
Dennoch, Georgina gab sich einen Ruck, riss sich von der Betrachtung des sehnigen, kräftigen Leibes ihres Opfers los und klappte entschlossen den Fächer zusammen. Sie war nicht nur zum Vergnügen hier.
»Also gut, Lord Peter«, zischte sie und blickte kühl zu dem Gesandten hoch, der offenbar nur Augen für die junge Herzogin zu haben schien. Was ihr, Georgina, in diesem Moment ausnahmsweise gelegen kam. »Wenn Ihr in der Lage seid, Euren gierigen Blick von der Albany loszureißen und mir Eure Aufmerksamkeit zu schenken, würde ich Euch jetzt gern erklären, wie wir weiter vorgehen sollten.« Sie tippte leicht mit dem Fächer in ihre Handfläche. »Ich denke, nach der Vorstellung der Herzogin wäre es sehr opportun, wenn dieser unsägliche Douglas, unser treu ergebener Clanchief, seinen großen Auftritt darbietet und für Unruhe sorgt. Zuvor allerdings solltet Ihr vortreten und die Einladung des Herzogs von Bedford an seine junge Verwandte vorbringen. Verweist vor allem darauf, wie unsicher die Lage hier am schottischen Hofe ist. Der König dürfte kaum etwas dagegen einzuwenden haben, dass der Herzog seine letzte verbliebene Verwandte lieber im Westminster Palast in Sicherheit und um sich weiß, denkt Ihr nicht auch? Vor allem, wenn die ungebärdigen Lowland-Barbaren durch ihr rüpelhaftes Benehmen anschließend nur beweisen, wie berechtigt die Sorge unseres edlen Regenten ist.«
Peter Cunningham senkte zustimmend den Kopf. »Ein ganz ausgezeichneter Plan, Lady Harrington.« Er sah sich kurz um. »Vielleicht sollten wir uns noch einmal zu William Douglas gesellen und ihm genau erklären, wie sein Stichwort lautet und was er dann zu tun hat. Im Moment scheint die Gelegenheit sehr günstig zu sein, denn alle hier haben nur Augen für die junge Herzogin von Albany. Oder«, fügte er mit einem sarkastischen Grinsen hinzu, »für den Lordkämmerer Seiner Majestät, hm?«
Bevor Georgina ihn wütend anzischen konnte, was ihm einfiele, hatte Peter Cunningham ihr den Rücken zugekehrt und schlenderte, Bekannten unter den Höflingen zunickend, langsam auf die Ecke im Thronsaal zu, in der sich die Angehörigen des Douglas-Clans drängten.
Georgina setzte rasch ein strahlendes Lächeln auf und schlenderte in einem Bogen ebenfalls in dieselbe Richtung, nicht allerdings, ohne zuvor noch einmal einen Blick in Richtung des jungen Lordkämmerers geworfen zu haben.
Es durchfuhr sie heiß, als sie bemerkte, dass er offenbar seinen Blick von Lady Aylinn hatte losreißen können und jetzt … sie ansah. Seine blauen Augen schienen zu glühen, als sich ihre Blicke trafen, und Georginas Zunge zuckte heraus, als sie sich die Lippen leckte, die plötzlich trocken geworden waren. Dasselbe war ihr vorhin schon einmal passiert, als der junge Stewart sie ungeniert gemustert hatte.
Sie senkte unwillkürlich den Blick und hob rasch den Fächer. Das hatte sie noch nie getan, jedenfalls nicht ohne Berechnung, aber der Blick dieses Mannes nahm ihr förmlich den Atem, und sie bebte am ganzen Körper! Verdammt! Sie atmete mehrmals tief durch.
Also gut, diese Runde war eindeutig an ihn gegangen, aber ihre Reaktion auf ihn würde nicht zur Gewohnheit werden! Schon bald würde sie die zweite Runde einläuten, und dann war sie weit besser gegen ihn gewappnet.
Vielleicht sollte sie sich heute Nacht einen Stallburschen aufs Zimmer bestellen, oder noch besser, sie könnte heute Abend den Stallungen einen kurzen Besuch abstatten. Diese Stallknechte stanken zwar ganz fürchterlich, aber es waren kräftige junge Männer, und sie konnten zumindest etwas von der Glut lindern, die dieser verwünschte Schotte in ihr entfacht hatte.
Wenn sie ihre Leidenschaft wieder unter Kontrolle hatte, würden sie schon weitersehen. Das Spiel ist eröffnet, Sir Rupert von Atholl, auch wenn Ihr nicht die geringste Ahnung davon habt. Georgina zwang sich zu einem Lächeln, als sie beobachtete, wie sich Cunningham William Douglas näherte und kurz mit ihm sprach. Sie ließ den Fächer sinken, als der Clanchief sie ansah, und nickte unmerklich.
Als sich
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