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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Löwengrube, wäre wohl die passendere Formulierung gewesen.
    Allerdings … Cunningham runzelte die Stirn. Hatte Georgina Harrington vielleicht nicht ganz unrecht? Der Gesandte erinnerte sich noch an die Blicke, die Aylinn diesem Stewart, diesem Rupert von Atholl, schon bei der Krönung von James I. zugeworfen hatte. Damals hatte er es für typisch weibliche Koketterie gehalten, weil er zunächst davon ausgegangen war, dass, wenn überhaupt ein Mann das Vergnügen hatte, ihr Kopfkissen zu teilen, dieser Connor McPherson der Glückliche war. Als der dann eindeutig seine Zuneigung dieser verfluchten Cousine der Königin schenkte, dieser De Germont, und sie anglotzte wie eine liebeskranke Kuh den Mond, hatte sich Cunningham schon gefragt, wer wohl seine Nachfolge bei Aylinn von Albany antreten würde. Er hatte niemals ernsthaft in Erwägung gezogen, dass Aylinn ausgerechnet den aus der Art geschlagenen Stewart-Spross in ihr Bett holen würde; nicht zuletzt, weil er wusste, dass sie ihren Vater liebte und dessen verächtliche Einstellung zu Rupert von Atholl kannte. Eine Weile hatte sich Cunningham selbst sogar insgeheim Hoffnung gemacht, zwischen die zweifellos milchweißen Schenkel dieser prachtvollen Stute gleiten zu können. Eine Vorstellung, die er sich jedoch nach einem kurzen Gespräch, seinem einzigen mit Aylinn von Albany, rasch aus dem Kopf geschlagen hatte.
    Dieses hochnäsige Ding hatte ihn behandelt, als wäre er etwas, was gerade unter einem Stein hervorgekrochen wäre und deutlich mehr als zwei Beine hatte.
    Jetzt jedoch kamen Cunningham Zweifel daran, ob er die Lage damals wirklich richtig eingeschätzt hatte.
    Entsprang diese Hitze, die eindeutig in dem Blick gelegen hatte, den Aylinn soeben dem Lordkämmerer zugeworfen hatte, der Leidenschaft oder, schlimmer noch, der Liebe, oder war es das Glühen der Wut oder des Hasses, das er, Cunningham, in ihren Augen bemerkt hatte?
    »Seid Ihr etwa anderer Ansicht, Cunningham?«, zischte Georgina ihn an. Als der Gesandte pflichtschuldigst den Kopf schüttelte, hätte sie ihm am liebsten ihre Fingernägel durch das Gesicht gezogen und ärgerte sich gleichzeitig über ihre Gereiztheit. Was war plötzlich mit ihr los? Sie atmete mehrmals tief durch und fächerte sich erneut Luft zu. Seit diesem Blickkontakt mit diesem verdammten Lordkämmerer war sie ein wenig … irritiert, hätte sie gesagt, wäre sie in Gesellschaft gewesen, wo man auf seine Worte achtgeben musste. Aber ihre Gedanken waren frei, und sie war stark und selbstbewusst genug, um sich einzugestehen, was dieser überlegene, kühle und fast schon spöttische Blick, mit dem Sir Rupert von Atholl ihre kleine Spielerei kommentiert hatte, in ihr ausgelöst hatte. Sie war feucht zwischen den Beinen, ihr war heiß, und die Knospen ihrer Brüste waren hart. Kurz gesagt, sie begehrte diesen albernen Schotten, und zwar mit jeder Faser ihres Körpers. Es war schon sehr, sehr lange her, dass sie einen Mann so bedingungslos und gierig begehrt hatte. Genau genommen nicht mehr, seit sie gelernt hatte, ihre Reize gezielt einzusetzen, um immer mehr Macht unter ihren Röcken zu sammeln.
    Ha, immerhin gelang es ihr, John von Bedford, Feldherr und englischer Regent, und den Cousin des Königs Richard von York gegeneinander auszuspielen, und das mit nicht mehr als einem kurzen Aufblitzen ihrer Fesseln oder einem verführerischen Schimmern ihres Busens. Die beiden mächtigsten Männer Englands verwandelten sich in ihrem Bett in geifernde, schwanzgesteuerte Idioten, die ihr nur zu gern ihre Wünsche erfüllten, ihre politischen Wünsche, wohlgemerkt. Ihre leiblichen Wünsche … nun, John von Bedford mochte seinen Männern auf dem Feld und im Westminster Palast befehlen können, doch das Männlein, das im Boudoir strammstehen sollte, ließ sich nicht von ihm herumkommandieren, bedauerlicherweise. Und wenn doch, gehorchte er meist nur sehr kurz und eher mürrisch. Lady Georgina Harrington verzog die Lippen. Richard von York war dagegen fast schon ein Ausbund an Potenz, aber leider fehlte es ihm ebenso an Raffinesse wie an Manieren. Außerdem hätte Georgina ihm gern gesagt, dass es einen Mann keineswegs schwächte, wenn er sich gelegentlich wusch, statt sich nur zu parfümieren. Nur befürchtete sie ernstlich, mit einer solchen Bemerkung den Bogen zu überspannen. Sie konnte gefahrlos politische Intrigen spinnen, ihre Gegner verleumden und sich immer mehr Macht erschlafen, doch einen Mann wie Richard von York in seiner

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