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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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höchst zweifelhaftem Charakter gewesen wäre. Dafür war der schottische König viel zu klug und diplomatisch zu geschickt.
    Im Unterschied zu Bedford und Cunningham, die nicht nur blindlings an die gottgegebene Überlegenheit Englands glaubten, sondern auch an ihre eigene Überlegenheit allen anderen gegenüber, glaubte Lady Georgina daran, dass man seine Feinde vor allem niemals unterschätzen sollte.
    James’ Besonnenheit im Thronsaal und seine Gelassenheit, mit der er trotz der feindseligen Stimmung dem Bankett präsidiert hatte, hatten sie ebenso beeindruckt wie seine scharfe Intelligenz, die er in den Gesprächen mit Cunningham und auch ihr, Georgina, an den Tag gelegt hatte. Mochten Cunningham und John Bedford ruhig glauben, dass die Schotten Barbaren waren – sie, Lady Harrington wusste es besser.
    Und sollte sich John Bedford ruhig an den Glauben klammern, dass Sir Rupert ein Meuchelmörder wäre, der den »armen, alten Argyll« hinterrücks ermordet hätte; Bedford blieb kaum eine andere Haltung übrig, wenn er nicht seinem eigenen, hinterhältigen Verhalten ins Auge blicken und es beim Namen nennen wollte. Georgina hatte jedenfalls von ihren Informanten eine ganz andere Schilderung der Vorfälle erhalten, und zwar eine, bei der der »arme, alte Argyll« ganz und gar nicht gut weggekommen war. Er war es gewesen, der versucht hatte, Connor McPherson bei dem Turnier hinterrücks zu erdolchen, eine Ehrlosigkeit, die noch dadurch verschlimmert wurde, dass Connor den Herzog von Albany zuvor im Kampf auf Leben und Tod ehrlich besiegt und ihn dann sogar verschont hatte, obwohl sich die beiden Männer zweifellos nicht ausstehen konnten.
    So hatte Ruperts Tat nicht nur einem edlen Kämpfer das Leben gerettet, sondern letztlich sogar verhindert, dass man Argyll von Albany nicht nur wegen Hochverrats verurteilt und ihn wahrscheinlich ins Exil geschickt hätte, was ja kein so schreckliches Problem gewesen wäre, sondern ihn als feigen Mörder vor Gericht gestellt hätte. Der Schaden für John Bedfords Pläne wären in diesem Fall noch viel größer gewesen. Die Lowland-Clans mochten mit ihrem König unzufrieden sein, aber wäre Bedfords Vertrauter Argyll in aller Öffentlichkeit des Versuchs eines heimtückischen und ehrlosen Mordes schuldig gesprochen worden, wäre es sicher sehr schwer geworden, ihn später diesen stolzen Schotten als König aufzuschwatzen.
    Dennoch - Georgina konnte sich sehr gut vorstellen, warum das Mädchen den Lordkämmerer hasste, wie Bedford ihr versichert hatte; er mochte Schottland ja einen großen Dienst erwiesen haben, aber er hatte am Ende dafür ihren Vater getötet!
    Was Georgina zu denken gab, war nur, dass in dem Blick der jungen Herzogin, falls sie, Georgina, recht gesehen hatte, keineswegs blanker Hass gelegen hatte. Sicher, Aylinn von Albanys Augen hatten Funken gesprüht, wann immer sie Sir Rupert angesehen hatte, allerdings bezweifelte Georgina ernstlich, dass nur Wut der Auslöser für diese Blicke gewesen war. Ihre weiblichen Instinkte hatten sie bisher selten im Stich gelassen, und jetzt sagten sie ihr, dass die Blicke, die Lady Aylinn in Richtung Sir Rupert geworfen hatte, im tiefsten Grunde von etwas anderem gespeist wurden als dem Zorn auf den Mörder ihres Vaters. Diese Funken sprühten aus einem ähnlich tiefen Gefühl, gewiss, einem ebenso leidenschaftlichen wie Hass, sicher, nur war sich Georgina Harrington nicht ganz sicher, um welches Gefühl genau es sich bei Aylinn eigentlich handelte.
    Verbarg sich dahinter die gekränkte Eitelkeit einer enttäuschten Geliebten oder einer sitzen gelassenen Frau, oder signalisierten diese glühenden grünen Augen den Zorn darüber, dass ihre Besitzerin von dem Objekt ihrer Begierde ganz und gar verschmäht wurde? Wenn ja, konnte das vielleicht der Grund dafür sein, dass sie Schottland den Rücken kehren und nach England flüchten wollte?
    Die interessantere Frage jedoch war, dachte Georgina Harrington, welche Gefühle das Verhalten und die Abreise der Herzogin bei Sir Rupert von Atholl auslösten. War sie ihm wirklich gleichgültig? Oder war der Blick, mit dem er die Herzogin während des Empfangs einmal kurz gemustert und den Lady Georgina bemerkt hatte, tatsächlich traurig gewesen, beinahe gequält? Und wenn ja, warum?
    Nun, sagte sich Lady Harrington und zupfte an dem Ausschnitt ihres Kleides, das werde ich sehr bald herausfinden. Vielleicht liebt er diese Herzogin ja tatsächlich!
    Sollte das zutreffen, konnte das

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