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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Nachmittag im Thronsaal zugeworfen hatten? Was sollte er davon halten?
    Eines jedenfalls war klar: Er würde sich hüten, Lady Georgina Harrington zu sagen, was er insgeheim vermutete. Er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie zu einer wahren Furie werden konnte, wenn sich etwas - oder jemand – ihren Plänen widersetzte. Auch wenn ihn Herzog John über diese Pläne ins Bild gesetzt hatte: Angeblich sollte Lady Harrington die schottischen Clanchiefs der Lowlands auf die englische Seite ziehen, die sich bisher dem Werben Englands beziehungsweise dem des Herzogs Argyll von Albany, des Herzogs John von Bedford und seinem eigenen, dem von Lord Peter Cunningham, widersetzt hatten. Offenbar ging John von Bedford davon aus, dass diese schottischen Chieftains weiblichen Reizen gegenüber ebenso empfänglich waren wie er selbst. Ha! Cunningham hätte fast gelacht. Sicher, diese schottischen Chieftains waren Männer, und sie hatten auch nichts gegen eine wunderschöne Frau einzuwenden; als Bettgenossin, gut, als ein Mittel, sich nach einem harten Tag voller Strapazen ein wenig zu erleichtern und sich gehen zu lassen, freilich. Aber als Ehefrau? Da griffen sie doch lieber zu ihren etwas derben, fruchtbaren und rothaarigen Schottinnen, mit denen sie in ihren stinkenden Katen haufenweise Kinder zeugten. Und dass sie einer Frau, und erst recht einer Engländerin, ganz gleich wie wunderschön und begehrenswert sie auch sein mochte, eine Stimme in der Politik zubilligten, das bezweifelte Peter Cunningham rundheraus. Sicher, sie würden ihren süßen Lügen zuhören, und sie würden ihr zweifellos auf die Brüste und den Hintern starren, ihr vielleicht sogar einen derben Schlag darauf versetzen oder sie kneifen, aber sie würden ihr kein Wort glauben. Oh nein, diese Schotten überzeugte man nicht durch die Scheide, sondern durch das Schwert, dachte Lord Cunningham ein wenig vulgär. Und für Letzteres war er Spezialist, das hatte er damals mit den Säuberungen in den Highlands schließlich nachdrücklich bewiesen. Nicht zuletzt deshalb hatte Herzog John ihn ja als Gesandten hierhergeschickt. Der Ruf des »englischen Schlächters« eilte ihm voraus, und Lord Peter glaubte fest daran, dass Gewalt als ein Mittel der Politik weit besser funktionierte als Lust. Leider war der Herzog von Bedford in diesem Punkt offenbar anderer Ansicht.
    Zudem sollte Lady Harrington ihm, Cunningham, angeblich dabei helfen, Aylinn, Herzogin von Albany, zu überzeugen, nach London in den Westminster Palace zu kommen, zu ihrem Onkel, um sich dort von den »schrecklichen Erlebnissen zu erholen«. Cunningham verzog die Lippen. Der Herzog von Bedford hatte bereits kurz nach dem Tod Argylls von Albany versucht, Aylinn nach England zu locken, und seitdem mindestens drei ausführliche Briefe an sie geschrieben. Cunningham hatte sie allesamt persönlich nach Campbell House gebracht, ohne jedoch auch nur ein einziges Mal bis zur Herzogin vorgelassen zu werden. Eine Beleidigung, die Cunningham - und Bedford, denn schließlich war er der Gesandte des Herzog – nur deshalb duldeten, weil sie es sich nicht leisten konnten, Aylinn einfach vor den Kopf zu stoßen. Wenn sie auf die Idee kam, einen Schotten zu heiraten … Nicht ausdenken, wenn der größte und einflussreichste Titel in Schottland an einen Schotten ginge! Und vielleicht auch noch an einen Königstreuen, der England feindselig gegenüberstand! Das würde Bedfords Pläne erheblich zurückwerfen, und im Augenblick konnte sich England nach dem verlustreichen und verlorenen Kampf in Frankreich keinen weiteren kostspieligen Krieg leisten.
    Deshalb also war Aylinn von Albany so wichtig für den Herzog, und deshalb hatte er angeblich Lady Harrington hierhergeschickt.
    Nur, was wollte sie dann ausgerechnet heute Abend von Sir Rupert von Atholl? Sicher, gegen ihr Argument, dass sie den Lordkämmerer beruhigen wollte, was ihre Unterhaltung mit William Douglas anging, war gewiss nichts zu sagen. Aber ebenso sicher war, dass dieses Argument an den Haaren herbeigezogen war. Hätte sie Sir Rupert nur beruhigen wollen, um ihre Mission zu gefährden, hätte sie das auch ohne Schwierigkeiten morgen tun können. Und zwar sittsam angezogen. Stattdessen begab sie sich leicht bekleidet – um es vorsichtig auszudrücken – auf eine riskante, weil uneingeladene Exkursion zu einem der mächtigsten Männer am schottischen Hof, und zudem einem der intelligentesten, und das nur, um ein Missverständnis aus der Welt zu

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