Bezaubernde Spionin
schaffen, von dem sie nicht einmal genau wusste, ob es überhaupt existierte? Ha!
Lord Peter Cunningham war ebenfalls kein Dummkopf.
Er hatte natürlich vermutet, nachdem ihn Herzog John in einer Nachricht von Lady Harringtons Eintreffen in Kenntnis gesetzt hatte, dass diese Frau nicht nur hier war, um schottische Clanchiefs zu betören oder eine unerfahrene junge Herzogin zu übertölpeln und sie in die Fänge ihres englischen Onkels zu treiben.
Oh nein, ganz sicher nicht, dessen war sich Cunningham vor allem nach dem heutigen Tag sicher. Denn die Blicke, die Lady Harrington dem Lordkämmerer zugeworfen hatte, hatten Bände gesprochen. Aus irgendeinem Grund erregte Rupert von Atholl ihr Interesse und vermutlich mehr als das. Cunningham unterdrückte ein Grinsen, als er plötzlich Lady Georgina Harringtons eisigen Blick auf sich spürte.
»Wie schön, dass Ihr Euch so prächtig amüsiert, Lord Peter«, erklärte sie. »Ich hoffe, Ihr verratet mir den Grund für Eure Belustigung?«
Cunningham verbeugte sich leicht, um zu verbergen, dass sie ihn überrumpelt hatte. Er war tatsächlich einen Moment in seinen Gedanken verloren gewesen, etwas, was sich in Anwesenheit einer solchen Frau als sehr gefährlich erweisen konnte.
»Nun, Lady Harrington«, erwiderte er und ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten. »Ich habe mir nur … vorgestellt, mit welchen Blicken Sir Rupert Euch wohl verschlingen wird, wenn Ihr ihm so gegenübertretet.«
Lady Harrington hob die Brauen. »Tatsächlich? Nun, ich kann in diesem Fall zumindest davon ausgehen, Lord Peter, dass er ausschließlich mich ansieht. Euer Blick während unseres Gesprächs dagegen war auf alles Mögliche gerichtet, Mylord, aber nicht auf mich. Offenbar befinden sich in den Ecken meines Gemachs hochinteressante Dinge, die bedauerlicherweise nur meiner Wahrnehmung zu entgehen scheinen, hm?«
Lord Peter verbeugte sich erneut, diesmal mit einer spöttischen Handbewegung. »Nun, Lady Harrington, ich wollte Euch nicht mit meiner … Aufmerksamkeit behelligen.« Als er sich aufrichtete, musterte er die Gesandte und Geliebte des englischen Regenten und presste unwillkürlich die Lippen zusammen. Zweifellos, dachte er, wird Sir Rupert von Atholl Euch ansehen, Gnädigste. Und wenn ich richtig vermute, wird er es nicht nur dabei belassen, sondern Eurer offenkundigen Einladung nicht widerstehen können.
Sein Blick glitt über den hauchdünnen roten Stoff des Gewandes, das Georgina Harrington für ihren »Besuch« bei Sir Rupert von Atholl gewählt hatte. Sie trug, so viel konnte Peter Cunningham sehen, nichts darunter, kein Mieder, vermutlich nicht einmal ein Hemd oder dergleichen, und er spürte, wie er gegen seinen Willen wieder hart wurde, als sein Blick wie magnetisch von dem Busen der Frau angezogen wurde. Er war auch ohne stützendes Korsett fest und straff und wurde nur mühsam von der roten Spitze im Zaum gehalten, mit der das Dekolleté des seidenen Gewandes gesäumt war. Die Träger des Kleides saßen sehr weit außen auf den Schultern, und Cunningham konnte sich sehr gut vorstellen, dass sie mit einem kurzen, unmerklichen Rollen der Schultern hinabsinken würden. Wie weit - er grinste – das würde Georgina Harrington zweifellos selbst bestimmen. Wenn sie den Lordkämmerer allein erwischte, würden sie gewiss so weit rutschen, dass sie einen großzügigen Blick auf ihre Brüste freigaben. Wenn nicht …
Lord Peter Cunningham unterdrückte ein Grinsen, als er sich ausmalte, was wohl geschehen würde, wenn Lady Georgina Harrington Sir Rupert nicht nur nicht allein antreffen, sondern ihn ausgerechnet zusammen mit der Person erwischen würde, der ihr Interesse eigentlich gelten sollte.
Mit Herzogin Aylinn von Albany.
Oder aber … Cunninghams Augen verengten sich, als er sich diese Möglichkeit ausmalte, die zweifellos seinen eigenen Plänen noch viel weiter entgegenkommen würde, wenn ebendiese junge Herzogin, die, soweit er gesehen hatte, die Blicke des Lordkämmerers ebenso eindringlich erwidert hatte, in dem Moment auf Rupert und Georgina treffen würde, wenn Lady Harrington ihr Bestes gab, um »Missverständnisse auszuräumen«.
»Dann tut das gefälligst auch nicht, Mylord.«
Cunningham fuhr zusammen.
Lady Georgina Harrington stand vor ihm, die Hände in die Hüften gestemmt, und starrte ihn wütend an. »Ich wäre Euch sehr zu Dank verpflichtet, wenn Ihr jetzt gehen würdet. Wie Ihr Euch denken könnt, wäre es wenig förderlich, wenn man uns bei
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