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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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Juliet.
    »Missverständnis!«, höhnte Aylinn giftig. »Ich wüsste nicht, was es an einer halbnackten englischen Hure ...« Da! Jetzt hatte sie es doch gesagt! Und irgendwie fühlte es sich gut an, dieses Wort auszusprechen. »... in Eurem Bett misszuverstehen gibt! Das einzige Missverständnis, das hier geherrscht hat, war das, dass ich Euch für einen Gentleman gehalten habe und …«
    Sir Rupert war rot angelaufen, aber nicht vor Scham, wie Aylinn erwartet hätte. Sondern vor Wut. Eine Ader auf seiner Stirn pochte gefährlich, als er jetzt einen Schritt vortrat.
    Juliet, Nanette und Aylinn traten gleichzeitig einen Schritt zurück. Weiter konnten sie jedoch nicht vor dem grimmig dreinblickenden Lordkämmerer flüchten, weil Sir Archibalds imposante Gestalt die Tür blockierte.
    »Ach tatsächlich?« Sir Ruperts Stimme klang verdächtig leise, und Aylinn erschauerte, als sie das Glühen in seinen Augen bemerkte. Er sah wirklich hinreißend aus, wenn er wütend war … Sie schob den Gedanken wütend zur Seite. Und wenn schon! Er war trotzdem ein Schuft und ein …
    »Tatsächlich«, erwiderte sie, aber ihre Stimme klang längst nicht so selbstbewusst, wie sie es gern gehabt hätte.
    »Und obwohl Ihr mich für einen Gentleman gehalten habt«, fuhr Sir Rupert weiterhin leise fort, während er noch einen Schritt auf Aylinn zutrat, was zur Folge hatte, dass die drei Frauen versuchten, noch einen Schritt zurückzuweichen, was Sir Archibald veranlasste, ebenfalls einen Schritt in den Gang zurückzutreten. »Habt Ihr mich in diesen Erker gelockt und mich keineswegs wie einen Gentleman behandelt. Nicht, dass ich mich beschweren wollte.«
    Einen Moment herrschte tiefstes Schweigen, das schließlich von einem eindeutig weiblichen und eindeutig sehnsüchtigen Seufzer unterbrochen wurde.
    »Gelockt?« Aylinn warf Nanette einen vernichtenden Blick zu, und als sie das fast verzückte Lächeln auf dem Gesicht der Zofe sah, vergaß sie alle Vorsicht und auch, dass sie mehrere Zuhörer hatte, deren Augen sich bei Ruperts Worten neugierig geweitet hatten. Das heißt, alle Augen, bis auf die von Nanette DeFleurilles, die stattdessen amüsiert funkelten. »Ha! Was bildet Ihr Euch ein! Ich war unterwegs zu … zu …« Sie stockte, als ihr klar wurde, dass Juliet anwesend war und möglicherweise wissen wollte, was genau Aylinn von ihr gewollt hatte. Sie würde ihre Notlüge zweifellos durchschauen, aber ebenso sicher war sich Aylinn, dass ihre Freundin sie nicht verraten würde.
    »Zu Juliet, Sir Rupert«, kam Nanette ihr zu Hilfe. »Sie wollte …« Die Zofe stockte, und sowohl Sir Rupert als auch Juliet McPherson beugten sich neugierig vor.
    »Ja?«, fragte Rupert.
    »Sie wollte …?«, drängte Juliet.
    »Ich wollte dich davon in Kenntnis setzen, dass ich morgen früh abreisen und dich begleiten werde«, erwiderte Aylinn ein wenig lahm. »Das sagte ich ja bereits.«
    »Ah!« Das war Juliet.
    »Ah!« Das war Sir Archibald.
    »Genau.« Das war Nanette.
    »Kommt nicht infrage.« Das war Sir Rupert. »Jedenfalls nicht, bevor wir diese Angelegenheit hier nicht geklärt haben.«
    »Ich sagte bereits, dass es nichts zu klären gibt«, fiel ihm Aylinn ins Wort. »Nanette, wir gehen.«
    »Also was Lady Harrington angeht …!«, begann Sir Archibald, den dieses Gespräch sichtlich verwirrte. Seine Verblüffung steigerte sich jedoch nur, als vier Köpfe zu ihm herumfuhren, vier Augenpaare ihn anstarrten und drei Frauen- sowie eine Männerstimme ihn anfuhren:
    »Nicht jetzt, Archibald!«
    *
    »Ich werde es nicht zulassen! Das ist einfach verrückt. Sie kann das doch nicht wirklich tun!«
    Sir Archibald seufzte, während er versuchte, mit Sir Rupert Schritt zu halten, der wie ein Löwe durch die Gänge des königlichen Palastes stürmte. Die letzte Nacht war schon anstrengend genug gewesen, und er hatte erst spät in den Schlaf gefunden, was nicht zuletzt an ebendiesem jungen Lordkämmerer gelegen hatte, der jetzt neben ihm, genauer vor ihm, dahineilte, als könnte ihm der Schlafmangel nichts anhaben.
    Vermutlich ist es auch so, dachte Sir Archibald gereizt, blieb stehen und rang einen Moment schnaufend nach Luft. Außerdem redete der Mann von nichts anderem als von der Herzogin von Albany, dabei standen heute Morgen weit heiklere Themen zur Diskussion, Themen, die, mit Verlaub, die Zukunft des Königreichs betrafen und nicht nur das vermaledeite Liebesleben zweier junger Leute.
    »Sir Rupert«, keuchte Sir Archibald und setzte sich wieder in

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