Bezaubernde Spionin
Augen!« Sie zitterte am ganzen Körper, aber sie genoss dieses heiße Gefühl des Zorns, das die anderen Gefühl hinwegfegte, die sie durchströmten und die ihr die Tränen in die Augen zu treiben drohten. Ihre Augen wurden feucht, aber jetzt waren es Tränen der Wut, nicht der Scham, der Enttäuschung, des Schmerzes, der ihr Herz wie in eisernen Klammern zu halten und es zusammenzupressen schien, so sehr, dass sie schon fürchtete, keine Luft mehr zu bekommen. »Eine Besprechung mit dieser englischen …« Hure, hatte sie sagen wollen, aber sie weigerte sich, das Wort auszusprechen. »Gesandten. Und wie es aussah, hatte sie erwartet, dass diese Besprechung in Eurem Bett stattfinden würde!«
Aylinns Augen sprühten förmlich Funken, als sie jetzt die Hände ballte und Rupert anstarrte. Lady Georgina Harrington mochte sich wie eine Hure aufgeführt haben, aber Sir Rupert von Atholl, der Lordkämmerer Schottlands, war um nichts besser. Wie hatte sie nur auf ihn hereinfallen können! Und wie hatte er sie so schändlich behandeln können! Ihr wurde gegen ihren Willen heiß, als sie an ihr Liebesspiel in der Erkernische dachte, an seine Zärtlichkeiten, an seine Liebkosungen, an das Gefühl, wie er sie ausfüllte, sie zum Höhepunkt brachte und selbst zum Höhepunkt kam, ihren Namen dabei ausrief, immer wieder, als würde er an nichts anderes denken als an sie, an ihre Liebe!
Und die ganze Zeit hatte die englische Gesandte in seinem Gemach gewartet, um mit ihm … Diplomatie zu treiben! Pah! Schöne Diplomatie!
»Aylinn, du kannst doch nicht wirklich glauben …«
»Kein Wort mehr!« Aylinn hob stolz den Kopf und schob kriegerisch ihr Kinn vor. Jedenfalls würde sie sich von diesem schottischen Gockel nichts mehr vormachen lassen! »Ich glaube Euch kein Wort. Und nur, dass Ihr es wisst, ich war unterwegs, um …« Aylinn unterbrach sich und dachte fieberhaft nach. Sie würde ihm nicht die Genugtuung bereiten, ihm zu gestehen, dass sie zu ihm gewollt hatte, als sie ihm auf dem Gang begegnete. Einen flüchtigen Moment schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass es eigentlich merkwürdig war, dass sie ihm im Gang begegnet war, denn schließlich hatte seine … seine … seine Gesprächspartnerin, ha!, ja längst in seinem Bett auf ihn gewartet. Dann hatte sie eine Eingebung. »Um Juliet aufzusuchen und mit ihr meine Abreisepläne nach England zu besprechen.«
Rupert schüttelte den Kopf. »Aylinn, bitte, hör mich doch wenigstens an. Du kannst doch nicht wirklich glauben, dass ich …«
Aylinn schluckte, als sie seinen flehentlichen, verzweifelten Blick bemerkte, und spürte, wie ihre Entschlossenheit und ihre Fassung ins Wanken geriet. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie vor seinen Augen in Tränen zerfließen und am Ende noch in seinen Armen enden. Und das nach dem, was er ihr angetan hatte!
»Ich muss gar nichts glauben, Mylord Lordkämmerer«, unterbrach sie ihn hastig, stolz darauf, wie kühl und scharf ihre Stimme klang. Obwohl es in ihrem Inneren vollkommen anders aussah. »Ich brauchte nur die Augen aufzumachen, das hat vollkommen genügt.« Sie holte tief Luft. »Ich bedaure nur, dass ich das nicht schon früher getan habe.«
»Ich hatte wirklich keine Ahnung …«
»Ich hätte mir diese Demütigung gewiss ersparen können?«
»Ich habe meinen Namen gehört, Aylinn. Ihr wolltet zu mir? Verzeiht, dass ich hier so einfach eindringe, Sir Rupert.«
»Sir Rupert! Da seid Ihr ja! Habt Ihr Lady Harrington gesehen? Die Dame …«
Aylinn und Rupert fuhren zur Tür herum, in der Juliet McPherson stand, hinter deren Rücken sich Nanette DeFleurilles vergeblich versuchte zu verstecken. Die beiden Damen drehten sich im selben Moment ebenso erstaunt zu Sir Archibald Grant herum, der hinter ihnen aufgetaucht war und jetzt die Versammelten vor sich mit demselben Erstaunen musterte.
»Verzeihung«, knurrte er. »Mylady«, er nickte Juliet zu. »Ich wusste nicht, dass …
»Ja, ich wollte Euch mitteilen, dass ich morgen früh mit Euch aufbreche. Ich werde umgehend nach Campbell House fahren und …«
»Ich habe Lady Harrington gesehen, Sir Archibald, vielen Dank!«, sagte Rupert gleichzeitig. »Du wirst nicht nach Campbell House fahren! Jedenfalls nicht, bevor wir dieses alberne Missverständnis …«
»Nach Campbell House?«, mischte sich Nanette ein. »Mylady«, setzte sie etwas verspätet hinzu. »Aber ich dachte …«
»Missverständnis?«, knurrte Sir Archibald.
»Missverständnis?«, echote
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