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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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Männchen, legte den Kopf an die
Brettkante und drückte es ab. Meine Urgroßmutter hatte das immer mit mir
gemacht. Jetzt war ich einmal an der Reihe.
    »Nicht
abdrücken«, murmelte Urner in seinen Tumbler, »der kommt sonst nicht wieder.«
    Offenbar
hatte er Ähnliches erlebt wie ich. Zu spät, ich rollte das Männchen zu Urner,
der Mann war gebrochen. Von nun an spielte er stumm und teilnahmslos. Er wurde
wieder und wieder und wieder geschlagen und jedes Mal von Duvenbeck verspottet.
    Die
anderen spielten so, wie ich sie eingeschätzt hatte. Laura genoss die
Achterbahnfahrt in vollen Zügen, Duvenbeck schlug sie drei Mal. Allerdings
kommentierte er bei ihr nicht, sondern verhielt sich ritterlich. Einmal wich er
dem Schlagen sogar aus. Laura bemerkte das sehr wohl, zeigte sich erfreut und
lächelte ihn an. Sie selbst hielt sich jedoch nicht zurück, sie schlug ihn, so
oft sie Gelegenheit dazu hatte. Immer mit einem Lächeln auf den Lippen, das ihm
das Gefühl geben musste, der Einzige zu sein, den zu schlagen sie überhaupt
interessierte.
    Krobath
mit seiner Siegermentalität kam nie in Gefahr, die Beherrschung zu verlieren,
da er immer gut im Rennen lag. Anne blieb ebenfalls relativ beherrscht, dies
aber auch nur, weil es bei ihr ebenso wie bei Krobath recht gut lief. Ein Mal
schlug ich sie, was mit einem Lächeln quittiert wurde. Alles wirkte echt dabei,
bis auf das Tippen ihres rechten Zeigefingers auf der Tischplatte.
    Jenny
weinte einmal ein wenig, als ihr Favorit kurz vor dem Ziel scheiterte, aber sie
lachte schon kurz darauf wieder, wenn sie selbst am Zug war. Vor allem dann,
wenn sie ihren Partner hinauswürfelte. So abgestumpft Urner auch war, das traf
ihn dann doch hart. Einmal meinte ich sogar, echten Hass aufblitzen zu sehen.
Gegen Duvenbeck traute er sich nicht so recht, gegen Jenny aber schon. Als er
wieder einmal nachschenkte, tätschelte ihm Jenny den Arm und flüsterte ihm
etwas zu.
    Das
nahm Duvenbeck wahr und meinte, laut und für alle hörbar: »Trinken Sie nicht so
viel, Mann. Ihrer Frau ist das gar nicht recht. Reißen Sie sich zusammen!«
    Urner
stierte ihn blöde an, die Augen glasig und ein wenig hervortretend. »Das, das
…«, stammelte er.
    »Ja,
was denn?«, forderte ihn der Gastgeber auf.
    »Wir
sin’net verheirat’», lallte Urner stumpfsinnig.
    »Wollen
Sie Ihre Frau jetzt vor allen blamieren?«, kam die bissige Frage.
    »Sie …
sinnein …« Urner stand auf. Leicht schwankend, mit dem Glas in der Hand auf
Duvenbeck zeigend.
    »Ja?«
    »…
sinnein A’schloch.«
    »Ich
denke, es ist besser, Sie gehen jetzt zu Bett«, stellte Duvenbeck ungerührt
fest.
    Ein
letzter Schluck, und Urner ging. Aber nicht, ohne noch einen Schwenk zum
Klavier zu machen. Dort schlug er ein Begräbnismotiv in Moll an, während er vor
sich hinstierte. Nach ein paar Sekunden bewegte er sich zur Tür und war
verschwunden. Es war mucksmäuschenstill. Jenny saß da wie der sprichwörtliche
begossene Pudel.
    »Sollten
wir nicht aufhören? Die Stimmung ist nicht mehr so gut«, meinte Anne
schließlich.
    »Glaubst
du, meine Liebe? Weil du dann gewonnen hättest? So einfach nicht,
Göttergattin.«
    »Göttergatte,
mir ist es bloß um Jenny gegangen.«
    »Ach
wo, du wolltest deinen Sieg heimbringen«, beharrte Krobath. »Durch
Spielabbruch.«
    »Ja,
spielen wir weiter«, meinte auch Laura.
    So
spielten wir also weiter, aber der Spaß von vorher wollte einfach nicht
wiederkommen. Jenny blieb immer ein wenig abwesend, und auch die Krobaths
hatten beide nicht mehr dieselbe Verve wie davor. Der Zauber schien verflogen
zu sein.
    Eine
Viertelstunde später meinte Krobath: »Anne, ich schenk’ dir den Sieg. Mir
reicht’s, ich geh’ schlafen.«
    »Geschenkt
will ich gar nichts …«, Krobath wollte ihr schon bissig ins Wort fallen, als
sie noch »… im Spiel« hinzufügte und ihm so den Wind aus den Segeln nahm.
    »Dann
sagen wir doch einfach: Abbruch und keine Wertung«, versuchte Laura vermittelnd
die Wogen zu glätten.
    »Jaja.
Gute Nacht«, verabschiedete sich der Industriemagnat.
    Als er
zur Tür hinaus war, meinte Laura: »Kopf hoch, Jenny, wir reden noch ein
bisschen und trinken noch ein Glas. Schließlich müssen wir Annes Sieg feiern.«
    Jenny
nickte.
    »Ich
widerspreche nur ungern, liebe Laura, aber es war doch ein wertungsloser
Abbruch, meine ich?«, fragte Duvenbeck.
    »Ihr
Männer meint …«
    »… und
wir Frauen wissen«, ergänzte Anne den Satz, den Laura begonnen hatte.
    »Grämt
euch nicht, wir

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