Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Beziehungstest gehandelt hatte, dann war ich eben im Begriff,
mit Pauken und Trompeten durchzufallen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Beziehungskiller.
Aber noch war es ja nicht so weit, und ich musste dringend irgendetwas unternehmen.
Mittlerweile begann ich, ein wenig ruhiger zu werden, das Denken fiel mir
leichter, und schlussendlich hatte ich einen Plan. Er war zwar schlecht, aber
immerhin besser als keiner.
Ich
ging in die Küche, unnötige Geräusche zwar vermeidend, aber nicht schleichend.
Schließlich schickte mich nur meine Geliebte nach Wasser, von einer Leiche
hatte ich natürlich keine Ahnung. In der Küche fand ich unter der Spüle
Handschuhe und ein Geschirrtuch. Die Sachen steckte ich mir in die Hose und
vergaß auch das Evian für Laura nicht. So ausgerüstet ging es zurück in die
Bibliothek. Ich putzte den Knauf der Türe und das Holz drumherum, beides innen
und außen, und sonst noch so ein bisschen. Dann schloss ich die Tür und deckte
die untere Ritze mit dem Geschirrtuch ab. Das Schloss war eines der Sorte, die
in Hotels gerne Verwendung findet. Ein runder Knauf mit einem Knopf an der
Innenseite, der gedrückt die Tür verschließt.
Da ich
ohnedies schon bis über beide Ohren in der Bredouille saß, schaute ich mich
noch ein wenig um. Wissen ist schließlich Macht. Zuerst untersuchte ich die
Bücher in den Regalen. Weniger, weil ich erhoffte, eine Geheimtüre zu finden
oder einen wichtigen Hinweis auf den Mörder zu entdecken, als vielmehr, weil
Freunde Ruhe vermitteln. Duvenbeck hatte im Leben wirklich schöne Bücher besessen.
Nur ganz wenige waren modernen Ursprungs, in ihnen ging es um Wirtschaft und
Recht. Der Großteil der Bände entstammte einer Zeit, als Bücher noch gebunden
und nicht geleimt wurden. Manche Seite zeugte mit ihren roten Schimmelpunkten
von der armseligen Papierqualität vergangener Jahrhunderte. Diese Bände
enthielten die großen Klassiker unserer Kultur. Ich fand griechische Tragödien,
Renaissanceutopisten und Lyriker aller Epochen. Die Bücher wirkten gelesen und
nicht nur gekauft. Ein Buch fiel mir vor allem auf, denn es passte so gar nicht
zu den übrigen. Ein in Leder gebundenes Büttenpapierbuch in Handschrift. In
vielen verschiedenen Handschriften, um genau zu sein. Außerdem waren viele
Zettel eingeschoben, die alle im Großen und Ganzen den Eindruck von Rezepten
machten. Ich bin zwar Philologe, aber mit deutschen Handschriften der letzten
Jahrhunderte kenne ich mich überhaupt nicht aus. Meine paläographischen
Kenntnisse beschränken sich auf griechisch-lateinische Schriften. Deutsches
Kurrent kann ich fast gar nicht lesen.
So ließ
ich das eigenartige Buch liegen und wandte mich schließlich dem Schreibtisch
und dem Toten zu. Duvenbeck saß entspannt in seinem Stuhl. Der Kopf war ihm auf
die Brust gefallen, über dem Herzen wies sein Hemd zwei Brandlöcher auf, und
das Sakko hing über der Lehne. Die Brandlöcher sahen aus, als ob sie von einem
Elektroschocker stammen könnten. Ich fühlte vorsichtig in seine Taschen, sowohl
des Hemdes als auch der Hose, fand dort aber nichts bis auf ein Taschentuch,
einen Zigarrenschneider, Streichhölzer und ein bisschen Kleingeld. Dazu kam
noch ein Schlüsselbund: ein Schlüssel für den Jaguar, ein paar für Häuser,
Schatullen und ähnliches und der für die Bibliothek. Ausgezeichnet. Es
verwunderte mich, dass kein Handy da war, bis ich es schließlich auf dem Schreibtisch
entdeckte. Ich nahm es an mich und blätterte im Anrufprotokoll. Heute hatte es
zwei Anrufe gegeben. Ich notierte die Namen und die Nummern auf einem Zettel,
den ich von einem Block abgerissen hatte. Weder Namen noch Nummern sagten mir
irgendetwas.
Auf dem
Schreibtisch selbst lag bis auf gewöhnliche Schreibgegenstände nichts von
Interesse. Also schaute ich mir den Hausherrn an. Er war noch warm, also konnte
sein Tod vor noch nicht allzu langer Zeit eingetreten sein. Ich öffnete sein
Hemd unter der Krawatte und schaute mir die Brust an. Dort, wo die zwei
Brandlöcher saßen, fand sich eine Narbe, gezackt wie ein Reißverschluss. Man
musste nicht Medizin studiert haben, um einen Schrittmacher dahinter zu
vermuten. Das war interessant. Entweder war es ein Unfall gewesen, weil jemand
nichts von dem Schrittmacher gewusst hatte und Duvenbeck abwehren wollte, oder
aber es war Absicht gewesen. Da Duvenbeck nur vielleicht zwei Zentimeter
kleiner war als ich, hätte jeder aus der Gesellschaft bei einem instinktiven
Abwehrversuch mit einem
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