Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
ganz leise. Sanft nahm ich ihren Kopf und drehte ihn zum Alarmwecker.
»Schau,
es ist fünf nach drei.«
»Liebe
kennt keine Zeit.«
Für
mein Alibi war nun gesorgt. Niemand bringt so einen Mord in fünf Minuten
fertig. Laura rutschte an mir hinunter, immer tiefer unter die Decke. Mir stand
der Sinn nach viel, aber nicht nach Sex. In meinem Kopf geisterten ein toter
Duvenbeck und eine mögliche Mordanklage herum. Da aber in Lauras Kopf ganz
andere Dinge herumspukten, kam es, wie es kommen musste. Auch wenn ich in
Lauras Armen die Welt vergesse, zum ersten Mal dachte ich dabei an jemand
anderen.
Als wir
uns später ermattet aneinander kuschelten, war ich glücklich. Eine solche Frau,
eine solche Virilität und ein solches Alibi hat nicht jeder.
Kapitel 2
I
Das Erwachen am nächsten Morgen
war ein Traum. Das warme Bett roch nach Liebe, und auf meiner Brust lag die
schönste Frau der Welt. Laura schlief entspannt, an mich geschmiegt wie ein
Kätzchen, das klare Herbstlicht flutete ins Zimmer, und eine tiefe
Zufriedenheit erfüllte mich.
Die
hielt etwa zwei Minuten an. Dann kam mir Duvenbeck ins Bewusstsein. Es mag wie
eine Plattitüde klingen, aber zuerst hielt ich die Erlebnisse der letzten Nacht
tatsächlich für einen Traum. Nicht nur die Unwahrscheinlichkeit des Ganzen,
sondern auch die Art meiner Erinnerungen, die so ungeordnet, assoziativ und
vage waren, wie es die Erinnerungen an einen Traum für gewöhnlich sind. Doch
mit dem Wachwerden kam langsam die Gewissheit. Ich hatte eine Leiche gefunden,
die Tür des Tatzimmers manipuliert und niemandem Bescheid gesagt. Ich hätte
sofort die Polizei rufen müssen; das wäre zwar sicherlich unangenehm geworden,
aber mit viel Glück wäre ich vielleicht um den Knast herumgekommen.
Ich
ärgerte mich aber nur so lange, bis mir eines klar war: Hätte ich die Polizei
gerufen, wäre Laura Geschichte gewesen. Egal nun, ob ich verurteilt worden wäre
oder nicht. Sie hätte mir weder den Mord noch die ruinierten Karrierechancen
noch das versaute Wochenende je verziehen. Ich besah mir die Prioritäten meines
Lebens und kam zum Schluss, dass Laura ganz oben stand. Alles andere war nebensächlich.
Das gab mir ein wenig Ruhe.
Als ich
den Schock verdaut hatte, ließ ich meine rechte Hand zum Wecker gleiten und
stellte die Uhr behutsam die 20 Minuten wieder vor, um die ich sie letzte Nacht
zurückgestellt hatte. Klick für Klick, immer auf Lauras Atem horchend, ihren
Muskeltonus fühlend, immer durch kleine Pausen unterbrochen. Es gelang. Was
meine Freude ein wenig trübte, war, dass ich in der Bibliothek weder auf
Duvenbecks Armbanduhr noch auf die Wanduhr noch auf die schöne Barockuhr auf
seinem Schreibtisch gesehen hatte. Mir fiel wieder ein, dass ich noch kurz
daran gedacht hatte, bevor Duvenbecks Garderobenfehler dazwischengekommen war.
Was war, wenn Laura aufgestanden war, ohne dass ich es bemerkt hatte, zu
Duvenbeck gegangen war, die Evian-Episode dann nur als Tarnmanöver durchgezogen
und ihrerseits die Uhr umgestellt hatte?
Mit dem
Gedanken an eine glückliche Laura in den Armen eines anderen, während der arme
Arno in einer Zelle schmachtete, konnte ich leben. Schließlich würde ich
irgendwann freikommen, und Laura stand auf harte Knackis, dessen war ich mir
sicher. So ein Europupser hätte dann gegen Arno keine Chance. Aber mit der
Vorstellung eines glücklichen Arno, der auf einem Lehrstuhl sitzend sein
Ordinariat in vollen Zügen genoss, ein Staatsopernabo und fünf Kilo japanischen
Spitzentee in seinem Tresor sein eigen nannte, während Laura im Frauenknast
saß, konnte ich nicht leben. Also würde ich mein Spiel diesmal nicht nur für
mich, sondern auch für sie zu spielen haben. Seltsam, wie Männer ticken, aber
die Vorstellung, für Laura zu sorgen und sie zu beschützen, steigerte meine
Körpergröße mit einem Schlag um 10 Zentimeter und meinen IQ auf 180 –
Testosteron macht’s möglich.
»Hey,
da ist ja wer wach«, meldete sich Laura zu Wort.
»Guten
Morgen, meine Süße.«
»Hallo,
Großer.«
»Redest
du mit mir oder …«
Danach
war mit dem Reden erst einmal Schluss, bis wir mit einem Bärenhunger von
unserem Frühsport aufstanden, um frühstücken zu gehen. Genauer gesagt ging ich
alleine hinunter, denn Laura wollte noch schnell duschen. Außerdem hatte ich
noch vor, einen kleinen Abstecher in die Küche zu machen, schließlich musste
ich die Thermoskanne von gestern zurückbringen. Dabei konnte ich es mir nicht
versagen, an der Bibliothek
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