Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Elektroschocker auf Duvenbecks Herz gezielt. Zumindest,
wenn alle Rechtshänder waren, was ich aber nicht wusste. Warum wusste ich das
nicht? Weil ich die Leute nur als Spieler beobachtet hatte, es war ja von
keinem eine Bedrohung ausgegangen, also hatte ich auf so etwas nicht geachtet.
Nur von Laura wusste ich es, sie war Rechtshänderin. Und um es von den anderen
herauszufinden, war ja noch Zeit.
Zeit –
irgendetwas klingelte wieder einmal in meinem Hinterkopf, aber ein neuer
Gedanke verdrängte das Alarmzeichen. Ich hatte den Stuhl, auf dem die Leiche
saß, nicht bewegt, sondern mich danebengekniet. Es war ein Sessel mit Rollen
unten dran. Es war also gar nicht sicher, dass Duvenbeck den Tod am
Schreibtisch gefunden hatte. Vielleicht war er auch woanders gestorben, und man
hatte ihn bloß hierher geschoben. Ich besah ihn mir genauer, um vielleicht
Zeichen zu entdecken, die darauf hindeuteten, dass man ihn post mortem
hingesetzt hatte. Und da fiel es mir auf: Seine Hose war schlecht verschlossen.
Es war eine dieser Hosen, deren äußerer Knopf nicht direkt über dem
Reißverschluss sitzt, sondern ein wenig nach rechts verschoben ist. Dieser
Knopf war zwar verschlossen, aber die beiden in der Hose sitzenden nach links verschobenen
Knöpfe waren offenbar nicht geschlossen, denn der innere Hosenbund wölbte sich.
Ob das nun ein Hinweis auf eine Frau oder einen sehr gerissenen Mann sein
mochte – irgendetwas stimmte jedenfalls mit der Hose nicht. Die Pantoffeln
saßen akkurat an Duvenbecks Füßen. Seltsam, denn beim Zucken im Todeskampf
hatte er sie sicher verloren, also mussten sie ihm danach wieder angezogen
worden sein. Ohne Fingerabdruck-Labor half mir das aber nicht weiter. Na gut.
Ich
ließ den Toten Toten sein, durchsuchte die Schreibtischfächer, bis ich eine
Tesarolle gefunden hatte, und machte mich daran, die Tür zu präparieren. Dazu
klebte ich mehrere Lagen Tesa übereinander, sodass ein hinreichend steifes Band
entstand, zwei Lagen ließ ich bedeutend länger, sodass ich daran ziehen konnte.
Dann klemmte ich den Bolzen mit Hilfe der Klebestreifenvorrichtung in die Türe,
drückte innen den Knopf, bis er einhakte, und ging hinaus. Schließlich schloss
ich die Tür und zog den Tesastreifen vorsichtig heraus. Ich machte das zum ersten
Mal, aber Kurti wäre sicher stolz auf mich gewesen. Mit Anfängerglück und einer
ordentlichen Portion taktiler Genialität kam der ganze Streifen frei. Da ich
dort, wo der Bolzen saß, einen Tesastreifen verkehrt angeklebt hatte, würden
nicht einmal Klebstoffrückstände bleiben. Mit hellem Klacken schob sich der
Bolzen ins Schloss. Ich versuchte, den Knopf zu drehen, aber es ging nicht. Die
Tür war von innen verschlossen.
Zum
einen wollte ich nicht, dass irgendjemand einfach so die Leiche finden sollte,
zum anderen hätte ich ein gutes Argument parat, wenn die Polizei herausfinden
sollte, dass ich durch das nächtliche Haus gewandert war. Ich nahm das
Geschirrtuch, die Handschuhe und das Evian-Wasser und ging in den Salon. Die
Handschuhe warf ich in den Kachelofen, wo sich noch eine schöne Glut fand,
stocherte ein wenig in dieser herum und wünschte demjenigen Glück, der darin
etwas finden wollte. Der hauchdünne Kunststoff verbrannte in der Glut vollständig,
nicht einmal riechen konnte man etwas. Das Geschirrtuch legte ich zu den
anderen gebrauchten in der Küche und ging hinauf zu Laura.
XI
Oben öffnete ich die Tür und
trat ganz leise ein. Lauras gleichmäßige Atemzüge verrieten mir, dass sie
schlief. Ich ging ins Badezimmer und holte ein Glas vom Waschbecken. Dort sah
ich Lauras Kleid. Ich bückte mich, fuhr einmal mit den Fingern durch den Stoff
und war mir in Sachen Slipfrage sicher. Dann ging ich auf meine Seite des
Bettes und stellte die Alarmuhr ein paar Minuten zurück, sodass die roten
Digitalzahlen 3:04 zeigten. Sicher ist sicher. Anschließend schlich ich wieder
auf Zehenspitzen rund ums Bett, dankte den Zimmerleuten für ihren guten Boden,
der überhaupt nicht raunzte, und beugte mich über Laura. Sie schlief mit dem
Gesicht vom Wecker abgewandt. Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Hm?«
»Wasser.«
»Hmm.«
Laura
nahm das Glas und trank. Ich füllte nach und sie trank es noch mal aus. Sie
blinzelte ein wenig, lächelte mich an und schlug die Bettdecke zurück. Ich
stellte Flasche und Glas auf den Boden und schlüpfte zu ihr in die Wärme. Laura
kroch auf mich und wir küssten uns. Sie drückte ihren Hals auf meine Brust und
gurrte
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