Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
Wenn Körthy spielen wollte, dann würde jedes Widerwort
unsererseits nur eine Verzögerung herbeiführen. Da war nichts zu machen. Es
dauerte ein Weilchen, bis auch Krobath und Urner das begriffen hatten, dann
ging’s allerdings weiter.
»Sie
werden sich sicherlich gewundert haben, warum unsere kleinen Gespräche in der
Bibliothek des Verstorbenen stattgefunden haben. Unsere Spurensicherung
arbeitet schnell, der Tatort war also schon freigegeben, und außerdem sind bei
diesem Fall die kleinen grauen Zellen wichtiger als Fingerabdrücke, DNA-Proben
und andere solche Überspanntheiten.«
Er
führte weitläufig aus, warum man aus den Spuren auf der Kiesauffahrt schließen
könne, dass niemand sonst die Nacht über hier gewesen war, dass die Haustür
versperrt gewesen war, es nur zwei Schlüssel gegeben habe, einen bei Irmi,
einen bei Duvenbeck, und wieso niemand sonst ins Haus habe eindringen können.
Also kämen nur wir acht als Täter infrage. Er genoss es sichtlich, bei kleinen
und kleinsten Details zu verweilen, alles zwei- und dreimal durchzukauen, damit
nur ja niemand Einspruch gegen sein perfektes kleines Kriminalstillleben
erheben konnte. Es wurden ein, zwei Fragen gestellt, danach ging es weiter.
»Bei
einem Mord … Ja, Frau Krobath?«
»Woher
wissen wir denn überhaupt, dass es keine natürliche Todesursache gegeben hat?«,
fragte Anne.
»Ah,
natürlich! Verzeihen Sie mir! Alle, nein, alle bis auf einen – so ist es
richtig – können ja noch gar nicht mit Bestimmtheit wissen, dass es Mord war.«
»Würden
Sie uns also bitte aufklären?«
»Sehr gerne.
Herr Hans-Peter Duvenbeck ist an einem Herzversagen verschieden, …«
Hier
unterbrach ihn Urner. »Was? Warum sitzen ma denn alle da wie die Trottln?« Wenn
er aufgeregt war, drang die Jauche seiner Herkunft durch, wie mir schon ein
paar Mal aufgefallen war.
»Weil
das Herzversagen, so sagen die Sachverständigen, durch einen Elektroschocker ausgelöst
wurde.«
»Wie
kann das sein, diese Dinger sind ja normal im Handel erhältlich. Ich besitze
selbst so einen«, ließ sich Laura besorgt hören.
»Wirklich,
Frau Lignamente?«
»Ja,
ich bin Anwältin und manchmal macht man sich da Feinde.« Sie lächelte
bezaubernd.
»Sie
haben diese Gerätschaft aber nicht zufällig mit dabei?«
»Nein.
Wohlverwahrt in meiner Wohnung. Ich nahm nicht an, dass ich sie hier brauchen
würde.«
»Langsam
frage ich mich, ob Sie noch bei Trost sind?«, herrschte nun Krobath den
Ermittler an.
Bernhard
und Schirmdorfer fuhren schon hoch, doch Körthy winkte ab. So konnte Krobath
weitersprechen.
»Sie
verhören den ganzen Nachmittag Leute, fragen aber niemanden nach der Mordwaffe?
Das ist ja Dilettantismus in Reinkultur! Aber in Beamtenpension!«
»Aber
mein lieber Herr Krobath. Das sind doch Anfängermethoden. Natürlich habe ich gefragt,
und stellen Sie sich vor, ich weiß auch, wem das Gerät gehört! Es wurde sichergestellt
und befindet sich momentan auf dem Weg zur Polizeidirektion.«
»Warum
dann das Theater?«
Krobath
konnte es nicht lassen. Anne versuchte, ihn durch eine Berührung am Arm zu beruhigen,
aber das half nichts. Der Kopf war hochrot, die Adern traten an den Schläfen
dunkel hervor, die Augen wirkten, als ob sie ihm aus dem Kopf fallen wollten.
So in etwa stelle ich mir Roland vor, der in sein Horn Olifant bläst, um Kaiser
Karl zu rufen.
»Dann
wissen Sie doch, wer der Mörder ist«, stieß er noch hervor, bevor er in seinen
Stuhl zurücksank. Er konnte nicht mehr.
»So
einfach, Herr Krobath, ist es nie. Leider. Oder soll ich sagen: Gott sei Dank?«
»Wem
gehört denn nun das Gerät?«, fragte Anne. Krobath rang neben ihr nach Luft.
»Mir«,
sagte eine dünne Stimme vom unteren Ende der Tafel. Alle starrten Gina
entgeistert an, und dann erhob sich ein Stimmengewirr. Ich nahm mir inzwischen
lieber noch ein wenig Suppe. Das würde ein Marathon werden, da hieß es Kräfte
sparen bis zum Schluss.
»Als
Erstes habe ich natürlich die Angestellten verhört, denn die sehen und hören am
meisten. Wie viele großartig durchdachte Verbrechen schon daran gescheitert
sind, dass die Dienstboten nicht wahrgenommen werden!«
»Und
jetzt?«, ließen sich ein paar Stimmen hören.
»Wir
haben zweifelsfrei festgestellt, dass das Gerät Fräulein Gina gehört und dass
es die Mordwaffe war.«
»Sie
haben meine Frage noch nicht beantwortet«, hakte Laura nach.
»Sehr
richtig. Das werde ich nun nachholen, mit Ihrer gütigen Erlaubnis.« Er wartete,
bis Laura
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