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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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zurückzuziehen. Ein bitteres Schmunzeln stieg in mir hoch: Eine
Zelle würde es sowieso werden.
    Es
klopfte an der Tür. Ich antwortete.
    »Ja?«
    »Abendessen
ist fertig«, erkannte ich Ginas Stimme.
    »Gut,
wir kommen.«
    Laura
klappte ihr Buch zu und ging zur Tür. Da sie angestrengt den Kopf abgewendet
hielt, hatte ich alle Muße der Welt, sie zu betrachten. Das war Schönheit und
Eleganz in Vollendung. Wenn nicht sie, dann keine!
    Die Tür
fiel hinter Laura zu und ich lag immer noch im Bett. Kaum war sie draußen,
sprang ich so leise wie möglich auf und ging zum Kasten. Laura hatte ihre
Sachen schon eingepackt, meine hingen noch drinnen. Wenn schon untergehen, dann
mit fliegenden Fahnen. Ich suchte meinen guten Anzug heraus, den wir gemeinsam
gekauft hatten. Dunkelblauer Stoff, für meine Verhältnisse ganz gut geschnitten.
Breite Schultern und ein flacher Bauch lassen auch einen schlechten Schneider
gut aussehen. Ein Hemd fand sich auch noch, und die Krawatte war kein Problem.
Ich hatte da eine dunkelbraune, die so beschaffen war, dass stets ein Teil des
geometrischen Musters glänzte, der andere aber dunkel blieb. Das hing irgendwie
mit der Ausrichtung der Maschen zusammen. Es ergab sich also immer ein Kontrast
zwischen schwarz und dunkelbraun. Die Krawatte passte herrlich zum Anzug. Meine
Schuhe machten nicht allzu viel her, aber da gab es ja sowieso einen Tisch,
unter den ich meine Füße zu strecken gedachte. Vor dem Spiegel fiel mir auf,
dass ich unrasiert war. Also band ich mir ein Taschentuch um den Hemdkragen und
änderte das schnell. Nach getaner Arbeit schaute ich in den Spiegel, der fast
mannshoch an der Innenseite der einen Kastentür hing. Zufrieden-stellend. Sehr
zufriedenstellend. Ich schaute einem ernsten jungen Mann ins Gesicht, glatt
rasiert, mit kurzem dunklem Haar, der in anderem Gewand glatt als Römer
durchgegangen wäre. Schmucklos, geradlinig, wie aus dem Handbuch für den jungen
Kriegstribun. Ich lächelte meinem Spiegelbild grimmig zu. »Life is short, but
sweet for certain«, zitierte ich beim Hinausgehen Dave Matthews.
    Vor der
Zimmertür stieß ich beinahe mit Anne zusammen.
    »Na,
auch noch nicht fertig?«
    »Ich
musste draußen noch schnell eine rauchen.«
    »Draußen?
Aber Körthy darf doch auch drinnen rauchen, jetzt, wo Duvenbeck tot ist.«
    »Der
schon, aber ich bin halt kein Kommissar.«
    »Inspektor.«
    »Inspektor?
Keine Ahnung.«
    Ich
musterte sie von oben bis unten. Perfekte Frisur, Perlenkette, weiße
Kombination mit dunkelgrauem, eingesticktem Blumenmuster. Wunderbare Schuhe.
    »Mann
sind Sie auf jeden Fall keiner, das sieht man auf den ersten Blick.«
    »Genau.
Apropos, wo ist Laura?«
    »Die
ist schon hinuntergegangen.«
    »Ohne
Sie?«
    »Ohne
mich, und ich fürchte auch, dass das von jetzt an immer so sein wird.«
    »Streit?«
    »Mhm.«
    »Sie
Armer. Miro ist auch schon unten. Geben Sie mir Ihren Arm. Wir Übriggebliebenen
müssen zusammenhalten.«
    Ich
nahm ihren Arm und wir gingen los. Anne roch auch nicht schlecht, aber kein
Vergleich mit Laura.
    »Lässt
sich das nicht mehr einrenken?«
    »Ich
fürchte nicht.«
    »Laura
ist heißblütig.«
    »Genau.
Und sie ist außerdem wankelmütig, fordernd, egoistisch, gefährlich und …« Ich
zögerte.
    »…
einfach die wundervollste Frau der Welt. Das wollten Sie doch sagen, nicht?«,
fragte mich Anne neckend.
    »Sie
haben mir das Wort aus dem Mund genommen.«
    »Das
sagt man einer Dame, der man den Arm bietet, aber nicht so ohne Weiteres ins
Gesicht, sie könnte sich schließlich in ihrem weiblichen Stolz verletzt
fühlen.«
    »Heißen
Sie mit zweitem Vornamen Kriemhild?«
    »Nein.
Nur Anne.«
    »Dann
mache ich mir da keine Sorgen.«
    Trotzdem
fiel mir auf, dass unter ihrem fröhlichen Lächeln etwas heimlich umherschlich,
das mir gar nicht gefiel.
    »Was
haben Sie Körthy erzählt?«
    »Alles,
was er wissen wollte«, antwortete ich diplomatisch.
    »Natürlich
nur die strengste Wahrheit?«
    »Sicher,
alles andere ist sinnlos, es kommt sowieso raus.«
    »Auch,
dass Sie in der Nacht unten waren?«
    »Ja,
natürlich.«
    »Chapeau!«
    Dass
ein Wort klingt wie der Donauwalzer, hört man auch nicht allzu oft.
    VI
    Wir kamen an die Tür zum
Speisezimmer und beendeten das Gespräch. Zwei uniformierte Beamte flankierten
die Tür. Anne und ich warfen uns gegenseitig einen Blick zu. Einer der beiden
öffnete uns die Türe. Es wollte mir scheinen, als ob Anne, sich aufrichtend,
ein klein wenig den Rücken durchdrückte, als wir

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