Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
verstehe. Ja, ja, die Liebe. Gut, das wäre
also geklärt. Herr Doktor, da haben Sie uns nun aber wahrhaftig geholfen, ich
kann mich bei Ihnen nur bedanken. Sie haben der Gerechtigkeit einen großen
Gefallen getan.«
»Gern
geschehen.«
»Sie
können jetzt gehen.«
Ich
stand auf, drehte mich um und machte mich auf den Weg zur Türe. Ich hatte mit
mir selbst eine Wette laufen. Körthy würde mich todsicher noch etwas fragen,
bevor ich draußen war. Darauf wettete ich eine Kanne Formosa Oolong.
Ich
berührte gerade das kalte Metall des Türknaufes mit meiner Hand, als Körthy vom
Schreibtisch her rief: »Ah, einen Augenblick noch.«
»Sehr
gerne«, antwortete ich artig. Es macht Spaß, mit sich selbst zu wetten, man
gewinnt immer. »Was gibt’s, Herr Inspektor Körthy?«
»Inspektor
im Ruhestand, Herr Doktor.«
»Gut.
Also, was gibt’s denn?«
»Kennen
Sie sich mit Türen aus?«
»Nein,
warum sollte ich?«
»Weil
Sie doch ein guter Freund von Kurt Ehrlicher sind? Oder täusche ich mich da?«
»Nein,
ich kenne Kurti, oder besser gesagt: Ich kannte ihn einmal. Aber das ist schon
eine Zeit her.« Ich wurde nervös und meine Sätze länger.
»Wenn
man so eine Legende kennt, lernt man doch sicher einiges?«
»Worauf
wollen Sie hinaus?«
»Die
Tür, Herr Doktor, die Tür.«
»Was
ist mit der Tür?«
»Die
Tür, die Sie gerade zu öffnen im Begriff stehen, war von innen verschlossen.«
»Na
und?«
»Es
gibt nur einen Schlüssel, den trägt der Tote in seiner Hosentasche. Sie
verstehen mein Problem, nein, besser: Sie verstehen doch unser Problem?«
Ich
nickte.
»Sie
können uns dazu aber nichts sagen?«
»Kurti
war sehr eigen, in dieser Beziehung jedenfalls. Er hätte mich nie zuschauen
lassen. Berufsgeheimnis.«
»Ich
verstehe. Danke, Herr Doktor, Sie können gehen.«
V
Verwirrt ging ich auf mein
Zimmer zurück. Die Gedanken jagten durch meinen Kopf und lösten einander ab,
lange bevor ich dazu gekommen war, einen davon zu Ende durchzudenken. Körthy
wusste also von meiner Zusammenarbeit mit Kurti. Da war nicht auszuschließen,
dass er von noch viel mehr wusste, was meine Vergangenheit betraf. Gar nicht
gut. Von wem er das hatte, war mir schleierhaft. Eigentlich kam mir dafür nur
Laura in den Sinn. Aber so viel Gemeinheit traute ich nicht einmal ihr zu.
Überhaupt: Laura. Sie hatte mit mir Schluss gemacht. Ich hätte am liebsten laut
zu schreien begonnen. Ich war der Schlussstein in Körthys Konstruktion, das
konnte wohl nur bedeuten, dass er mich im Visier hatte. Eigentlich auch schon
egal, was nützte mir die Freiheit ohne Laura? Andererseits aber auch scheiße im
Häfn, wenn einen Laura nicht besuchen kommen würde. Häfn. Vergewaltigungen in
der Dusche und so. Das würde sicher eine interessante Zeit werden. Lautete so
nicht so ein chinesischer Fluch? »Mögest du in interessanten Zeiten leben!«
Wie
Körthy mich ausgetrickst hatte. Zuerst lässt er mich alles so darstellen wie
ich will, keine lästigen Zwischenfragen, kein Nachhaken. Und dann lässt er zum
Schluss die Bombe hochgehen. Warum er mich anschließend nicht weiter
ausgequetscht hatte, blieb mir ein Rätsel. So wie ich drauf war, hätte ich ihm
auch die Farbe der Unterhosen meiner Mutter und sonst noch was verraten. Aber
nein, überhaupt keine Frage nach der Mordwaffe. Seltsam. Der Typ musste einfach
schon alles wissen. Aufregung war jetzt sinnlos. So wie es aussah, war das
Spiel gespielt und ich hatte wieder einmal verloren. Aber so verloren wie
diesmal hatte ich noch nie. XXL verloren. Total ausgeschissen. Fein, jegliche
Hoffnung wäre nur überflüssiger Ballast gewesen.
Oben im
Zimmer warf ich mich aufs Bett. Laura saß am Fenster und las, würdigte mich
keines Blickes. Die Leselampe ließ ein paar ihrer schwarzen Locken erglühen,
spiegelte sich glänzend in anderen, es war himmlisch. Laura trug ein
malvenfarbenes, recht eng anliegendes Oberteil und einen schwarzen Rock. Die
Fensterscheibe vor ihr wirkte durch die Dunkelheit draußen wie ein Spiegel,
allerdings ein wenig unscharf. Das verschwommene Bild gefiel mir aber enorm
gut. Ein leichter Hauch ihres Parfüms drang zu mir. Es war, als ob mein Herz in
meiner Brust schmelzen würde. Eine Sehnsucht packte mich, die ich lange schon
nicht mehr gefühlt hatte, und in dieser Intensität überhaupt noch nie. Wie
jemand nur zwei Armlängen entfernt und doch so weit weg, so unerreichbar sein
konnte! Nun gut, leben heißt leiden. Vielleicht war es ohnehin besser, sich in
ein Kloster
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