Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
und die Mehrwertsteuerrückvergütung
zu beantragen.« In dem Punkt tat mir Runker unrecht. Die Idee stammte
tatsächlich nicht von mir, sondern von einem befreundeten Juristen, dessen
Namen ich leider diesmal für mich behalten muss. Schließlich macht derjenige
Karriere und verklagt im Zweifelsfall auch seine besten Freunde. Anwalt halt.
»Daran
kann ich aber beim besten Willen nichts Illegales erkennen.«
Runker
lächelte. »Wenn man die Münzen nachher klammheimlich zurückschmuggelt, um sie
nächste Woche wieder hinüberzubringen, inklusive Mehrwertsteuerrückvergütung,
dann ist das illegal.«
»Woher
wollen Sie das wissen, dass Attzberger die Münzen wieder zurückgebracht hat?
Haben Sie ihn erwischt?«
»Das
nicht, aber wir ham bei der Nationalbank nachgefragt und dann a bisserl
grechnet. So viele Philharmoniker gibt’s gar net.«
»Was
hat das jetzt damit zu tun, dass ich mit meiner Freundin in der Mollardgasse
Schokolade eingekauft habe?«
»Die
beiden Geschäftsinhaber sind verschwunden, das Büro wurde durchwühlt, und Sie
waren die Letzten am Tatort.«
»Tragisch,
aber die Verbindung zu mir sehe ich noch immer nicht.«
»Aber
ich. Wenn so etwas passiert und der letzte Kunde ist jemand wie Sie, der auch
noch zur selben Zeit verreist, dann schaut sich die Polizei des an.
Routinearbeit nennt sich sowas.«
»Eben,
ich war verreist. Da hab ich ja ein perfektes Alibi.«
»Genau
das macht mi stutzig. Sehr viele Zufälle auf einmal. So was gibt’s im echten
Leben net.«
Mir
passierte gerade etwas, was mir davor noch nie passiert war. Ich wurde zu
Unrecht verdächtigt.
»Ich
bekomme gerade einen Heidenrespekt.«
»Vor
mir? Das liegt doch alles auf der Hand.«
»Nein,
vor Ihnen habe ich schon Respekt, seit Sie in den Zug eingestiegen sind. Ich
bekomme langsam Respekt vor mir selbst. Ihrer Darstellung zufolge scheine ich
ja ein richtiger Superverbrecher zu sein. Blöd nur, dass mir das selbst noch
überhaupt nicht aufgefallen ist.«
Runker
lachte laut auf. Das Gesicht wurde, soweit das überhaupt möglich war, noch
röter, und Tränen standen ihm in den Augen.
»Dafür
können S’ aber die Polizei net verantwortlich machen.«
»Hab’
ich auch gar nicht vor. Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass Sie mir
viel zu viel zutrauen. So gut kann der Plan gar nicht gewesen sein, den
Attzberger haben Sie ja eh geschnappt.«
»Schon«,
Runker wurde schlagartig wieder ernst, »aber was mir unguat aufstoßt, ist, dass
wir ihn erst gschnappt ham, als er seine Schulden bei Bender getilgt ghabt hat
und den Schmuggel auf eigene Rechnung durchzogn hat. Er war einer von de
Idioten, die gierig werden. Des san Sie nicht.«
»Gierig?
Oh doch, und wie. Aber was ganz anderes, wie sind Sie eigentlich darauf gekommen,
dass ich ausgerechnet in dem Zug sitze?«
»Routine.«
Er sprach das Wort französisch aus, mit stummem ›e‹ zum Schluss. »Wir ham herausgefunden,
wo Sie wohnen, Sie warn net da, dann ham ma alle Mieter nach Ihna gfragt und es
hat si aussergstellt, dass im Weinviertel san.«
Ich
wusste auch schon, wer ihnen das gesagt hatte. Da kam im Haus nur einer in
Frage. Mike der Verpfeifer, leider kann man sich seine Freunde nicht aussuchen.
»Ein
Detail, Herr Runker, quält mich aber doch.«
»Ja?«
»Warum
haben Sie nicht einfach angerufen. Ich besitze ein Handy, die Nummer steht auf
der Institutshomepage.«
»Ah,
halafonieren. I hab eh schon den ganzen Tag des Kastl am Ohr.« Er machte eine
wegwerfende Handbewegung. »Außerdem, so richtig redt’ si’s eh nur in natura.«
»Ist
das nicht grundlegende Polizeiarbeit? Hätte Ihr Chef denn nicht sagen müssen:
›Wenn S’ net gern telefoniern, Runker, dann fahrn S’ raus ins Weinviertel?‹«
Runker
lächelte.
»Woher
wollen S’ denn wissen, dass er net genau des gsagt hat?«
»Warum
sind Sie dann nicht gefahren.«
»Wir
liegn dem Steuerzahler eh scho so arg auf der Taschn, da isses besser, i spar
mir die Fahrerei, vor allem, wenn i eh waß, dass da draust in der Villa a
Untersuchung laft.«
»So,
das wussten Sie?«
»Sicher.
Steht alles im Computer.« Da ging mir dann doch ein Licht auf. Ein kleines
zitterndes Flämmchen in abgrundtiefer Dunkelheit.
»Sie
haben mit Körthy telefoniert. Deswegen war der auch so gut über mich
unterrichtet.«
In
Gedanken verzieh ich Laura. Ich hatte sie schon im Verdacht gehabt, Körthy von
meinen kleinen Geheimnissen erzählt zu haben. So war ich doch ein wenig
erleichtert. Inzwischen fuhr Runker
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