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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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hinten?«
    »Mir hamma
no zua.« Er senkte wieder den Kopf und nahm seine Exegese der Tagesereignisse
wieder auf. Oder tat zumindest so. Ich trat an den Tresen, er ignorierte mich
weiter. Neben seiner Rechten stand ein Aschenbecher aus Glas. Drei Camelleichen
gaben sich darin die Ehre. Ich hob den Aschenbecher und schlug ihn auf den
Tresen. Die Camelstummel flogen durch die Luft. Aufmerksamkeit durch
Knalleffekt sozusagen. Der Mann zuckte zusammen, fasste sich aber
augenblicklich wieder und versuchte, mich mit seiner Rechten am Hemdkragen zu
packen. Nostradamus, der ich bin, hatte ich das vorausgesehen, zwar nicht in
Versform, aber immerhin. Ich schnappte mir sein Handgelenk und zog an. Er war
durch seine eigene Bewegung schon ein wenig aus dem Gleichgewicht geraten,
deswegen reichte ein kräftiger Ruck, und ich hatte ihn über den Tisch gezogen.
Den rechten Ellbogen seiner ausgestreckten Hand presste ich unsanft gegen die
Tresenkante. Der Unterarm gab mir genug Hebel, wir beide wussten, dass eine
dumme Bewegung von ihm ein kaputtes Gelenk bedeuten würde. Die zusammengekniffenen
Augen funkelten mich böse an.
    »Also,
noch einmal für die Langsamen. Ist der Chef hinten?«
    Ein
gezischter Fluch schlug mir entgegen. Irgendwas aus der Ecke des Balkans, wo
Blutrache noch mehr ist als bloß ein Wort. Ich verdeutlichte meine strategische
Überlegenheit durch einen scharfen Druck auf seinen Unterarm. Es knirschte ein
wenig, und der Mann zog scharf die Luft ein. Harter Brocken, andere hätten
geschrien.
    »Ist
der Chef da?«
    Aller
guten Dinge sind drei, sagt man für gewöhnlich. Offenbar gibt es auch hier
Ausnahmen. Zwei Mal wäre besser gewesen, denn in dem Moment, in dem ich mein
Sprüchlein hersagte, öffnete sich die Tür neben dem Tresen und heraus kamen
zwei Männer. Beide kannte ich nicht, und was noch schlimmer war: Sie kannten
mich nicht.
    »Loß
eahm los«, gurrte eine sanfte Stimme. Ich tat wie geheißen, gegen zwei kommt
nur der Held im Film an, und auch das nur, wenn der Drehbuchautor auf seiner
Seite steht.
    »Schleich
di, Schatzerl«, gurrte der eine noch einmal. Seine rechte Hand hielt er auf
seine Brust gepresst. Entweder hatte er akute Herzbeschwerden oder eine Knarre
im Sakko. Der andere trat vor. Es handelte sich um einen der Typen, von denen
sich nicht sagen lässt, ob sie fett oder muskulös sind. Aber niemand will dort
stehen, wo sie hinschlagen. Ob sie einen Schlagring tragen oder nicht. Dem
Exemplar, das auf mich zukam, stand seiner gut. Betonte die brutale Robustheit
seiner Knöchel kontrapunktisch zum weiblich zarten Handgelenk. Er schob den kleinen,
kahlen Schädel vor, der auf einem Stiernacken ehrfurchtgebietender Dimension
saß. Es waren nur mehr drei Schritte bis zu mir. Gott sei Dank war das
Kaiserin-Elisabeth-Spital nur ein paar Blocks entfernt. Vielleicht würde ich
nach erfolgreicher Therapie ohne Unterstützung alleine im Rollstuhl sitzen
können.
    »Ich
will Korinek sprechen«, sagte ich so ruhig und ernst wie möglich. Dass meine
Hosen voll waren wie die Ställe des Augias, mussten die beiden ja nicht wissen.
»Ich bin ein alter Freund vom ›Straight‹«, fügte ich hinzu, wobei ich das Wort
aussprach wie ›sträht‹.
    »Soso«,
murmelte der mit der Hand auf der Brust. Schlagring blieb kurz vor mir stehen.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie der Wirt seinen Ellbogen massierte.
    »Anschaun
kost’ nix«, beendete der Mann im Anzug und mit der Knarre seinen Gedankengang.
»Nimm eahm mit.«
    Fettklops
klopfte mir so aufmunternd auf die Schulter, dass es mir fast den Arm
auskegelte, und zog dann den Arm hinter meiner Schulter im Polizeigriff hoch.
Es tat so weh, dass das Atmen schwerfiel. Er schob mich zu der Tür, die der
Anzugträger geöffnet hatte, und bugsierte mich hindurch. Anzugträger roch nach
Rasierwasser, Fettklops nach Schnitzelfett. Einem kleinen Zimmer mit Tisch,
Stühlen und Fernseher folgte ein Gang, der nach hinten führte. An den Seiten
des Ganges standen metallene Bierfässer, Kisten mit Dopplern und Müllsäcke.
Leitungsrohre liefen an der Wand entlang, und Schimmel sprießte fröhlich vor
sich hin. Beim Gehen war ich unvorsichtig und stieß mir unter kräftiger
Mithilfe meines neuen besten Freundes zweimal den Kopf an.
    »Pass
auf, du Trottel!«, gurrte mich der mit dem Anzug hinter uns jedesmal an. Sie
waren aber auch wirklich zum Liebhaben, die beiden. Hinten ging’s dann eine
Treppe hinauf, natürliches Licht fiel durch eine Milchglasscheibe, und

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