Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
kam von ihnen, genauso wie die Original
Sachercouverture. Verkaufen an exklusive Kundschaft in der ganzen Welt,
hauptsächlich nach Bestellung, aber auch nach historischen Rezepten.«
»Nach
Bestellung, Bespoke-Schokolade quasi?«
»Ganz
genau so.«
Wir
dachten beide ein wenig nach, nippten an unseren Kaffees und schauten auf den
vielbefahrenen Heumarkt hinaus. Die Bäume im Stadtpark begannen sich schon zu
entlauben, Gold und Rot schimmerten zu uns herein.
»Und,
hatte wer?«, frage ich nach gut fünf Minuten.
»Hatte
war was?«, fragte Unrath zurück.
»Hatte
wer von Anne Krobath, vulgo Ftacek gehört? Damals im Landtmann.«
»Nein,
niemand. Das war bemerkenswert. Schließlich saßen Parlamentarier, ein Minister
und jemand von der Bankenaufsicht am Tisch. Alles Leute, für die Vitamin B der
einzige Karrieretreibstoff ist. Niemand hatte von ihr gehört. Dann meinte der
junge Journalist, dass sie Krobath heiraten wollte oder umgekehrt, er sie.«
»Da
wussten alle, dass sie reich war?«
»Wir
nahmen es zumindest an.« Unrath zuckte mit den Achseln und breitete vielsagend
die Hände aus.
»Auf
jeden Fall heiratete Krobath sie wegen des Geldes.«
»Nicht
einmal das kann ich sagen. Sie tauchte so plötzlich auf, niemand hatte von ihr
gewusst. Das muss damals alles ungeheuer schnell gegangen sein. Allerdings, und
das ist jetzt nicht nur eine persönliche Einschätzung, glaube ich nicht, dass
nur er ein Geschäft mit der Heirat gemacht hat.«
»Es war
aber ihr Geld, das ihn vor der Pleite gerettet hat?«
»Sicher.
Er hatte so genug Sicherheiten, um die Zahnradfabrik abzustoßen und mit dem bisschen
Geld die B-Tech in Gang zu bringen.«
»Also
hat er doch ganz ordentlich profitiert.«
»Schon,
allerdings kannte Anne Ftacek niemand, Anne Krobath aber, die kennt jeder.« Er
machte eine gewichtige Pause und trank einen Schluck Wasser.
»Sie
meinen, sie hatte damit Zugang zu den ›besseren‹ Kreisen?«
»Genau.
Es ist ein wenig so wie in diesen Frauenromanen. Reiche, junge Erbin heiratet
skrupellosen Industriellen, der mit ihrem Geld den Erfolg erwirtschaftet.«
Unrath lächelte verschlagen.
»In dem
Fall allerdings umgekehrt?«
»Das
wollte ich damit zum Ausdruck bringen.« Wieder ein Schluck Wasser. »Krobath
hielt sich vielleicht für so einen Typen, aber die junge, reiche Erbin spielte
selbst das Spiel.«
»Sie
hat mehr profitiert als er?«
Unrath
nickte langsam und spielte mit seiner Kaffeetasse. Wie durch Zauberkraft
erschien der Kellner, und es wurden noch einmal zwei Mokka bestellt.
»Frau
Krobath sitzt dank der Verbindungen ihres Mannes im Vorstand einer
Versicherung. Darüber hinaus leitet sie noch ein eigenes Unternehmen. Sie kennt
mittlerweile jeden einflussreichen Politiker Österreichs mit Vornamen, und
alles, was Miroslav Krobath hat, ist seine halbinsolvente B-Tech.«
»Sie
meinen, er wurde langsam zur Belastung?«
»›Der
Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen‹, so hätte das Schiller
formuliert.«
»Ich
glaube, im Original spricht Schiller von ›Arbeit‹ und nicht von Schuldigkeit.«
»Kann
durchaus sein. Die Situation bleibt die gleiche.«
»Können
Sie mir noch ein bisschen mehr erzählen?«
»Warum
fragen Sie nicht Laura, die müsste das alles aus erster Hand wissen, sie war
doch bei dem letzten Geschäft dabei.«
»Mit
Laura ist es im Moment nicht so einfach.«
»Wegen
der Affäre im Landhaus?«
»Genau.«
»Sie
gibt Ihnen die Schuld?«
»Könnte
man so sagen.«
Unrath
lächelte sanft. »Jetzt wollen Sie ihr zeigen, dass Sie mit dem Mord nichts zu
tun hatten?«
»Wenn’s
geht.«
»Ein
Rat des Alters an Jugend und Ungestüm, wenn’s erlaubt ist?«
»Ihnen
jederzeit.«
»Lassen
Sie die Finger von der Krobath. Vielleicht irre ich mich, aber das ist die
mächtigste Frau der Republik. Die Frau Justizminister macht zweimal im Jahr mit
ihr Wellness. Manche Leute sagen, dass der Bawag-Prozess nur deswegen ins
Laufen gekommen ist, weil die Krobath ihr Okay gegeben hat.«
»Wollen
Sie mir Angst einjagen?«
»Angst
ist gesund.«
»Aber
nicht allzu spaßig.«
Der
Ober kam mit den neuen Tabletts und stellte sie vor uns auf den Tisch. Solange
er sich in Hörweite befand, warteten wir mit der Fortsetzung unseres Gesprächs.
Als er um die Ecke in die Küche abgebogen war, begann Unrath von neuem.
»Mit
von der Wellnesspartie sind auch noch die Frau vom Ex-Finanzminister, wissen’s
eh, die Kristallerbin, die Frau vom Polizeigeneral, und die vom Häupl ist
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