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Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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auch
mit dabei.«
    »Der
Bürgermeister ist mittlerweile verheiratet? Sind Sie sicher?«
    »Ich
war schließlich dabei.«
    »Klingt
wirklich angsteinflößend. Ein Frauennetzwerk, das Österreich kontrolliert.« Mir
war nun erstmals vollständig klar, warum Laura so versessen darauf gewesen war,
das Wochenende auf Duvenbecks Landsitz zu verbringen und einen guten Eindruck
zu machen. Anne Krobath und nicht Duvenbeck war das Ziel ihrer Wünsche gewesen.
    »Na
und, Männer machen des seit Jahrtausenden, wurde einfach Zeit, dass die Damen
da auch mitmischen.«
    »Sie sind
Feminist?«
    »Nein,
aber Humanist. Zumindest in der Freizeit leiste ich mir den Luxus, Menschen
zuallererst als Menschen zu sehen, und dann erst als Vertreter von
Geschlechtern, Ständen und Berufen. In der Pension genieße ich sehr viel
Freizeit, müssen Sie wissen.«
    »Und
wie war das früher, als Sie noch nicht so viel Freizeit zur Verfügung hatten?
War da die Primärkategorie Freund-Feind?«
    »Nein.
Nur Idioten denken so. Früher habe ich die Menschen zuerst danach eingeschätzt,
ob ich sie oder sie mich benutzen konnten. Dann erst kamen die anderen
Schemata.« Sehr schön, Unrath zog das ›sch‹ nicht zu einem Anfangslaut
zusammen, sondern trennte ›s‹ und ›ch‹, so wie es sich gehörte.
    »Sie
haben wohl viel Sun-Tzu gelesen in Ihrer Jugend.«
    »Sicher.
Man gewinnt den Krieg, bevor man in die Schlacht zieht, nicht umgekehrt. Außen
hatte ich den Einband von ›Mein Kampf‹, drinnen den alten Chinesen«
    »Der
Wolf im Schafspelz sozusagen.«
    Bei
meinem Kommentar verzog Unrath die Lippen. »Ihr Humor, Linder, hat einen Goût,
aber das verstehe ich als Kompliment. Auf jeden Fall habe ich lieber eine gute
Strategie als Glück.«
    Unrath
griff zu einem der Zuckerpäckchen, die auf dem Untersetzer lagen, schüttelte
es, riss es auf und ließ die weißen Kristalle langsam in die Crema des Mokkas fallen.
Sie blieben auf ihr liegen und verfärbten sich langsam in ein Haselnussbraun.
Unrath führte die wohlgerundete, dickwandige Tasse zum Mund. Genießerisch ließ
er sich den Duft in die Nase steigen, dann nippte er. Als die Tasse wieder auf
ihrem Platz stand, atmete er tief aus und meinte: »Das Alter ist eine
schreckliche Sache. Mittlerweile glaube ich sogar, dass der Kaffee in meiner
Jugend besser geschmeckt hat. So einen Duft wie damals, als unsere Seffa den
Kaffee für die Sonntagstafel gemahlen hat, so einen Duft gibt es nicht mehr in
dieser Welt.«
    IV
    Nachdem wir noch ein wenig
getratscht hatten, verabschiedete ich mich von Unrath und machte mich auf den
Weg. Der 57A ließ nicht allzu lange auf sich warten, ich stieg ein und fuhr bis
zur Geibelgasse. Dort befand sich zwar eine Station des 12A, der mich nach
Hause bringen würde, aber, viel wichtiger noch, in der Gegend hatte ich
Kontakte. Bis zu meiner Verabredung um vier Uhr blieb mir noch ein wenig Zeit.
Es war schon sehr lange her, dass ich mich bei Korinek hatte blicken lassen,
und wir waren damals nicht in Freundschaft voneinander geschieden. Genauer
gesagt, ich hatte ihn ordentlich aufs Kreuz gelegt. Aber vielleicht war
mittlerweile der Glorienschein der Erinnerung stärker als seine Wut, hoffte ich
zumindest. Auf jeden Fall hatte ich ein ungutes Gefühl bei der Sache. Aber wenn
ich Laura beweisen wollte, dass ich mit der Wochenendkatastrophe nichts zu tun
hatte, blieb mir nichts anderes übrig. Korinek war der Einzige, der mir
weiterhelfen konnte. Ich würde die Krot’ wohl schlucken müssen, wie man bei uns
sagt.
    In den
kleinen Gassen rund um den Dadlerpark ist viel los. Tagsüber merkt man das zwar
nicht, aber Spuren lassen sich auch finden, wenn die Sonne scheint. Benutzte
Kondome, zerknüllte Tablettenpackungen und leere Cafés. In eines davon trat ich
ein. Bis auf die traurige Atmosphäre und einen armseligen Wirt war niemand
anwesend. Der Wirt stand über den Tresen gebeugt und las die Kronenzeitung, auf
seiner Schulter lag ungebraucht ein fettiges Geschirrtuch. Die braune
Holztäfelung der vier Wände schmückten alte Fotografien und
Zeitungsausschnitte. Dumpf stinkender Zigarettenrauch und der saure Geruch von
abgestandenem Bier erzählten die Geschichte vieler langer Nächte. Als die Tür
hinter mir ins Schloss fiel, hob der Mann hinter dem Tresen gelangweilt den
Blick. Seine kleinen Augen waren blutunterlaufen, und seine Gesichtsfarbe
verhieß nichts Gutes.
    »Mir
hamma no zua.« Die Worte dehnten sich ihm im Mund wie Kaugummi.
    »Weiß
ich. Ist der Chef

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