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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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können. Die dänische Landratte ist wieder da.
    Nach ein paar Minuten brandet draußen Applaus auf. Wenig später kommt der Sieger mit Programmdirektor, Clemens und BH herein, dicht gefolgt von dem Kamerateam, das begeistert diese Wahnsinnszusammenkunft für die Nachfolgegenerationen festhält. Kanacke grinst in die Runde. Clemens klopft ihm auf die Schulter und strahlt in die Kamera. BH lächelt in alle Richtungen. Der Programmdirektor tut, als würde er mich nicht sehen. Ich gehe rüber, schnappe seine Hand und schüttele sie euphorisch.
    »He, habe ich Sie vergessen? Wir machen doch was, oder?«
    Er wirft einen Blick zum Kamerateam und lächelt gequält. »Heute war es ja etwas anders als neulich. Gar nicht so wild.«
    Ich klopfe ihm mit der anderen Hand auf die Schulter. »Aggro ist doch tot. Ich mach jetzt Sit-Down-Comedy. Das wird die neue Sache.«
    Er nickt.
    »Sit-Down. Nicht schlecht. Sollten wir mal überlegen. Gut, gut.«
    Sein Blick ist überall, außer bei mir. Ich lasse seine Hand los. Er schießt davon wie ein Hund auf einer Pekinger Grillparty, nach links und rechts gut-gut-nickend, eilt er durch den Raum und verschwindet schließlich nach draußen. Wie kommen solche Leute bloß in solche Positionen? Und solche Positionen an solche Leute?
    BH bleibt lächelnd vor mir stehen.
    »Gratuliere.«
    »Danke schön.«
    Sie folgt meinem Blick zu Clemens rüber.
    »Pass auf dich auf.«
    Ich schaue sie fragend an. Sie bewegt ihre Augen kurz seitlich, in Richtung Clemens. Himmel, das muss Liebe sein. BH riskiert einen Job, um mich zu warnen, dass Clemens mich rauskegeln will. Langsam glaube ich, sie hat ein schlechtes Gewissen.
    Sie will noch etwas sagen, aber plötzlich drängelt sich ein weiteres Menschenrudel backstage. Die Jury kommt, um uns ausführlich zu loben, zu kritisieren und um uns ihre Entscheidung persönlich zu erklären. Eigentlich nett von ihr. Vielleicht aber nicht der optimale Zeitpunkt. Der Talkshowpriester lobt meine Geschichte, die er am besten fand, die aber leider nicht fernsehengerecht war. Darum konnte er mich nicht unterstützen, ich soll aber unbedingt weiter an mir arbeiten und vielleicht Lesungen machen, schöne Geschichte, wirklich. Prima. Und dieser Vollidiot hat gerade Kanacke gewinnen lassen. Für einen Augenblick spiele ich mit dem Gedanken, ihm drei Sechsen in die Stirn zu ritzen, aber er meint es ja nur gut, nicht wahr?
    Herr Scheunemann kommt in den Raum. Wie immer unauffällig und in dunklem Tuch. Ich danke dem Priester für die fundierte Kritik und gehe zu Herrn Scheunemann rüber, der wiederum Kohl ansteuert, der deprimiert in einer Ecke sitzt. Als er mich kommen sieht, bleibt er stehen und nickt mir zu.
    »Das war ein schöner Text.«
    »Danke, und wo waren Sie?«
    »Vor der Bühne. Sie wissen ja, Herr Dibrani und ich ...« Sein Tonfall und seine Mimik bleiben ausdruckslos.
    »Das tut mir leid«, murmele ich und werfe einen Blick zu meinem Agenten rüber.
    Herr Scheunemann lächelt fein.
    »Vom Stil erinnerte mich Ihr Text an den braven Soldaten Schwejk. Ich bin neugierig, wie es ...«
    Er verstummt, und seine Mimik spricht Bände. Ich drehe den Kopf. Clemens kommt auf uns zugeeilt und bleibt neben mir stehen. Er ignoriert Herrn Scheunemann.
    »Was macht denn der hier?«
    Herr Scheunemann richtet sich etwas gerader auf und schaut Clemens an.
    »Der mag es nicht, wenn man in der dritten Person von ihm redet.«
    Clemens ignoriert ihn weiter und schaut nur mich an. »Was wollte der Programmdirektor?«, fragt er mich noch mal und klingt wie ein Junkie, der nach Stoff fragt. »Clemens ... « Ich atme tief ein und aus. »Danke für die Zusammenarbeit. «
    Seine Augen verengen sich etwas.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Wie ich es sage.«
    Er wirft einen Blick von mir zu Herrn Scheunemann und zurück, dann legt er mir eine Hand auf die Schulter und lächelt ölig.
    »Lasse. Wovon redest du?«
    Ich bewege meine Schulter. Seine Hand gleitet ab.
    »Du hast mir gesagt, ich muss das Ding hier gewinnen, sonst. Ich hab’s nicht gewonnen, also sonst.«
    Seine Augen flackern kurz. Er wirft einen Seitenblick in die Runde und lacht, als hätte ich einen Witz gemacht, neigt mir den Kopf zu und senkt die Stimme.
    »Ich habe nie gesagt ...«
    »Das ist es ja. Von einem Partner erwarte ich klare Ansagen und nicht solche debilsubtilen Drohungen.«
    Er mustert mich. Nicht einmal seine Augen verraten, ob er gerade innerlich Stress hat. Abgezockt, der Mann. Ein Wunder, dass wir nie zusammen

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