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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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für ein paar Stunden trennten, hat sie sich ein Internetcafé gesucht, um mir zu schreiben, wie sehr sie mich liebt. Mein Herz wackelt. San Francisco. Damals. Als ich noch nicht wusste, dass sie ins Ausland geht. Gott, mein Mädchen geht nicht ins Ausland, sondern nach China. Ich verliere nicht nur meine Partnerin, ich verliere meine Freundin.
    Das Telefon klingelt. Mein Magen saust in die Tiefe. Bevor ich es realisiere, habe ich bereits den Hörer in der Hand. »Die Halle.«
    »Liebster ...«
    Ihre Stimme ist leise und klingt angestrengt und bringt mein Herz zum Klopfen.
    »Ach, Süße ...«
    Wir hören unserem Atem zu.
    »Was machst du?«
    »Durchhalten«, sagt sie und atmet dann rau. Wieder verstreichen ein paar Sekunden. »Alle wollen was von mir. Sie wollen Entscheidungen, und alles, was ich denken kann, ist, dass ich einen schlechten Albtraum hatte, in dem wir uns getrennt haben.«
    »In einem Speisewagen der Deutschen Bahn«, erinnere ich sie.
    Sie lacht nicht.
    »Das ist so ... unwirklich. Ich meine, gestern waren wir noch auf einem anderen Planeten, heute trennen wir uns, und jetzt sitze ich in einem Konferenzraum und soll Fremde von den Vorzügen des Konfliktmanagements überzeugen. «
    »Das ist wirklich schräg.«
    »Ja«, sagt sie.
    »Ja«, sage ich.
    Kleine Pause, in der wir uns beim Atmen zuhören. Im Hintergrundleises Klackern. Vielleicht wieder ihre Finger. Ihr Atem wird gepresster.
    »Ich habe viel verbockt, was?«, sagt sie mit brüchiger Stimme.
    Bei dem Klang ihrer Stimme muss ich mich zusammenreißen, um ihr nicht zu versprechen, dass alles wieder gut wird. Ich schüttele den Kopf einen Augenblick, bis mir bewusst wird, dass sie es nicht sehen kann.
    »Nein. Niemand ist schuld. Wir haben uns einfach auseinandergelebt«, sage ich und wundere mich, wie abgeklärt meine Stimme klingt.
    »Ja, aber ... trennen ...«, sie zögert einen Augenblick, in dem ich höre, wie das Klackern zunimmt, »ich verstehe es schon, ich habe auch schon daran gedacht, aber ... wir lieben uns doch ...«
    Sie verstummt wieder, und in mir rüttelt und zerrt es, will, dass alles wieder gut wird, will versprechen und hoffen und lügen und liegen, will eine neue Chance. Sind alle Scheidungskinder so irre? Klammern wir uns aneinander, weil wir rückwirkend die Beziehung unserer Eltern retten wollen?
    »Süße, es dreht sich nicht um unsere Liebe, sondern um unsere Beziehung. Wir beenden ja keine Gefühle, wir verändern nur den Rahmen.«
    Sie beginnt stoßartig zu atmen, versucht sich zu kontrollieren.
    »Ich will dich nicht verlieren«, sagt sie mit zitternder Stimme.
    Ich spüre ein Zittern, als sie meine größte Angst ausspricht. Ich atme tief ein und lasse die Luft langsam herausströmen, bevor ich spreche.
    »Dann komm nach Hause. Wir suchen dir einen netten Halbtagsjob, du lernst Kochen, und wir legen uns eine Bibliothek zu.«
    Sie lacht nicht.
    »Ach Süße, komm schon, du wirst mich nicht verlieren. Ich will dich auch nicht verlieren, das wäre ja auch total bescheuert. Wir sind Freunde, wieso sollte sich daran etwas ändern?«
    Im Hintergrund öffnet sich eine Tür. Eine weibliche Stimme fragt etwas. Die Stimme fragt sofort noch etwas, diesmal mitfühlender. Tess bittet um eine Minute. Die Tür schließt sich wieder. Ich raffe mich auf.
    »So, Tessa Krytowski, jetzt hör mir mal zu.«
    Ich mache eine Pause. Nichts.
    »Hörst du?«
    »Ja«, sagt sie leise.
    »Gut. Wir telefonieren täglich und verbringen alle Wochenenden, die du freibekommst, zusammen. Du siehst, es ändert sich kaum etwas, also kümmere dich jetzt darum, dass du deinen Job behältst. Ich will nicht, dass meine Ex ’ne Versagerin ist, dann kann ich nicht mehr mit ihr angeben.«
    Es bleibt noch ein paar Momente ruhig. Gedämpfte Stimmen sind hörbar. Die Vorstellung, dass sie jetzt in einem Büro sitzt und diese Typen hinter der Tür lauern, um sich beim geringsten Zeichen hereinzustürzen. Ich will sie beschützen, obwohl ich längst gelernt habe, dass ich das nicht kann. Mein Job ist es, ihr Rückendeckung zu geben, ein Zuhause, einen Ort, an den sie denken kann, wenn sie unter Beschuss ist, einen Ort, an dem sie auftanken kann, wenn sie leer ist.
    »Ich liebe dich«, sagt sie leise, aber diesmal klingt es nicht, als wäre es ein Grund zum Trauern.
    »Damit komme ich irgendwie klar. Und jetzt geh gefälligst arbeiten.«
    Es bleibt wieder einen Augenblick still, doch als sie dann spricht, klingt ihre Stimme wieder freier.
    »Ich liebe dich

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