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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Umweltverschmutzung ist jetzt aber Schluss«, um ihn dann zu exekutieren, dann hat das vielleicht keine Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, aber in einer Welt, wo eine Millionenabfindung das Schlimmste ist, was diesen Typen passieren kann, ist eine Sekunde der Hilflosigkeit eine Lektion in Sachen Demut und Vergänglichkeit.
    Ich hebe die Hände.
    »He, wartet ... hört ihr das auch?«
    Ich lege den Kopf schief und lausche. Beide verstummen. Arne mustert mich. Frauke legt ebenfalls den Kopf schief. Nach einem Augenblick schüttelt sie den Kopf.
    »Was denn?«
    »Ich glaube, der Gitarrist hat einen Akkord dazugelernt! Jetzt sind’s schon drei.«
    Sie verzieht das Gesicht. Arne mustert mich regungslos. »Und jetzt, wo ich eure Aufmerksamkeit habe, kann mir vielleicht jemand verraten, was das soll? Es ist Winter. Ichfriere schon da draußen. Ich habe keine Lust, auch hier drinnen zu frieren.«
    »Wir drehen die Heizungen fünf Grad runter«, sagt Arne. »Jedes Grad spart circa sechs Prozent Heizenergie. Macht ein Drittel weniger Heizkosten.«
    »Gute Sache. Freut mich. Wirklich. Aber ich werde nicht in meinem eigenen Zuhause mit dicken Pullovern rumlaufen. Und ich will auch kein warmes Bier trinken, weil die Kühlschranktemperatur ständig erhöht wird. Und wozu haben wir eigentlich Fernbedienungen, wenn der Standby-Modus immer ausgeschaltet ist? Hör auf damit.«
    Er wartet ruhig, um meinen Einwand dann, wie immer, zu ignorieren.
    »Allein das TV-Gerät hat einen Stand-by-Verbrauch von zwölf Watt im Jahr. Wenn jeder seine Geräte manuell betätigen würde, könnte man die Kapazitäten eines Atomkraftwerks weniger auslasten, damit hätte die Atomlobby weniger Einnahmen und könnte weniger Schmiergelder an die Politiker zahlen, und damit stiegen die Chancen, dass in alternative Energien investiert würde.«
    Ich schaue ihn an. Er schaut ausdruckslos zurück. Ich seufze.
    »Ich will, dass du aufhörst, mit Pilzen herumzuexperimentieren. «
    Das bringt ihn immerhin dazu, die Stirn zu runzeln. »Daran ist nichts experimentell. Bei Pillen und Pulver dagegen weiß man nie, was drin ist.«
    »Ach, du wusstest Bescheid, ja? Bist im Wald spazieren gegangen, hast ein paar Pilze gesehen und gedacht, wow, wenn ich die zu mir nehme, kann ich ohne Rückfrage die Raumtemperatur senken und die Glühlampe im Kühlschrank entfernen? Und noch wichtiger ist die Frage, seit wann du so etwas allein entscheidest. Machst du jetzt hier einen auf Diktator oder was?«
    Seine Miene bleibt ausdruckslos, aber er richtet sich einen Zentimeter auf. Frauke schaut zwischen uns hin und her, während sie sich ein drittes Frühstück bastelt.
    »Ach, kommt schon Jungs, nicht streiten.«
    Das Telefon klingelt im Arbeitszimmer. Frauke macht den Ansatz zu einer Bewegung, bleibt dann doch sitzen. Drüben klackt der Anrufbeantworter, dann fragt die Stimme meiner Schwester laut, ob ich da bin.
    »Schwester Zehnmalklug«, sagt Frauke.
    »Nenn sie nicht so, und dreh die verdammte Heizung auf«, sage ich und gehe ins Arbeitszimmer, wo Sune zum zweiten Mal laut nachfragt, ob ich zu Hause bin. Ich nehme den Hörer ab.
    »Bin da. Hast du mich vermisst?«
    »Far geht es nicht gut. Verstehst du? Du musst sofort kommen.«
    Wenn es eine Hypochonder-WM gäbe, würde ich mein Geld auf sie setzen.
    »Was hat er denn diesmal? Einen Pickel? ’ne komische Frisur? Schweißfüße?«
    Sie nennt mir den Namen eines Krankenhauses in Kopenhagen und legt auf.

 
Kapitel 11
    Verdrängung ist besser als ihr Ruf. Ich hatte schon ganz vergessen, wie übel Krankenhäuser sind. Die Luft, der Geruch, der Klang, die verstörten Blicke, und über allem Angst und Hilflosigkeit. Zu viele einsame Menschen voller Verzweiflung. Mir ist danach, alle Fenster und Türen aufzureißen und laute Musik aufzulegen. Stattdessen haste ich durch die Gänge, bleibe schließlich vor einer weißen Tür stehen, atme durch, schiebe die Tür auf und betrete das Zimmer. Vier Betten, drei belegt. Auf dem einen sitzt Far. Angezogen. Neben ihm steht ein Arzt, der aussieht, als käme er direkt von der Uni. Auf der anderen Bettseite steht Sune und packt eine Tasche, während sie argwöhnisch den Arzt beäugelt. Ebba sitzt klein und zerbrechlich auf einem Stuhl und wirkt müde.
    Als er mich reinkommen hört, wendet Far mir sein faltiges Gesicht zu.
    »Oh. Der Tod. Falsches Zimmer, der Minister liegt gegenüber.«
    Er wendet sich wieder dem Jungarzt zu. Ich winke Sune und Ebba zu. Ebba hebt die Hand ein bisschen und

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