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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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nichts. Überraschung. Vielleicht ist das sein Trick, wenn er im Wald herumläuft und Feinde metzelt. Er sitzt so lange still, bis sie ihm vor die Flinte laufen. Seit Jahren träume ich davon, ihn in eine Kneipe mit ausgestopften Tiere zu locken und zuzuschauen, wie die anderen Gäste damit klarkommen. Noch ein Traum, der nie in Erfüllung geht, denn wenn Arne ausgestopfte Tiere sieht, ist es, als ob Idefix einen ausgerissenen Baum sieht. Bloß dass bei Arne die anderen heulen.
    Frauke hebt schwer den Kopf aus ihrer Tasse und schenkt mir einen müden Blick.
    »Ich werde die Miete auslegen. Wie viel ist es denn?« »Tolle Pädagogik.«
    Sie seufzt, hebt eine Hand und massiert sich die Stirn. »Bitte, sag einfach wie viel.«
    Ich sage es ihr. Ihre Hand verharrt. Sie blinzelt. Dann schaut sie Arne an. Ich schaue zwischen ihnen hin und her und beginne zu grinsen.
    »Du dachtest, es dreht sich um eine Monatsmiete? Tja, dann verkauf mal dein Auto, lös dein Sparbuch auf, und geh ein Jahr auf den Strich, dann haben wir es.«
    Sie starrt immer noch Arne an. Dann schaut sie mich wieder an.
    »Ich lege es trotzdem erst mal aus.«
    »Gut. Und was machen wir nächsten Monat?«
    Sie funkelt mich an und macht sich jetzt keine Mühe mehr, ihren Ärger zu unterdrücken.
    »Wir lassen uns etwas einfallen, oder willst du etwa, dass Arne auszieht?«
    Ich verkneife mir circa zehn lustige Antworten und schüttele den Kopf.
    »Nein, ich will, dass er seine Miete zahlt.«
    »Wenigstens mache ich nicht jeden Dreck für Geld!«
    Er schiebt seinen Stuhl heftig zurück, steht auf und geht in sein Zimmer. Dort hat er sich dann schon wieder im Griff. Die Tür schließt sich leise.
    Frauke mustert mich tadelnd.
    »Lasse, manchmal bist du echt ein Arschloch ...«
    Sie nimmt ihren Kaffee und verschwindet in ihr Zimmer. Ihre Tür knallt.
    »Drückt mir die Daumen, dass ich den Dreck heute Abend gewinne, damit ich es mir weiterhin leisten kann, mit euch zusammenzuwohnen!«
    Die Türen lachen nicht. Prima. Meine freundliche Tour grenzt ja schon fast an Perfektion. Aber alles hat Vor- und Nachteile, sogar Arschlochsein, denn endlich kann ich auf die Anlage drücken. Ein letztes schrilles Geräusch, dann verstummt der Drei-Akkorde-Krach. In manchen Augenblicken habe ich Verständnis für die Verrückten, die die Zustände der Gesellschaft auf fiese Musik schieben, obwohl das natürlich Quatsch ist, denn Musik kann nur verstärken, was in mir ist, und die Millionenfrage ist, wieso ich manchmal ein echtes Arschloch bin. Die Antwort lautet: keine Ahnung. Bisher konnte ich meiner Beziehung die Schuld für meine Unzufriedenheit geben. Jetzt gebe ich scheinbar Arne die Schuld. Gott, bin ich auch so eine rechthaberische Lusche geworden, die immer einen braucht, der schuld ist?
    Was ist bloß mit mir passiert in den letzten Jahren? Wann bin ich stehen geblieben? Wann habe ich aufgehört, an mir zu arbeiten? Jedes verdammte Fahrzeug braucht alle zwei Jahre eine neue TÜV-Plakette, vielleicht sollte man das auf die Fahrer ausweiten. Genau. Jedes zweite Jahr checken, ob wir eingerostet sind. Wieso gehen wir zur Gesundheitsvorsorge, aber nicht zum Mentalcheck? He, arbeitest du an dir, um ein besserer Mensch zu werden? Nein? O.k., dann nimm diese Mängelliste, du hast ein bisschen Zeit, um die Mängel zu beseitigen, danach wirst du vorübergehend stillgelegt.
    Das schrille Geräusch ertönt wieder. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, dass es die Türklingel ist. Die habe ich schon ewig nicht mehr gehört. Normalerweise kommt hier jeder einfach rein.
    Als ich die Hallentür öffne, hockt meine neue Kollegin zu meinen Füßen und streichelt die verdammte Katze. Sie hebt den Blick und mustert mich unter dem Rand einer russischen Fellmütze. Ich trete nach der Katze, die sich seit meinem Auftauchen sowieso in den Startlöchern befindet und schneller als der Schall in die Demoecke flitzt.
    »Hallo«, sage ich.
    Sie schaut der Katze einen Augenblick nach, dann mustert sie mich vorsichtig.
    »Hallo.«
    »Können Katzen Alzheimer haben?«
    Ihr wird plötzlich klar, dass sie vor einem Typen kniet, den sie kaum kennt, der nach Katzen tritt und hinter dem eine dunkle Halle lauert. Sie steht auf und weicht einen Schritt zurück.
    »Schön, dass du da bist«, sage ich und gebe die Tür frei.
     
    Zwei Stunden später bin ich schweißgebadet. Wir proben abwechselnd unsere Nummern in der Galaecke, währendder andere den Regisseur macht. Ich feile noch etwas an dem

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