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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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und Technik, aber er schaffte es bisher nie ganz nach oben, weil die Leute ihn nicht liebten. Er ist einfach zu perfekt. Einmal schlug ich ihm vor, ein paar absichtliche Fehler einzustreuen. Er schaute mich an, als hätte ich ihn aufgefordert, doch mal ins Bett zu pinkeln. Er ist lieber perfekt als geliebt.
    Ein paar Stühle weiter sitzt das HB-Männchen. Ein kleiner bärtiger Kerl, der live umwerfend ist. Ich habe ihn circa zwanzigmal gesehen, und er war nie schlechter als sehr gut. Neben ihm sitzt Didi Bohlen, nicht verwandt oder verschwägert. Als wäre der Name Programm, macht er seit Jahren immer dieselbe Nummer in leicht abgewandelter Form. Alle wundern sich, welche Mutanten seine DVDs kaufen, aber viele tun es, und das sollte seine Legitimation sein, heute nicht hier zu sein; er hat es eigentlich nicht nötig. Aber scheinbar doch.
    Und dann ist da noch einer meiner Favoriten. Der UFZ. Erist auf den Ausbilder-Schmidt-Zug aufgesprungen und macht das so gut, dass er heute Abend als Mitfavorit gelten dürfte. Er sieht meinen Blick und salutiert lässig rüber. Ich grüße zurück und setze ihn auf die Liste derer, die ich nachher um einen Job anhauen werde.
    Die restlichen Gesichter sind jünger und mir überwiegend unbekannt. Wie immer sind viel zu wenig Frauen da. Um genau zu sein, außer Nina und Susanne ist es nur noch eine. Sie ist so schön, dass man hofft, dass sie nicht annähernd so gut ist, sonst muss man ihr auf der Stelle einen Antrag machen. Susanne zieht sich gerade ihr todlustiges Putzfraukostüm an. Nina sitzt völlig unaufgeregt auf einem Stuhl und liest ein Buch.
    Last und sehr least haben wir, neben dem Eingang für sich allein sitzend, meinen ganz besonderen Kumpel, Kanacke – wie er sich, getreu der BH-Corporate-Identity-Philosophie, genannt hat. Eigentlich ist er Deutscher, aber das verkauft sich nicht so gut, also benutzt er seine türkischen Vorfahren, um den Deutschen ihr Megaschuld-Ding reinzuschieben. Wenn er schlecht wäre, könnte er allein von seiner Herkunft leben, weil viele politisch Korrekte ihn buchen, um zu beweisen, wie liberal sie sind. Doch leider ist er auch noch gut. Und ein Arschloch. Ich mag ihn nicht, aber das ist o.k., denn er mag mich auch nicht. Ich habe mich mal in einer Talkshow abfällig über seine Masche geäußert, seitdem glaubt er, ich sei neidisch auf ihn, und vielleicht hat er recht; als Däne hat man nun mal keinen Ausländerbonus, und ohne den schickt das Goethe-Institut einen auch nicht durch die ganze Welt. Daraus sollte ich mal eine Nummer machen. Rassismus gegen Dänen im deutschen Kulturbetrieb. Genau.
    Ich setze die Idee auf die Liste von Nummern, die ich eines Tages schreibe, wenn ich wirklich durchstarten werde, und stehe auf, denn eine kleine rothaarige Pressefrau kommtzielstrebig herein und sucht den Raum mit Blicken ab. Sie entdeckt mich und kommt breit grinsend auf mich zu. »Leck mich en de Täsch – der lustige Däne! Ich dachte, du wärst tot!«
    »Nur meine Karriere«, sage ich und nehme meine Lieblingsexex in den Arm.
    Wir küssen uns. Ihr Mund ist immer noch weich und lebendig. Sie riecht immer noch gut. Sie fühlt sich immer noch gut an. Bloß ihren Titel als Lieblingsex ist sie jetzt los.
    Wir halten uns in den Armen und mustern uns neugierig. Sie hat ein paar Fältchen um die Augen, die ich noch nicht kenne, sonst sieht sie aus wie immer. Gesund, fit und voller Energie. Mir wird bewusst, dass wir uns ewig nicht mehr gesehen haben.
    »Gut siehst du aus.«
    »Nicht so gut wie du.«
    Sie lächelt und zeigt mir ihren kaputten Schneidezahn, in den ich mich damals verliebte.
    »Wie geht’s dir?«
    »Gut, und selbst?«
    »Gut. Wie geht es Tess?«
    »Gut. Wie geht es Gernot?«
    »Sehr gut. Er hat ja mich.«
    »Stimmt«, sage ich. »Das kann einen Unterschied machen.«
    Wir lächeln uns an.
    »Bleibst du nach der Show noch was da?«
    »Ein Drink auf die alten Zeiten?«
    »Au ja«, lächelt sie.
    »Au fein.«
    Sie wirft Nina einen neugierigen Blick zu, sagt aber nichts und drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen.
    »Freu mich. Bis nachher und viel Glück.«
    »Glück sieht wohl anders aus«, sage ich.
    »Jetzt wo du es sagst ...« Sie lächelt zuckersüß. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich jemals im Karneval antreffe.« »Seitdem du mich verlassen hast, geht’s eben bergab mit mir.«
    »Lass das Tess nicht hören«, lächelt sie, nickt Nina zu und eilt weiter.
    Ich schaue ihr nach und lasse die Umarmung nachwirken. Gott, es gab

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