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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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beiden Partystripper wiedererkenne. »Gib uns Tiernamen, Hübscher«, sagt sein Freund.
    Ich nicke in die Runde.
    »Danke für den Support. Schöne Überraschung. Wie zum Teufel habt ihr mich gefunden?«
    Mona lächelt.
    »Klaus ist WDR-Redakteur für Comedy. Er hat dich wiedererkannt.«
    Sie deutet auf den Bodybuilder mit den gepiercten Nippeln. WDR-Redakteur. Klaus. Comedy. Um Gottes willen.
    »Böser Junge«, sagt Sebastian und umarmt mich. »Ich wusste gleich, dass du schön gemein werden kannst.« »Hände weg.«
    Er lacht, lässt mich aber wieder los und strahlt mich an. »Wir gehen auf eine Party. Kommst du mit?«
    »Heute nicht, ich habe was vor.«
    Ich werfe Mona einen Blick zu.
    »Wäre aber lustig«, sagt der SM-Bär träge und wirft mir einen Blick zu, der auf akute Verstopfung schließen lässt. »Es zieht sich heute auch keiner aus, versprochen«, sagt Sebastian.
    Alle feixen. Ich winke ab.
    »Das haltet ihr doch eh nie durch. Nein. Danke. Ich denke, ich gehe nach Hause.«
    Als ich Mona diesmal anschaue, hebt sie die Augenbrauen. Dann fasst sie sich an den Bauch, als hätte sie ein leichtes Ziehen verspürt.
    »Auf mich müsst ihr auch verzichten«, sagt sie in die Runde. »Ich sollte mich besser etwas ausruhen.«
    Nach einigem Gemurre und Heterogelästere brechen sie auf. Ich fange mir noch eine Umarmung ein und, gottverdammt, einen Klaps auf den Hintern, dann ziehen sie gackernd ab. Ich warte, bis sie nach draußen gepoltert sind, dann schaue ich Mona an. Wir mustern uns. Dann lächelt sie. Ich halte ihr meine Hand hin. Sie nimmt sie.

 
Kapitel 20
    Wir tasten uns durch die dunkle Halle, was beweist, dass Arne als Letzter gegangen ist, denn er löscht jedes noch so winzige, stromvernichtende Licht. Normalerweise könnte man sich jetzt wenigstens an den Stand-by-Lampen der elektrischen Geräte orientieren.Wir schaffen es unfallfrei zum Küchentisch, wo ich die Lampe über der Küchenzeile anknipse. Sie wirft einen konzentrierten Lichtkegel auf den Herd und wenig Licht nach außen, aber es reicht, um Höhe und Breite des Raumes zu erahnen.
    »Tee oder Wasser?«
    »Kaffee«, sagt sie und schaut sich um. »Wohnst du allein hier?«
    »Zu dritt. WG. Frau und Mann. Setz dich doch.«
    Ich deute auf einen der Küchenstühle. Sie setzt sich und knöpft ihren Pelzmantel auf, zieht ihn aber nicht aus. Ich stelle den Wasserkocher an und gebe zur Feier des Tages Arnes extravaganten politisch überkorrekten Kaffee in die Espressokanne. Wieso hat er eigentlich Geld für so etwas? Vielleicht weil er billig wohnt?
    »Muss teuer sein.«
    Ich werfe ihr einen Blick zu. Sie schaut sich immer noch um.
    »Eigentlich nicht, denn mit so einer Halle spart man tierisch Steuern. Echt. Also, solange man tierisch hohe Einnahmen hat. Was ich momentan nicht habe. Darum mussich auch solche Sachen machen wie vorhin. Das ist reine Beschaffungskriminalität.«
    Sie löst ihren Blick von der Hängematte und lächelt. »Danke«, sage ich.
    Sie schaut mich verständnislos an.
    »Wofür?«
    »Das erste Mal heute, dass jemand an der richtigen Stelle lacht.«
    Mein Tonfall klingt nicht gut. Ich stelle den Herd an und hole zwei Tassen aus dem Schrank. Sie mustert mich. »Alles in Ordnung?«
    »Ja klar.«
    Ich öffne einen weiteren Schrank auf der Suche nach Zucker.
    »Sieht aber nicht so aus.«
    »Doch, doch, ich kann nur den gottverdammten Zucker nicht finden.«
    Ich glaube, ich sage das ein bisschen zu laut. Ich reiße einen weiteren Schrank auf, noch einen, bis ich merke, dass die Zuckerdose direkt vor meiner Nase auf der Arbeitsplatte steht. Ich nehme sie, schütte Zucker in die Tassen und werfe ihr einen Blick zu. Sie sitzt aufrecht auf ihrem Stuhl und mustert mich.
    »Erst das Kostüm, jetzt der Mantel, findest du das nicht komisch? Eine Tierärztin, die Pelze trägt? Als ob ein Pazifist einen Schießstand betreiben würde.«
    Ihre Hand streicht automatisch über ihren Mantelkragen. »Er ist nicht echt.«
    »Und ich dachte, er besteht vielleicht aus Patienten, die es nicht geschafft haben.«
    Diesmal lacht sie nicht. Sie sitzt einfach da und mustert mich. Ich lasse die Zuckerdose sinken, lehne mich gegen den Kühlschrank und atme durch.
    »Tut mir leid. Ich bin neben der Kappe.«
    »Warum denn?«
    Ich starre sie an. Warum denn? Wir im eiskalten Wasser. Neben uns sinkt die Titanic. Überall treiben Leichen. Scheißabend, oder? Warum denn! Doch Leo sah es ja positiv. Er nahm Rose das Versprechen ab, ein erfülltes Leben zu führen. Er

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