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Beziehungswaise Roman

Beziehungswaise Roman

Titel: Beziehungswaise Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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dann rasselnd Luft. Klingt, als würde man durch einen nassen Schwamm einatmen. Ich richte mich auf, drehe mich um und strecke die Hand aus.
    »Rich, geh bloß mal zum Arzt.«
    »Und das sagst du mir?!«, ächzt er und ignoriert meine Hand. Sein Hemd spannt über Brustmuskulatur und Armen. Scheinbar ist er auch noch mit Hanteln zugange. »Gosh, was sollte der Scheiß da eben?!«
    Ich zucke die Schultern.
    »Ich dachte, du stehst auf Impro.«
    Er verzieht angewidert das Gesicht.
    »Wenn du den Scheiß für Impro hältst, wird es Zeit, dass du mal wieder an Land kommst und die Lage peilst.« Er mustert mein Gesicht, als würde mir Sabber aus dem Mundwinkel laufen. »Was haben die bloß da draußen auf der Fähre mit dir gemacht??«
    »Ich bin qualifiziert oder etwa nicht?«
    »Du klingst schon wie Kanacke. Was ist denn aus dem Mann mit Stil geworden?«
    »Nichts. Und jetzt passe ich mich den Umständen an.«
    Er mustert mich lange. Dann schüttelt er den Kopf und schaut zu Nina runter.
    »Kleines, du warst klasse.«
    Kleines.
    »Danke«, sagt sie und sieht alles andere als zufrieden aus. »Werd nicht so wie er.«
    »Versprochen«, sagt sie.
    Ich schaue sie an. Sie schaut trotzig zurück. Bevor ich etwas sagen kann, kommt ein kleiner Mann mit Schmerbauch und seitlich über die Halbglatze gekämmten Haaren plus Gefolge heran. Er bleibt neben uns stehen und klopft mir jovial auf die Schulter.
    »Oh, hab ich Sie vergessen? Wir machen was. Gut, gut.« Er zieht mit seinem Gefolge weiter. Ich schaue Richie an. »Und wer war das?«
    »Der Programmdirektor«, sagt er nachdenklich und steckt sich eine unangezündete Zigarre in den Mund. Grundgütiger, so was wird Chef von irgendwas? Ich musshier raus, aber ich werde nicht noch mal den Fehler begehen, im Karneval nach einem Taxi zu suchen, also nicke ich Rich zu.
    »Rich, vielen Dank für deine fundierte Kritik. Wenn du mir jetzt noch den Fahrdienst besorgst, werde ich dir ewig ...« »Was du kriegst, ist vielleicht ein Tritt in den Arsch. Gosh. Bleib bloß auf See, Kamerad.«
    Er hustet furchtbar und zieht einen Klumpen hoch. Für einen Augenblick befürchte ich, dass er ihn ausspuckt und wir alle bewusstlos werden. Doch dann schluckt er ihn wieder runter. Ich spüre, wie mein Gesicht sich verzieht. »Gottverdammt, Rich! Geh bitte zum Arzt!«
    »Ach scheiße«, sagt er und geht.
    »Das war super!«
    Ein Hauch sportliches Rasierwasser. Ich trete zur Seite, damit Clemens sich Nina vornehmen kann, doch er schnappt sich meine Hand und drückt sie, während er mir wohlwollend zunickt.
    »Aggrocomedy, sehr gut. Ich wusste gar nicht, dass du das kannst. Der Programmdirektor hat mich angesprochen. Das kann was werden. Super.«
    Nichts macht fertiger, als für Scheiße gelobt zu werden, aber das brauche ich nicht mit Clemens zu diskutieren. Er wirkt schon fast euphorisch.
    »Das war wirklich gut. Die Leute sind aufgewacht. Sag noch mehr Ficken. Seit Ingo Appelt ist die Arschlochrolle nicht mehr besetzt.«
    »Kanacke ist doch da.«
    Er lacht kurz und winkt ab.
    »Der ist Ausländer.«
    Ich starre ihn an. Nina starrt ihn an. Er schwallert weiter. Als er merkt, dass ich nicht einsteige, wendet er sich Nina zu und schleimt sie voll. Im Finale. Große Zukunft. Super. Als er merkt, dass sie nicht einsteigt, klopft er uns noch einpaarmal auf die Schulter und zieht weiter. Nina hat immer noch nichts gesagt. In ihrem Blick liegt dieselbe Mischung aus Verachtung und Mitleid, die ich früher verspürt habe, wenn ich miterlebte, wie einer meiner Heroen sich nach der Seife bückte.
    »Super«, sage ich.
    Sie steht auf und geht. Neben mir nichts als leere Stühle. Mein großer Tag. Ich nehme meinen Kram und gehe los. Der UFZ winkt mir zu. Neben ihm schaut mich das HB-Männchen kopfschüttelnd an. Ich senke den Blick und gehe raus in den Publikumsbereich. Ich gehe durch den Saal meiner Niederlage und werde auf die Schultern geklopft, zum gemeinsamen Foto aufgefordert, um Autogramme gebeten. Am liebsten würde ich sie alle anschreien, ob ihnen wirklich alles scheißegal ist, stattdessen schreibe ich Autogramme ...
    An dem Tisch, an dem die SM-WG saß, sitzen jetzt Jecken. Ich gehe weiter und werde im Vorraum fündig. Die Gruppe steht an der Garderobe. Mona zieht sich gerade einen Pelzmantel an. Scheinbar sind sie im Aufbruch. Ich komme gerade rechtzeitig.
    »Hi, Leute.«
    Alle drehen sich um, und das große Grinsen bricht aus. »Hey, da kommt der Schimpfmaster«, sagt ein Ledertyp, den ich als einen der

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