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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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ich ein Alter Ego hatte. Wie jeder, der vor dem Y-Tag geboren worden war.
    Ich weiß nicht warum, aber diese Neuigkeit traf mich mit der Wucht eines ganzen Containers voller Backsteine. So etwas erwartet man als Kind von den Eltern zu erfahren, die einen liebevoll trösten und versichern, dass man für sie trotzdem einzigartig und ein Alter auch nur eine Art Bruder oder Schwester ist. Aber nicht als erwachsener Mann, verbunden mit der Erkenntnis, dass man ein wenig älter ist, als man immer dachte. Meine Eltern mussten jemanden bestochen haben, um mein Geburtsdatum zu ändern. Aber warum? Meine Nachforschungen hatten ergeben, dass mein Geburtstag nicht im Januar lag, sondern im Juli, ganze sechs Monate davor.
    »Das kam alles ziemlich überraschend«, sagte ich zu Mrs Noor. »Warum Tante Henrietta, eigentlich meine Großtante, also, warum sich das Foto überhaupt in ihrem Besitz befand, weiß ich nicht. Sie war angeheiratet, die zweite Frau von Onkel Otto. Als sie heirateten, ging ich schon auf die Universität. Das ergibt alles keinen Sinn.« Ich schüttelte den Kopf.
    Mrs Noor sah mich freundlich an. »Eltern. Wir geben uns wirklich Mühe, wissen Sie. Aber es ist manchmal schwer zu sagen, was das Beste ist. Nehmen Sie meine Tochter Daisy beispielsweise – sie mag ihre Arbeit hier bei
Noor & Brood
. Es gefällt ihr, dass man nie weiß, was als Nächstes passiert, und sie mag die bunte Mischung von Leuten, die hier jeden Tag auftauchen. Pip auch. Aber Ham, da bin ich nicht so sicher. Manchmal frage ich mich, ob er nicht nur deshalb bleibt, weil es ein Familienunternehmen ist. Ich kann ihn nicht einfach danach fragen, das macht es so schwierig.«
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Mrs Noor Probleme hatte, mit irgendjemandem über irgendetwas zu sprechen.
    »Vielleicht wollten Ihre Eltern Ihnen einfach das Wissen ersparen, dass Sie ein Alter Ego haben«, fügte sie hinzu. »Sie wissen nicht, wie es damals war. Die Ungewissheit, der Aufruhr, als wir erfuhren, dass wir mit einem anderen Universum in Verbindung stehen. Ich war noch ein junges Mädchen, stand ganz am Anfang meines Lebens und meiner Karriere als Detektivin. Und jetzt, fünfunddreißig Jahre später, leite ich meine eigene Agentur, während mein Alter – aber das gehört nicht hierher.« Sie seufzte und wackelte mit dem Finger in meine Richtung. »Aber gegen Ihr kleines Problem
können
wir etwas unternehmen. Wir fangen natürlich damit an, zu ermitteln, wo Felix B wohnt. Das dürfte eine Weile dauern. Sie wohnen in San Francisco, aber
er
könnte genauso gut in der Wüste von Nevada leben oder in einer Jagdhütte in Alaska oder einem Treibhaus in Carolina.«
    »Der DIM-Beamte im Terminal hat meine Identikarte mit einem ›Alter in der Umgebung‹ markiert.«
    »Das vereinfacht die Sache.« Sie machte sich in ihrer spinnenartigen Miss-Marple-Handschrift Notizen. »Und wir haben die Namen der Eltern – Klara und Patrick Sayers aus Carmel, sagten Sie? Leben Ihre Eltern noch?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das tut mir leid. Darf ich fragen, wie sie gestorben sind?«
    »Ein Schiffsunglück.«
    »Was wohl aus den Eltern Ihres Alter geworden ist? Es ist unwahrscheinlich, dass der gleiche Unfall sich in beiden Universen ereignet, aber man kann nie wissen.«
    »Darum bin ich ja hier. Ich möchte, dass Sie das alles für mich herausfinden, Mrs Noor.«
    Während sie sich Notizen machte, glitt mein Blick über die Artikel, die auf ihrem Schreibtisch verstreut lagen. Es ging um sehr unterschiedliche Themen – vermutlich ist für einen Detektiv alles von Interesse – und die Schlagzeilen klangen genau so wie in Universum A, nur eben gedruckt. Eine große Überschrift warnte vor einer neuartigen, von Haustieren übertragenen Krankheit, die drohte, von Universum A nach Universum B überzuschwappen. Eine mittelgroße beklagte das halbe Aussterben von Elefanten und Giraffen. Und eine ganz kleine (die sind oft am interessantesten) äußerte sich positiv über ein nach der Renovierung neu eröffnetes Restaurant in der Innenstadt, das
Organic Oven
.
    »Sie bewahren ihre Kundeninformationen in Notizbüchern auf?«, fragte ich, während Mrs Noor ihren Stift weglegte.
    »Mein Notizbuch? Absolut die beste Methode. Es gibt nichts Sichereres, als sich in der eigenen Handschrift Notizen zu machen und sie dann in der eigenen Tasche aufzubewahren.«
    »Haben Sie viele Klienten, die Informationen über ihre Alter haben wollen, Mrs Noor?«
    »Es kommt vor.«
    »Wie

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