Bezueglich Enten und Universen
billige Kredite versprachen – bis auf eine diskrete Tafel neben dem Vordereingang, auf der lediglich stand:
Noor & Brood, Ermittlungen. Überlassen Sie getrost alles uns.
Der Bau hatte hohe, schmale Fenster, durch die man wenig erkennen konnte. Auf einem Parkplatz auf dem Dach standen ein paar Autos.
Im gesamten
Bücherwurm
mit all seinen Büchern hatte ich keines gefunden, das Felix Bs Namen trug, schön und gut. Aber was, wenn in seinem Computer eine vollständige Erstfassung steckte? Oder bereits eine überarbeitete Version? Oder gar die Endfassung seines Meisterwerks, bereit, auf einen einzigenKnopfdruck veröffentlicht zu werden? Ich konnte ja schlecht bei seinen Nachbarn an die Tür klopfen und fragen: »Schreibt Felix Sayers zufällig an einem Krimi, der mit Kochen zu tun hat, wissen Sie das vielleicht?« Falls ich überhaupt herausfand, wo mein Alter wohnte.
Ebenso wenig konnte ich mich selbst für Felix B ausgeben, um Informationen zu sammeln, indem ich mich zum Abendessen bei seinen engen Freunden einlud, wer immer die sein mochten (dabei fielen mir Murphinas Besitzer und die Frau im Mandarinenkleid vom Übergang ein, die beide anscheinend mein Gesicht kannten). Es funktionierte so oder so nicht – ich konnte mich nicht als Fremder ausgeben und neugierige Fragen stellen, weil ich ihm so verdammt ähnlich sah, und auch nicht so tun, als wäre ich Felix B, weil ich wahrscheinlich eben nicht
exakt
wie er aussah. Visionen von falschen Schnurrbärten, gefärbten Kontaktlinsen und Perücken schossen mir durch den Kopf, aber fürs Erste sortierte ich sie als würdelos und unpraktisch aus.
Der Gedanke, einen Privatdetektiv anzuheuern, war mir einfach nie in den Sinn gekommen. Wie falsche Bärte oder andere Krimi-Versatzstücke, verschlüsselte Nachrichten oder Leichen in hermetisch abgeschlossenen Räumen, tauchen sie im wirklichen Leben selten auf.
Ich sah, wie ein Mann aus dem Bürogebäude trat, sich gehetzt umsah, einen Umschlag einsteckte und davoneilte. Ich hoffte, dass er bei einem der Geldverleiher gewesen war und nicht den typischen Klienten von
Noor & Brood
repräsentierte.
Das Läuten der Glocken der Feuerwache scheuchte mich beiseite. Ein mit Touristen vollgestopfter Bus fuhr heraus und bog rechts ab. Er verschwand die Lombard Street entlang, während ich mich hinten in die kurze Warteschlange einreihte, die sich bereits wieder am Schalter zu bilden begann. Ich spielte mit dem Gedanken, Detektiv Noor (oder auch Detektiv Brood)zu engagieren. Würden sie etwas für mich tun können? Oder einfach mein Geld nehmen, mir sagen, ich solle in ein paar Tagen wiederkommen, und dann die Füße hochlegen, um sich auf meine Kosten einen schönen Tag zu machen, weil es ungesetzlich war, Alter-Überwachungen durchzuführen? Oder würden sie mich einfach auslachen, vor die Tür setzen und beim nächsten DIM-Büro anzeigen? Das DIM nahm seine Aufgabe, die Privatsphäre der Bürger zu schützen, sehr ernst. Neben all seinen anderen Pflichten natürlich: Razzien auf schwarzen Datenmärkten, die Vernichtung alter Telefonbücher, Landkarten und sonstiger Dokumente, Inspektionen in wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und was es sonst alles so gab.
Die nächste Rundfahrt ging erst in vierzig Minuten ab. Das nahm ich als Zeichen des Himmels.
Welcher aufstrebende Krimiautor würde sich die Gelegenheit entgehen lassen, mit einem echten Privatdetektiv zu sprechen, versuchte ich mir einzureden, während ich die Straße überquerte. Detektiv Noor konnte mir ein paar Tipps geben, wie ich meinen fiktiven, noch namenlosen Schnüffler charakterisieren sollte, damit er nicht völlig amateurhaft wirkte. Ein paar Infos über Polizeiprozeduren konnten nicht schaden. Oder eine Idee, wie jemand, der in den Bergen der Sierra festsaß, verschiedene Arten von Zigarettenasche analysierte, ohne Zugang zu einem gut ausgestatteten Labor zu besitzen. Solche Sachen.
Der »Detektiv« entpuppte sich als leutselige, etwas untersetzte Frau, die eine Aura von Vertrautheit mit der Stadt und ihren Bewohnern verströmte. Ein wenig wie eine urbane Miss Marple (jedenfalls, wenn Miss Marple dunkelhäutig und mittleren Alters gewesen wäre und eine Detektei in einer Großstadt geführt hätte, gegen die das fiktive Dorf St. Mary Mead winzig war).Ich stellte mich vor und sagte: »Und Sie sind Bürgerin Noor ... oder Bürgerin Brood?«
»Nennen Sie mich Mrs Noor oder Detective Noor. Mit dem Bürger-Quatsch kann ich nicht viel anfangen.«
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