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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Tatsache besonders
sorgfältig
zu verbergen versucht hatten, war die Aufgabe paradoxerweise nicht vollständig gelungen. Das bedeutete, dass die Rettung der Daten aus den Speichern des
Bitmaster 2001
von Monroes Dachboden zwar schwierig war, aber nicht unmöglich. Als ich mich zum Schlafen zurückzog und sie ihrer Aufgabe überließ, wuchs bereits ein Stapel von Ausdrucken auf dem Bett.
    Ein paar Schlucke Earl Grey, dessen Kraft und dunkler Farbton mir als Alternative zu Kaffee ans Herz zu wachsen begannen, klärten den Nebel in meinem Gehirn. Das Licht strömte durch ein hohes Fenster in den Frühstücksraum und stattete die dunkle Holztäfelung der Wände mit einer angenehmen Wärme aus. Draußen hörte man eine Grasmücke zwitschern. Auf der anderen Tischseite schüttelte Bean enttäuscht den Kopf. »Wir haben nicht so viel gefunden, wie wir hofften.«
    »Ganz so würde ich es nicht ausdrücken«, gähnte Arni.
    »Ich weiß, ich weiß. Ich bin keine Morgenoptimistin. Sprich nach dem Frühstück wieder mit mir.« Sie zog sich die Kapuze ihres Sweatshirts über den Kopf und vergrub ihr Gesicht in der Müslischale.
    »Dann habt ihr also Fotos gefunden?«, fragte ich Arni.
    »Kreditkartenquittungen.« Er griff nach einem Messer und einem ziemlich seltsam geformten Apfel und begann ihn zu schälen. »Bevor es Identikarten gab, führten die Leute zum Bezahlen etwas mit sich, das man Kreditkarten nannte, besonders als die Inflation explodierte und Münzen und Scheine unpraktischwurden. Man konnte kein Bargeld mehr bei sich haben, man hätte einfach zu große Mengen davon gebraucht, selbst für Kleinigkeiten – die Preise waren irrsinnig hoch und stiegen ständig, manchmal mehr als einmal pro Tag. Laut den Quittungen, die wir gefunden haben, sieht es so aus, als hätten 4100, 4101 und 4102 einen Ausflug mit dem Auto gemacht ...«
    »Vier-eins-null-null?«
    »Tut mir leid, ich bin so an das Nummerierungssystem gewöhnt. Ich meinte dich und deine Eltern, den Bürger Sayers also und Mr und Mrs Sayers ...«
    »Nenn sie Patrick und Klara.«
    Als er damit fertig war, seinen seltsamen Apfel zu schälen, bot er Bean und mir eine Scheibe an. Dann wischt er sich die Hände ab und nahm den Omni vom Hals. »Ich habe eine Zeitschiene entworfen. 1986 fiel der sechste Januar auf einen Montag. Es war gleich nach den Ferien, es hielten sich also nur wenige Touristen in Carmel auf. Deine Eltern hatten wahrscheinlich die Galerie für den Tag geschlossen.«
    Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern sich jemals einen Tag freigenommen hätten, selbst wenn die Galerie zu war. Es gab immer Dinge abzuholen oder auszuliefern, Papierkram zu erledigen oder einfach nur ganz alltägliche Arbeiten zu erledigen: abstauben, die Galerie putzen, Bilder umhängen. Jeder Urlaub hatte sich als Vorwand entpuppt, neue Stücke für die Galerie zu erwerben.
    »Die erste Quittung mit Datum vom sechsten Januar stammt aus einem Restaurant in Carmel namens
Big Fat Pancake
 – es existiert nicht mehr und die Rechnung wurde kurz nach neun Uhr bezahlt. Danach seid ihr wahrscheinlich in den Wagen gestiegen und der kleine Felix wurde in seinem Kindersitz festgeschnallt ...«
    »Es war ein brauner Chevrolet«, sagte ich. »Jetzt erinnere ich mich wieder.« Ich erinnerte mich allerdings nicht, dass ich dasErlebnis, im Auto herumgefahren zu werden, als Kind ebenso nervenaufreibend gefunden hätte wie als Erwachsener.
    »Dann seid ihr nach Norden gefahren. Das wissen wir durch eine Tankstellenrechnung von unterwegs und eine Quittung von einem Parkplatz in Gehweite der Golden Gate Bridge. Der Parkplatz gehört heute zum Campus des Presidio«, fügte er hinzu. »Diese Quittung wurde um elf Uhr fünfzehn ausgestellt. Der Vepuz ereignete sich, wie wir wissen, um elf Uhr sechsundvierzig und eine Sekunde, und ab diesem Zeitpunkt müssen wir von 4100 B, 4101 B und 4102 B sprechen, um diese drei Personen von ihren Gegenstücken in Universum A zu unterscheiden.«
    »Richtig«, nickte ich.
    »Foto Nummer 13, das sich im Besitz deiner Tante Henrietta befand, wurde bei einem Spaziergang in der Nähe des südlichen Pfeilers der Golden Gate Bridge aufgenommen – aber ob
vor
oder
nach
dem Vepuz, können wir nicht feststellen. Mit Sicherheit lässt sich nur sagen, dass ihr um elf Uhr fünfzehn in der Nähe der Brücke für ein paar Schnappschüsse angehalten habt. Wenn ihr nicht nach weniger als einer halben Stunde wieder gefahren seid, hättet ihr euch um elf Uhr

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