Bezueglich Enten und Universen
hatte nicht einmal einen Plan. Als ich bei
Wagner’s Kitchen
hereinmarschierte, hatte ich nur die vage Idee, mich als mögliche Klientin auszugeben, die einen Entwurf für einen Plätzchenbacker vermarkten will. Glücklicherweise warst du aber bereits im Urlaub, daher musste ich nicht wirklich, äh, lügen.«
»Du warst also in meinem Büro, Bean. Aber was ist mit James und Gabriella? Haben sie die Haustierbazillus-Panik aus dem Grund ausgelöst, um an mich heranzukommen? Was ist das eigentlich? Es schmeckt köstlich.«
»Es ist Pfapfel. Pfirsich-und-Apfel«, antwortete Arni. Er dachte eine Sekunde lang nach. »Ich glaube eigentlich nicht, dass
Past & Future
so arbeitet. Zum einen haben sie es gar nicht nötig. Geld öffnet einem viele Türen, und Geld haben sie reichlich. Andererseits«, fügte er hinzu, »die Art, wie Foto Nummer 13 aus dem Nichts auftauchte, machte uns sehr misstrauisch, und ich vermute, das Gleiche trifft auf sie auch zu. Selbst als wir uns vergewissert hatten, dass das Foto authentisch ist, wollten wir uns zurückhalten, bis wir ganz sicher waren, dass du nicht für das DIM arbeitest.«
Er warf Bean einen vielsagenden Blick zu. Sie stierte in ihre leere Müslischüssel. »Egal, jetzt sind wir jedenfalls hier, alsovermute ich mal, dass du kein DIM-Agent bist und es sich hier nicht um eine Undercover-Operation gegen unautorisierte Forschung und andere Verstöße gegen Paragraf 19 handelt.«
»Bin ich nicht und ist es nicht.« Ich war nicht nur
kein
DIM-Agent, ich war ziemlich sicher, dass mein Name auf einer Liste mit der Überschrift »Verdächtige Personen« stand, die irgendein sesselpupsender DIM-Beamter angelegt hatte. Ein gefälschtes Geburtsdatum zieht so etwas nach sich.
Wir ließen Pak im
Be Known Inn
zurück, damit er weitere Datenrettungsoperationen durchführen konnte, während wir drei wieder zu Monroes Haus fuhren. Unterwegs kamen wir an einer Gruppe von Passivisten vorbei, die reglos im Kreis auf dem ziemlich vertrockneten Rasen eines Parks herumsaßen. Einer von ihnen rief uns zu: »Wir sind alle Götter, meine Freunde. Hat einer von euch die Macht missbraucht? Hat einer von euch den Damm gebaut, der unsere beiden Flüsse in zwei unterschiedliche Schluchten hat stürzen lassen ...?«
»Meine Eltern sind nicht so«, meinte Bean leise, als sie wieder außer Hörweite waren. »Sie mögen es nur einfach nicht, die Natur zu zerstören oder Entscheidungen zu treffen.«
»Was meinten die Passivisten damit, ob einer von uns die Macht missbraucht hat?«, fragte ich.
»Sie glauben, dass der Universenmacher A und B bewusst und absichtlich auf verschiedene Wege gebracht hat.«
»Aber damit meinen sie doch nicht Professor Z. Z. Singh, oder?«
»Nein.« Sie legte einen Schritt zu.
Monroe ließ uns ein und gestattete uns widerwillig, seinen Dachboden ein weiteres Mal zu durchsuchen, unter der Bedingung, dass wir alles, was wir fanden,
absolut alles,
entsprechendbezahlten. Ich hatte das Gefühl, dass er das selbst vorgehabt hatte, uns aber gerne die Schmutzarbeit überließ.
Während Monroes Katzenmaus in die Diele geschlüpft kam und wir ihr über die mit Teppichboden belegte Treppe nach oben folgten, sagte ich: »Felix’ Eltern sind also auch nach San Francisco gezogen. Wie ist ihr Leben verlaufen? Ähnlich?«
Arni verstand, was ich wissen wollte. »Grob gesagt schon. Die Unterschiede zwischen Altern – und Universen – akkumulieren sich im Lauf der Zeit. Am Ende gibt es viele kleine Unterschiede, ein paar mittlere und ein oder zwei große Sachen. Seltsamerweise verlaufen die Lebenslinien von Altern, die sich nicht kennen, oft ähnlicher als bei solchen, die Kontakt haben. Meinem Gefühl nach kannten eure Eltern sich nicht, und zwar aus dem Grund, weil sie beide nach Carmel zurückzogen und thematisch identische Kunstgalerien eröffneten. Wenn Felix Bs Eltern
deinen
von der genialen Idee erzählt hätten, eine prähistorische Kunstgalerie zu eröffnen, hätten die sicher etwas ganz anderes gemacht.«
»Eines wollte ich noch fragen«, sagte ich, während wir die Dachbodentür ein zweites Mal aufstemmten. »Wie kommt es, dass Carmel seinen Namen in beiden Universen behalten hat? Ich dachte, das würde nur für die großen Städte gelten.«
»Unseres heißt jetzt Carmel Beach und eures Carmel-by-the-Sea. Aber eigentlich nennt man beide nur Carmel.«
»Wo sollen wir anfangen?« Ich sah mich um.
Eine berechtigte Frage. Abgesehen von den wurmstichigen Möbeln, dem
Weitere Kostenlose Bücher