Bezueglich Enten und Universen
Garderobenständer in der Ecke, dem kopfstehenden Kühlschrank und ein paar Stapeln mit Krimskrams, die ganz offensichtlich jüngeren Ursprungs waren, blieb noch jede Menge übrig. Überall standen Pappkartons aufeinandergestapelt, ohne dass man hätte sagen können, ob sie vor oder nach Monroes Einzug dort hingestellt worden waren.
Bean zog ein Küchenmesser hervor, das sie sich von FrannysCousine im
Be Known Inn
ausgeliehen hatte. »Am besten arbeiten wir systematisch. Wir fangen bei der Tür an, jeder nimmt sich eine Schachtel vor, sieht sie durch und geht dann zur nächsten über.«
Arni schob sich die langen Locken hinter die Ohren und blickte betrübt auf seine gebügelten Chinos. »Ich wollte, ich hätte ein älteres Paar angezogen.«
»Besitzt du überhaupt Klamotten, die nicht brandneu sind?« Bean reichte ihm das Messer.
Die ersten paar Kartons waren voller alter Kleidungsstücke, was zu ein paar weiteren Scherzen über Arnis Modebewusstsein führte.
»Wisst ihr, was
ich
mir wünschte?«, sagte ich schaudernd, während ich den Deckel eines Kartons wieder schloss (ich habe alte, abgetragene Kleidungsstücke immer ein wenig unheimlich gefunden). »Ich wollte, wir hätten ein paar Plastikhandschuhe mitgebracht. Wer weiß, was alles da drin haust. Und wonach suchen wir überhaupt?«
»Fotoalben oder eine Schachtel voll Quittungen, wenn wir Glück haben.«
Hatten wir nicht. Ein paar Stunden und mehr als zwanzig Pappkartons später standen wir mit leeren Händen da. Wir hatten ein paar überraschende Dinge über Monroes Vergangenheit ausgegraben – wer hätte gedacht, dass er als junger Mann als Tennisprofi durch die Welt gezogen war –, aber nichts gefunden, was meinen Eltern gehört hätte, außer Kleidung und Möbeln.
»Was ist mit dem Karton da drüben?« Ich stand auf, um mir die Beine zu vertreten. Ich hoffte, meine Knie würden nicht knacken, und hatte die Frage gestellt, damit Bean es nicht bemerkte, falls doch. Sie stieß gerade das Messer in die Tür des Kühlschranks, um sie aufzuhebeln. Mit einem
Plopp
flog sie auf und Reihen von kopfstehenden Einweckgläsern, einige davonzerbrochen, wurden sichtbar. »Bäh. Eingelegtes Gemüse. Sagtest du, dass noch eine Schachtel da ist, Felix?«
»Ja, die da drüben, hinter dem Schirmdings, ungefähr so groß wie eine Mikrowelle.«
»Wie, was,
wo?
«
Ich stieg über mehrere Hindernisse hinweg und tat so, als hörte ich Arnis leise Erklärung nicht: »Eine Mikrowelle ist ein Küchengerät, um Lebensmittel zu erhitzen. Es funktioniert nach dem Prinzip, Wassermoleküle über Funkwellen anzuregen. Sehr populär in Universum A.«
»Ich glaube, ich erinnere mich aus meiner Kindheit daran«, hörte ich Bean antworten. »Warum sind sie verschwunden?«
»Die Leute hielten die Strahlung für gefährlich. Außerdem haben wir heutzutage selbsterhitzende Dosen.«
»Da steht BÜCHER drauf«, meldete ich mich.
Bean schloss den Kühlschrank (der Gestank drang sogar durch meine beeinträchtigten Nasenlöcher) und sie eilten zu mir. Arni kniete sich hin und schlitzte vorsichtig das Paketband auf, mit dem die Schachtel zugeklebt war. Zum Vorschein kamen – Überraschung – Bücher. Bean nahm ein paar davon in die Hand. »Hey, die sind über Kunst. Sie müssen deinen – ich meine Felix’ Eltern gehört haben.«
Ich griff nach einem dicken Band. Er trug den Titel
Steine, Grüfte und Wasserspeier
. »Warum ist das Buch so groß?«
»Es sieht aus wie ein Museumskatalog«, erklärte Bean. »Oder ein Lehrbuch.«
Auf die erste Seite hatte der Besitzer des Buches seine Initialen geschrieben: P. S., Patrick Sayers. Mein Vater. In diesem Moment war es mir egal, dass die Buchstaben faktisch gesehen nicht von der Hand
meines
Vaters stammten, sondern der seines Alters. Ich legte
Steine, Grüfte und Wasserspeier
beiseite und wir untersuchten vorsichtig den Rest der Schachtel. Bean sagte: »Man kann ja nie wissen.« Die Bücher hatten alle Übergröße,feste Einbände und spiegelten die gesamte Bandbreite prähistorischer Kunst wider, von Höhlenmalerei bis zu megalithischen Monumenten. Die Sammlung zeigte die Expertise und das Interesse meiner Eltern, als sie sich damit beschäftigten, lebensgroße Reproduktionen uralter Kunstwerke für ihre Galerie zusammenzustellen (abgesehen von megalithischen Monumenten natürlich).
»Ich habe mich immer gefragt, wer wohl der erste Mensch war, der beschloss, ein Bild an die feuchte Wand einer dunklen Höhle zu malen«, meinte
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