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Bezueglich Enten und Universen

Bezueglich Enten und Universen

Titel: Bezueglich Enten und Universen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neve Maslakovic
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Kleider, alten Haushaltsgeräten und einem Sammelsurium von Möbelstücken, alle uralt und mit einer dicken Staubschicht bedeckt, die Staubmilben und wahrscheinlich auch größerer Fauna als Biotop diente. Eine einsame, nackte Glühbirne hing von der Decke und bemühte sich vergeblich, den Raum zu erhellen. »Was ist das für ein
Geruch
hier?« Arni rümpfte die Nase, während Pak die Tür gewaltsam weiter aufdrückte; sie klemmte und hinterließ einen sauberen Halbkreis auf dem Fußboden voller Spinnweben. Pak ging direkt auf einen Haufen antik aussehenden Computerzubehörs in einer Ecke zu. »Die hat erst kürzlich jemand angefasst«, bemerkte er. Er kniete sich auf den Boden, starrte die Verbindungskabel an und murmelte leise: »Sprich mit mir, Baby.«
    Wir staubten ein paar Kisten ab und schoben sie heran, um sie als Sitzplätze zu benutzen. Bean hockte sich zu Pak. Während sie versuchten den Computer hochzufahren, nahm Arni mich neben einem kopfstehenden Kühlschrank beiseite. »Ein paar Fragen noch, Felix«, drängte er, als hätte ich nicht schon die halbe Autofahrt und das ganze Mittagessen damit verbracht, über meine Kindheit Auskunft zu geben. Ich hatte den Verdacht, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis einer von ihnen vorschlug, mich zu hypnotisieren, um lange vergessene Details meiner ersten Tage aus dem Unterbewusstsein zutage zu fördern. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie genau gewusst hätten, wie man willige Forschungsobjekte in Trance versetzte. Die drei Doktoranden, die auf Monroes Dachboden undin meiner Vergangenheit herumstöberten, schienen entschlossen, die nötigen Antworten zum Erreichen ihrer Forschungsziele zu finden, ganz egal welcher Methoden es bedurfte oder wie weit sie sich dabei von der Bihistorie entfernten.
    Während ich vorgab, Arni zuzuhören, der mir etwas erklärte, was er als »interkonnektives Ereignisausbreitungsdiagramm« bezeichnete, wurde mir klar, dass ich in einem Niemandsland festsaß. Weder verfügte ich über die blinde Zuversicht der Jugend, alles würde sich genau so entwickeln, wie ich es mir erträumte, noch hatte ich die Erfahrung, die man im Lauf der Jahre erwirbt, dass es darauf nämlich gar nicht ankommt. Hieß das, ich war tatsächlich bereit, meinen angenehmen Job bei
Wagner’s Kitchen
hinzuschmeißen und mich an etwas anderem zu versuchen? Vielleicht war es Zeit, ein paar Brücken hinter mir abzureißen und nur noch zu
schreiben.
    Unglücklicherweise gab es da noch das kleine Problem, dass ich etwas zu essen kaufen und die Miete bezahlen musste. Und die potenziellen Tantiemen eines Kriminalromans würden erst nach und nach hereintröpfeln, während die Leser ihn entdeckten und – so hoffte man – positive Kritiken schrieben. Ich spürte einen Stich der Eifersucht auf Autoren, die in Universum B lebten, wo Verleger, wie ich gehört hatte, sogar Vorschüsse für Manuskripte bezahlten.
    Andererseits, so tröstete ich mich, konnte es ja auch passieren, dass dem Verlag der Roman nicht gefiel und er ihn gar nicht veröffentlichen wollte. Unter dem Omni-System hatte jedermanns Werk, wie brillant oder mittelmäßig oder hundsmiserabel es auch sein mochte, die gleiche Chance. Es stimmte schon, dass man sich erst durch einen Sumpf aus angeberischem, schlecht geschriebenem Zeug wühlen musste, um etwas halbwegs Anständiges zu finden – aber jedenfalls gingen die Leser vom selben Ausgangspunkt ins Rennen, auch wenn es eine Menge Gedrängel und Geschubse gab.
    Pak war es gelungen, den Computer zu erwecken. Langsam, mit viel Gebrumm, dem ein leises Quietschen folgte, erwachte er zum Leben. Arni ließ mich stehen und beugte sich über Paks Schulter.
    »Jemand hat die Tastatur gereinigt«, bemerkte Pak, während der Monitor flackerte und sich dann dafür entschied, eingeschaltet zu bleiben. »Wir hätten das Mittagessen überspringen sollen.«
    »Monroe sagte, wir sollten erst nach drei kommen.« Arni zuckte die Achseln. »Nicht mehr zu ändern. Sehen wir nach, ob wir die Fotos 1 bis 12 und 14 und darüber finden können.« Ohne sich umzudrehen, fügte er hinzu: »Natürlich nur, wenn dir das recht ist, Felix. Dieser Computer steht hier schon sehr lange herum.«
    Monroes Katzentier war uns nachgeschlichen und strich lautlos auf dem Dachboden umher, während ihre Tatzen winzige Fußabdrücke im Staub hinterließen und ihre Schnurrhaare dann und wann hinter einer Schachtel hervorlugten. »Ist das eine Maus oder nur eine schrecklich kleine Katze?«,

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