Bezugspunkt Atlantis
GWA-Spezialisten mit marsianischen Hypno-Schnellschulungsgeräten im Gebrauch dieser und anderer Sprachen unterrichtet worden. Beim ersten Einsatz hatten wir dieses Wissen bereits dringend benötigt. Nun war es ebenfalls wertvoll.
Er sprach mich in der dritten Person an; eine Geste der Höflichkeit und des Respekts. Normalmenschen wurden in dieser Zeit grundsätzlich geduzt.
Ich ließ ihn kommen! Wir waren für jeden Hinweis dankbar, denn fremder als wir konnte in dieser Epoche niemand sein.
»Ihr scheint die Praktiken des Garph von Lurcarion, des Hochlöblichen Markhas, nicht anwenden zu wollen, Lurca. Wie mir scheint, kommt Ihr auch nicht in seinem Auftrag; es sei denn, Euch sind besondere Anweisungen erteilt worden.«
Ich schaute ihn düster an, aber er ließ sich in seiner einmal gefaßten Meinung nicht mehr beeindrucken. In dem Augenblick wurde mir klar, daß mein Plan, ihm gegenüber den Chef eines Sonderkommandos der Spionageabwehr spielen zu wollen, undurchführbar war.
Er war para-immun wie alle hochstehenden Marsianer. Eine telepathische Sondierung seines Bewußtseinsinhalts war nicht möglich. Meine beste Waffe war somit wirkungslos.
Zu versuchen, ihm auf konventionelle Art »die Würmer aus der Nase zu ziehen«, war beim Intelligenzgrad des Mannes hoffnungslos.
Ich beobachtete, daß er Maykofts Soldaten schnell und umfassend musterte. Sein nächster Blick galt unseren Maschinenkarabinern. Solche Waffen hatten die Marsianer vielleicht vor zehntausend Jahren erzeugt. Heute nicht mehr. Die Bewohner des Planeten Erde waren noch lange nicht so weit, um Präzisionsgegenstände dieser Art herstellen zu können.
»Ich habe besondere Anweisungen erhalten«, betonte ich. »Ich bin Rodkon, der Nordländer, speziell geschult und in Saghons Auftrag eingesetzt. Meine Männer erschienen dem Oberstkommandierenden zuverlässiger als Markhas’ Abwehrspezialisten.«
Als ich das letzte Wort gesprochen hatte, wußte ich bereits, wie töricht ich mich benahm. Ich hätte mindestens seinen Namen, seinen Rang und einige nähere Gegebenheiten kennen müssen.
Er bemerkte seinerseits, daß ich wußte, daß ich mich falsch verhalten hatte. Er besaß ein feines Gefühl für Situationen und einzelne Nuancen.
»Geben Sie es auf«, erklang hinter mir eine Stimme.
Ich drehte den Kopf und erkannte Dr. Kulot. Ihm folgte Naru Kenonewe, der afrikanische Raumjagdmajor, den wir als urzeitlichen Bewohner dieser Weltepoche maskiert hatten. Die breiten Stirnnarben wiesen ihn offiziell als Phoroser aus.
Er stellte wortlos einen unserer Klappstühle auf den Boden, faßte den Marsianer am Brustteil seiner Kombination und setzte ihn ebenso wortlos hin.
Kulot öffnete seinen Notarztkoffer.
Hannibal stieß ein mißtönendes Gelächter aus. Auch er wußte, daß unsere Felle weggeschwommen waren, ehe wir sie gegerbt hatten.
Als ich noch nach einem Weg der weiteren Verständigung suchte, meldete sich Leutnant Authry über Funk. Er sprach natürlich englisch; eine Sprache, die der Marsianer bisher nie gehört hatte.
»Sir, Sie hatten recht. Hier gibt es eine schmale, großartig getarnte Stahltür mit Paraschloß. Kiny hat es geöffnet. Wir sind dem Gang gefolgt und haben einen Felshangar dicht unter der Oberfläche des Berges gefunden. Dort steht ein raumflugtauglicher Gleiter der Marsflotte. Soviel ich an der Farbsymbolisierung erkennen kann, handelt es sich um das Beiboot eines Kriegsschiffs, das zu Saghons Heimatflotte gehören muß. Mehr kann ich nicht feststellen. Könnte Allison mal nachsehen?«
»Doktor Allison«, murrte der korpulente Hüne.
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