Bezugspunkt Atlantis
Transportwege war für Euch wohl kaum geeignet. Ihr solltet offen mit mir sprechen. Ihr habt entweder alles zu verlieren, oder alles zu gewinnen. Seid Ihr mit dem Gleiter gekommen?«
»Ja«, bestätigte er erstaunlich gelassen. Nur seine Blicke drängten. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, welche Fülle von Überlegungen durch sein Gehirn huschte. Er konnte uns in kein Schema einordnen.
»Ihr werdet angeblich mit diesem Beiboot starten, Euch vorschriftsmäßig melden und dann sterben. Euer Gleiter wird explodieren. Attentate sind an der Tagesordnung. Die denebische Offensivflotte startet soeben mit dem Ziel, Eure Heimatwelt endgültig zu vernichten.«
Ich hatte ihn in tiefster Seele getroffen. Er fuhr auf; Samys Balpirolplast-Sprühdose, mit der er gerade den gebrochenen Arm ruhigstellte, fiel zu Boden.
»Unmöglich!« stieß Folrogh hervor. »Ich bin hierhergekom men, um mit dem Obersten Denebischen Gremium einen separaten Waffenstillstand zu vereinbaren. Niemand würde es mir allerdings glauben. Vielleicht könnt Ihr es. Ich bin kein Verräter.«
»Das hatte ich mir beinahe gedacht«, überlegte Samy laut. »Konnat, wenn Sie jetzt keine gute Lösung finden, marschiere ich notfalls durch die Zeit nach Hause.«
Ich achtete wiederum nicht auf den Einwand. Mein Plan nahm festere Formen an.
»Ich glaube Euch vorbehaltlos. Das denebische Flottenkommando wird Euch jedoch betrügen. Man besitzt eine neue Waffe. Wir nennen sie Rotes Leuchten. Alles Leben auf dem vierten Planeten dieses Systems wird erlöschen. Saghon wird geschlagen. Euer eigenmächtiger Vermittlungsversuch kommt entschieden zu spät. Ihr hättet vor zehn Jahren meiner Zeit vielleicht noch eine Chance gehabt. Jetzt nicht mehr.«
»Wer seid Ihr?« fragte er erneut. Sein kleines Gesicht begann vor inneren Qualen zu zucken.
»Später, Folrogh. Wollt Ihr auf meinen Vorschlag eingehen? Wenn Ihr leben und bei uns bleiben wollt, müßt Ihr offiziell tödlich verunglücken. Eine großangelegte Suchaktion, die zur Entdeckung dieser Hohlräume führen könnte, kann ich nicht dulden. Ich kann Euch auch nicht entlassen. Dafür steht für mich zu viel auf dem Spiel. Wohin seid Ihr angeblich geflogen? Ihr mußtet Euch abmelden. Wieviel Zeit steht noch zur Verfügung, um mein Vorhaben glaubwürdig durchführen zu können?«
Er beruhigte sich und überlegte.
»Ich sollte mich weigern, Lurca!«
»Das solltet Ihr besser unterlassen. Wenn Ihr überfällig wer det; wenn Eure Offiziere und die Männer des hiesigen marsianischen Stadthalters Markhas unruhig werden, dann beginnt die Großaktion. Ihr seid ein zu wichtiger Geheimnisträger. In diesem Fall muß ich meine Position verlassen; Ihr bleibt jedoch betäubt inmitten der erschossenen Deneber zurück. Wenn man Euch anschließend findet, braucht Ihr Euch über Euer Schicksal sicherlich keine Sorgen mehr zu machen.«
»Wie habt Ihr die neuartige Ortungs- und Transmissionsabschirmung dieser Zentrale durchdringen können?« wollte er wissen. »Das gilt als unmöglich.«
»Ich bedanke mich für die Auskunft. Dadurch wird mir klar, weshalb die hier laufenden Maschinen von der marsianischen Raumüberwachung nicht ausgemacht werden können. Mir ist das sehr willkommen, denn auch ich gedenke einige Geräte einzuschalten. Folrogh, Ihr habt keine Zeit mehr zu verlieren! Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Kommandierender von Eurer Bedeutung über Gebühr und ohne Kontaktaufnahme verschwunden bleiben kann.«
Kulot hatte seine Behandlung beendet. Folroghs Arm wurde von einem bereits hart gewordenen Verband aus künstlichem Zellplasma umhüllt. Wenn sein Organismus nicht
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